Die schweren Regenfälle der letzten beiden Wochen haben aufgehört, jetzt bedroht Hurrikan Rina erneut mit Stürmen und Regenfällen die Karibikküste Mexikos und Zentralamerikas.
Der globale Klimawandel: Meteorologen sind sich einig in der Einschätzung, dass die großen Regenmengen, die über Zentralmerika niedergingen, ein Beispiel für extremere und unübliche Wetterereignisse als Folge des weltweiten Kilmawandels sind. Niederschlagsstatistiken weisen für die letzten zehn Jahre signifikant höhere Regenmengen über kurze Zeiträume aus als in den 40 Jahren davor. In El Salvador fielen im Oktober 2011 innerhalb einer Woche 1.200 mm Regen (Hurrikan Mitch brachte 1998 “nur” 860 mm im selben Zeitraum). Daher waren zeitweilig mehr als 10% des Landes überschwemmt.
Die CO2-Emissionen – vor allem der industrialisierten Länder – führen immer häufiger zu extremen Wettereignissen, die dann für die Menschen in ärmeren Regionen der Welt lebensbedrohlich sind. Eine Studie der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (CEPAL) listet Zentralamerika unter den besonders betroffenen Regionen der Welt, wo der Klimawandel die öffentlichen Haushalte in den kommenen Jahren massiv belasten werde. Anlässlich des Präsidentengipfels der Staatschefs der betroffenen Länder am 25. Oktober verwies Präsident Funes eindringlich auf diesen Zusammenhang. Er bezifferte die Schäden allein in El Salvador mit 1,5 Mrd. Dollar.
Die strukturelle Armut: Bilder und Videoclips aus El Salvador und anderen betroffenen Regionen zeigen eindeutig, dass die Armen und Ärmsten unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben. Die Villen und teuren Autos der Reichen stehen nicht in den schmutzigen Fluten. Es sind die Hütten der Armen, deren Bauweise aus Wellblech, Holzabfällen, Plastik und Pappe dem Regen nicht standhält. Vielfach stehen diese Hütten in besonders gefährdeten Gebieten, an Flussläufen und Abhängen, wo Überschwemmungen und Erdrutsche vorhersehbar sind. Auch in den Notunterkünften, häufig in Schulen eingerichtet, sieht man keine Angehörigen der Mittel- und Oberschicht, sondern Mütter mit Kindern, alte Menschen, die schon zu oft in ihrem Leben Katastrophen erlebt haben.
Weihbischof Rosa Chavez betonte diesen Zusammenhang, als er erklärte, dass die Regenfälle “die wirtschaftliche Verletzlichkeit, die Armut vieler unserer Landsleute” zeige. Diese lebten gefangen in einer Situation der “sozialen Verletzlichkeit, die von strukturer Ungerechtigkeit und ökologischer Verletzlichkeit geprägt” sei. Schuld daran sei “die ungezügelte Ambition gegen die Schöpfung Gottes”.
Die Rolle der Wasserkraftwerke: Die Wasserkraftwerke am Oberlauf des Lempa werden immer wieder für die Flutwellen am Unterlauf und in den Küstenebenen verantwortlich gemacht. Wenn sich das Staubecken des Kraftwerks „15 Septiembre“ aufgrund des Regens füllt, werden enorme Wassenmengen abgelassen, um den Druck auf die Dämme zu verringern. Allerdings kann man schwer beurteilen, wie die Situation ohne Staudämme wäre. Vor allem aber ist das Land auf die elektrische Energie aus Wasserkraft angewiesen.
Risiko-Management: Die von Überschwemmungen und Erdrutschen gefährdeten Regionen und Zonen sind bekannt, weil es dort immer wieder zu Überschwemmungen und Erdrutschen kommt. Die rechtzeitige Evakuierung der Menschen aus diesen Regionen hat dieses Mal gut funktioniert, so dass trotz des Ausmaßes der Naturkatastrophe die Opferzahlen gering blieben. Es gibt jedoch zu wenige Mittel und Projekte, Menschen und ihre Ansiedlungen schon im Vorfeld zu schützen, etwa durch die Sanierung und Verstärkung der Dämme oder die Sicherung Abrutsch gefährdeter Hänge.
Allerdings gibt es auch Positives zu vermelden: Die Evakuierung und die Bereitstellung von Notunterkünften hat ziemlich reibungslos funktioniert. Auch die Verteilung von Hilfsgütern ist schnell angelaufen. Neben ärztlicher Betreuung gibt es auch psychologische Unterstützung. Die Solidarität innerhalb El Salvadors ist beeindruckend. Viele Betroffene lobten die Arbeit der Regierung, die sich von den Erfahrungen mit den ARENA-Regierungen deutlich unterscheidet. Vor allem hat die Regierung größte Transparenz bei Verteilung der eingehenen Hilfsgüter (u.a. aus Brasilien, Venezuela, Brasilien, Mexiko, Deutschland und Taiwan) versprochen, um Korruption auszuschließen.
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