Die Umweltschäden durch das Ölleck vor der Küste Brasiliens sollen weitaus größer sein als der verantwortliche US-Konzern Chevron behauptet. Dies erklärte Rios Umweltminister Carlos Minc am Freitag (18.) in einem TV-Interview. Der ehemalige brasilianische Umweltminister unter der Lula-Regierung reagierte damit auch auf die Äusserungen von Brasiliens Energieminister Edison Lobão. Dieser hatte am Donnerstag (17.) noch betont, ein Ölaustritt sei zwar „keine schöne Sache“, das Leck sei jedoch „nicht so schlimm wie behauptet“.
Minc betonte, er selbst sei über den rund 120 Kilometer vor der Stadt Campos im Norden des Bundesstaates liegenden Ölteppich geflogen und habe zudem die von der brasilianischen Weltraumbehörde Inpe angefertigten Satellitenaufnahmen begutachtet. Dabei habe er das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe erkannt. Er forderte in diesem Zusammenhang weitaus härtere Strafen, als es das brasilianische Umweltgesetz vorsehe. Die Region ist seiner Aussage nicht nur für den Fischfang wichtig, auch sei sie Lebensraum der Buckelwale, Zügeldelfine und großen Tümmlern. Nach letzten Angaben ist der Ölteppich derzeit rund 8 Kilometer lang und bis zu 300 Metern breit.
Ausgelöst wurde die Ölpest vermutlich durch einen Vorfall bei einer Probebohrung Anfang November. Dabei ist in rund 1.200 Metern Tiefe eine bislang nicht näher bestimmbare Menge an Öl ausgetreten. Entdeckt wurde der Zwischenfall am 10. November. Dabei könnten Probebohrungen in dem als „Ölfeld Frade“ bekannten Gebiet den unterirdischen Druck so stark erhöht haben, dass das Öl an anderer Stelle austrat. Während Chevron zunächst von 650 Barrel (je 159 Liter) ins Meer gelangten Öl sprach, gehen Spezialisten aufgrund der Größe des Teppichs von mindestens 2.300 Barrel aus. Der US-Geologe John Amos sprach derweil sogar von bis zu 15.000 Barrel.
Chevron hat nach Angaben von Brasiliens Nationaler Erdölagentur ANP erfolgreich mit der Versiegelung des Lochs begonnen. Die Öffnung soll dabei aufwendig mit Schlamm und Zement verschlossen werden. „Priorität hat jetzt, das Entweichen des Öls unter Kontrolle zu bringen. Die Zementierung des Bohrlochs geht in vier Etappen vor sich, und die erste ist erfolgreich abgeschlossen“ so ANP-Generaldirektor Haroldo Lima.
Davon unbeeindruckt haben am Freitag mehrere Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace vor der Chevron-Zentrale in Rio de Janeiro auf die Ölpest vor der brasilianischen Küste aufmerksam gemacht. In schmutzigen Overalls und mit Schutzbrillen bekleidet verschütteten sie vor dem Gebäude eine schwarze Flüssigkeit aus mit Chevron beschrifteten Tonnen. Weitere Aktivisten hielten Transparente mit der Aufschrift „Chevron: dein Schmutz, unser Problem“ hoch. Chevron reagierte umgehend auf die Aktion und liess über die Pressestelle ausrichten, dass die Versiegelung des Loches derzeit die höchste Priorität innerhalb des Unternehmens besitze.
Das Ölfeld Frade liegt im Santos-Becken rund 370 Kilometer nordöstlich von Rio de Janeiro. Dort werden täglich rund 79.000 Barrel Öl gefördert. Chevron ist zu 51,7 Prozent an der Ausbeutung beteiligt, 30 Prozent hält das brasilianische halbstaatliche Mineralölunternehmen Petrobras. Zudem ist ein japanisches Unternehmen mit 18,3 Prozent an dem Konsortium beteiligt. Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff hat inzwischen die vollständige Aufklärung der Vorfalls angeordnet.
Immerhin geschieht wiederholt solche Unfall. Es ist bestimm auf Menschenfehler/human error zurueck zu fuehren.