Eines der seltenen Feuchtgebiet-Ökosysteme in der Chihuahua-Wüste im Norden Mexikos ist in ernsthafter Gefahr zu verschwinden. Das 200 Kilometer lange Valle de Cuatro Ciénegas – „Tal der vier Sümpfe“ – befindet sich 1.000 km nördlich von Mexiko-Stadt und ist ein komplexes System von alten Feuchtgebieten mit mineralreichen Quellen, Bächen, Seen und Sümpfen mit türkisfarbenen Pools. Unzählige kristallklare Teiche bilden natürliche Aquarien und bieten wichtige Informationen über die Entstehung des Lebens auf der Erde – und sogar über mögliches Leben auf dem Mars.
Aus dem Ökosystem mit seiner einzigartiger Fauna und Flora wird immer mehr Wasser für die ansässigen landwirtschaftlichen Betriebe gewonnen. Wissenschaftler vor Ort warnten davor, dass dieses einzigartige Fenster mit Blick in die Vergangenheit des Lebens verschwinden könnte. „Anstatt zu versuchen die Funktionen des Ökosystems zu verstehen, beuten die Behörden das Gebiet gnadenlos aus“, erklärt Valeria Souza, Forscherin am Ökologie-Institut der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM).
Die außergewöhnliche Artenvielfalt und Anzahl endemischer Arten machen das Ökosystem so einzigartig wie die ecuadorianischen Galapagos-Inseln. Das Becken des Naturschutzgebietes umfasst 84.350 Hektar und ist Heimat von mehr als 70 endemische Arten, die nirgendwo sonst auf der Erde gefunden werden. „Eine Menge Wasser wird täglich entfernt und zur Bewässerung in andere Täler transportiert. Seit dem Jahr 2000 hatten wir mehrere nasse Jahren und der Grundwasserspiegel hatte ein optimales Niveau. Dieses Jahr war sehr trocken und das Tal ist durch die wachsende Extraktion von Oberflächen-und Grundwasser zur Bewässerung der Landwirtschaft bedroht“, erklärte Francisco Valdés, Umweltschützer und Professor an der öffentlichen Universität La Laguna in der Stadt Torreón, nahe dem Naturschutzgebiet.
Etwa 500.000 Stück Vieh weiden auf dem Gebiet und produzieren sieben Millionen Liter Milch pro Tag für den heimischen Markt und für den Export. Experten gehen davon aus, dass für die Produktion von einem Liter Milch rund 2.500 Liter Wasser benötigt werden. Cuatro Ciénegas ist einer der 55 prioritären Feuchtgebiete in Mexiko, die durch ein zwischenstaatliches Abkommen über die Erhaltung und sinnvolle Nutzung von Feuchtgebieten und deren Ressourcen seit 1975 geschützt sind. US-Wissenschaftler bezeichnen das Gebiet in Bezug auf seinen früheren Zustand inzwischen als totes System. „Mindestens drei Arten von Fischen und zwei Arten von Schnecken, die möglicherweise nur hier vorkamen, wurden ausgerottet“, geht aus einem Bericht der UNESCO hervor.
Wissenschaftler warnen, dass das Ssytem unter den aktuellen Bedingungen keine zwei Jahre überleben wird. Eine Online-Petition wurde gestartet, um das vom Untergang bedrohte Ökosystem zu retten. Bisher wurden nur wenig mehr als 3.000 Unterschriften gesammelt, die Zukunft des Valle de Cuatro Ciénegas ist ungewiss.
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