Lateinamerika: Markt für gepanzerte Fahrzeuge hat Hochkonjunktur

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Datum: 01. Dezember 2011
Uhrzeit: 10:12 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Redaktion
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► Kunden kommen auf die Warteliste

Gewalt und Unsicherheit in den lateinamerikanischen Megastädten führt dazu, dass der Markt für gepanzerte Fahrzeuge kräftig boomt. Venezuela und Brasilien, konfrontiert mit einer zunehmenden Zahl von Entführungen, Überfälle und Morde, haben sich zu einem der am schnellsten wachsenden Märkte für gepanzerte Fahrzeuge in Lateinamerika entwickelt. Der neueste Trend einer wachsenden städtischen Mittelschicht ist das Nachrüsten von Privatfahrzeugen mit kugelsicheren Fenstern.

Verschiedene Umfragen belegen, dass die Kriminalität in Venezuela ausartet. Laut der jüngsten UN-Studie hat das Land eine der höchsten Mordraten der Welt, die Hauptstadt Caracas ist die gefährlichste Stadt Lateinamerikas. Der jüngste Entführungsfall von Baseball-Profi Wilson Ramos ist ein weiterer Anlass dafür, dass die wohlhabende Bevölkerungsschicht das Heft selbst in die Hand nimmt. Nach Berichten von „Insidern“ hat sich die Anzahl der Bodyguards in den letzten fünf Jahren um über siebzig Prozent erhöht. Inzwischen ist es üblich, dass Kinder von wohlhabenden Geschäftsleuten mit bewaffneten Chauffeuren zum Schulunterricht gebracht werden.

„Nachdem ich mehrfach in meinem Auto ausgeraubt und beschossen wurde, habe ich mich zur Panzerung meines Fahrzeugs entschlossen. Die kugelsicheren Scheiben meiner Limousine halten einer 44er Magnum stand, die Umrüstung hat mich mehr als 20.000 US-Dollar gekostet“, teilt der venezolanische Geschäftsmann Dumas Rojas mit. Da seine Frau und zwei kleine Kinder vor wenigen Wochen überfallen wurden, ließ Rojas den Jeep seiner Ehefrau ebenfalls nachrüsten. „Persönliche Sicherheit ist unbezahlbar. Es ist traurig, dass in unserem Land solche Maßnahmen notwendig sind“, so Rojas.

Francisco Belisario hat sich darauf spezialisiert, Fahrzeuge mit Kevlar, Stahl-und kugelsicheren Fenstern nachzurüsten. „Ich kann mich nicht beklagen. Die Aufträge für die Panzerung von Fahrzeugen in Venezuela nimmt um rund 100 Prozent jährlich zu“, so Belisario. Nach seinen Worten eröffnete er seinen ersten „Spezial-Shop“ vor knapp drei Jahren in Cagua, einer Stadt etwa 70 Kilometer südwestlich von Caracas. In seiner Werkstatt wimmelt es von kolumbianischen Arbeitern, mehrere Jeep Cherokees, Chevrolet Silverado und Range Rover werden umgerüstet. Das Geschäft floriert, inzwischen gibt es sogar eine Warteliste.

Das venezolanische Nachbarland Kolumbien war durch einen lang anhaltenden Drogenkrieg und dem andauernden Konflikt mit Rebellen-Gruppen ein Pionier bei der Herstellung/Umrüstung von gepanzerten Fahrzeugen. Inzwischen wird das Land bei der jährlichen Produktion von Spezialfahrzeugen von Venezuela übertroffen. „In Venezuela werden in diesem Jahr rund 1.800 Fahrzeuge mit kugelsicheren Fenstern ausgestattet, in Kolumbien 1.400“, berichtet Horacio Zuniga, Geschäftsführer des in Bogota beheimateten Spezialglas-Herstellers Glassek. Laut Zuniga ist der Markt in Kolumbien am abflachen, da die zahlungskräftige Klientel ihre Fahrzeuge bereits umgerüstet hat. „Wir können uns allerdings nicht beklagen, inzwischen exportieren wir nach Afghanistan, Irak und Mittelamerika“, teilt Zuniga mit.

In Brasilien, einem Land mit über 190 Millionen Menschen, sind die Verkäufe von gepanzerten Fahrzeugen von 3.045 im Jahr 2004 auf 7.332 im Jahr 2010 gestiegen. Nach Angaben des brasilianischen Rüstungsverbandes sind etwa 85 Prozent der Kunden Geschäftsleute, die Angst vor Straßenkriminalität und sogenannten „Blitz Entführungen“ im Stau oder an Ampeln haben. „Ein gepanzertes Fahrzeug ist eine starke Abschreckung. Die meisten Täter wissen, wann sie ein gepanzertes Auto vor sich haben und halten sich fern von ihm“, erklärt Jose Jacobson, Präsident der größten privaten Sicherheitsfirma Guarda Patrimonial.

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  1. 1
    Martin Bauer

    Da soll mal noch einer sagen, in Venezuela gäbe es keine aufwärtsstrebenden Brachen! Auch die Funerarias, die Beerdigungsinstitute, haben Hochkonjunktur und bauen einen Trauerpalast nach dem anderen.

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