Brasilien hat im Jahr 2011 Großbritannien überholt und ist zur sechstgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen. Das Ergebnis einer Studie des Londoner Forschungsinstituts CEBR wurde am Montag (26.) von Brasiliens Finanzminister Guido Mantega bestätigt. Seiner Aussage nach werde Brasilien vermutlich bereits 2013 oder 2014 auch noch an Frankreich vorbeiziehen, der Internationale Währungsfonds IWF geht derweil von 2015 aus. Das Bruttoinlandsprodukt BIP der größten Nation Südamerikas lag in diesem Jahr bei 2,5 Billionen US-Dollar.
„Brasiliens Wirtschaft wächst doppelt so schnell wie in den europäischen Ländern“ betonte Mantega bei der Vorstellung der Zahlen in São Paulo. In diesem Jahr gehe er von einem Wachstum des Bruttoinlandproduktes zwischen 3,0 und 3,5 Prozent aus. Für das kommende Jahr prognostiziert sein Ministerium ein Wachstum zwischen 4 und 5 Prozent, die brasilianische Zentralbank legte mit 3,5 Prozent eine etwas vorsichtigere Prognose vor. Die Zeiten des Mega-Aufschwungs sind damit jedoch erst einmal vorbei. Im Jahr 2010 hatte das BIP in Brasilien noch um 7,5 Prozent zugelegt.
Auch wenn sich Brasilien nun hinter den USA, China, Japan, Deutschland und Frankreich positioniert hat, europäischer Lebensstandard bleibt für die meisten Brasilianer in weiter Ferne. Laut Mantega, der nicht ausschließt, irgendwann vielleicht auch Deutschland überholen zu können, ist Brasilien beim Pro-Kopf-Einkommen noch weit vom Niveau der reichsten Länder entfernt. Dies werde vermutlich noch zehn oder zwanzig Jahre dauern.
„Brasilien hat die europäischen Länder im Fußball lange Zeit geschlagen, aber in der Wirtschaft ist das ein neues Phänomen“, so Douglas McWilliams von der CEBR. Vor allem der Bankencrash 2008 und die nachfolgende Rezession seien die maßgeblichen Faktoren für den „Abstieg“ Großbritanniens, setzt der Wirtschaftsexperte nach. Auch Peter Slowe, ehemalige Wirtschaftsberater der britischen Regierung, sieht in Brasilien auch zukünftig eine noch stärker werdende Wirtschaftsmacht. Das Land verfüge über eine große Vielfalt von natürlichen Ressourcen wie Öl vor der Küste oder Mineralien und Erze im Amazonasgebiet und in seiner Gesamtheit habe es das Potential entfalten können, Großbritannien zu überholen.
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