Nachdem nichts Dringendes mehr anstand, konnten wir uns endlich die Zeit nehmen, für die Pferde einen Offenstall zu bauen. Vom nahen Sägewerk besorgten wir Dielen und Balken. Das Übrige wie Wellblech fürs Dach, Ziegelsteine für die Mauern und das Kleinmaterial bestellten wir im Baugeschäft in Scarborough. Den richtigen Platz für den Stall fanden wir auf einer kleinen Anhöhe nahe dem Meer. Dort herrschte immer eine leichte, kühlende Brise. Nach tagelanger harter Arbeit war der Offenstall fertig gestellt. Nun konnten die Ausreißer uns nachts nicht mehr um den Schlaf bringen.
Schwierig war es, Einstreu für die Ställe zu besorgen. Das Gras unserer Koppel wurde ja komplett von den Pferden abgefressen. Die Arbeiter einer nahen Schaffarm brachten das Stroh ihrer Ställe stets mit einem Traktor an die gleiche Stelle im Busch zum Entsorgen. Da es relativ sauber war, fragten wir dort nach, und erhielten die Erlaubnis, das Stroh zu nehmen. Also wateten wir mit unseren beiden Schubkarren durch den Fluss und marschierten zu der Stelle, wo das Stroh lagerte. Auf dem Rückweg waren die Schubkarren so voll beladen, dass wir nicht mehr drüber schauen konnten. Wir banden die Strohladungen mit Stricken fest, damit wir unterwegs nicht die Hälfte verloren. Trotz aller Vorsicht passierte es immer wieder, dass eine Schubkarre das Übergewicht bekam und umkippte. Meistens geschah dies an der steilen Uferböschung, und die ganze Ladung landete dann im Wasser. Oft genug legte ich mich einfach dazu, um mir nach dieser Knochenarbeit etwas Kühlung zu verschaffen.
Am Abend bereiteten wir stets für jedes der Pferde einen Eimer mit Futter zu. Dieses bestand aus Trockenfutter vermischt mit Salz, Melasse und Wasser. Das Salz war wichtig, weil sie tagsüber eben auch sehr viel schwitzten. Die Melasse wurde aus Zuckerrohr hergestellt, war klebrig und süß wie Honig. Diesen Brei liebten die Pferde über alles. Wenn sie uns mit den Eimern in Richtung Stall laufen sahen, dann rannten sie so schnell sie konnten hinter uns her. Diese Leckerei war stets das „Betthupferl“ für die Pferde und bedeutete gleichzeitig Stalleinschluss. Danach begann dann auch für uns der Feierabend.
Einmal war ich beim Füttern unaufmerksam. Mein Pferd war so gierig auf den Futtereimer, dass er mit seiner Brust ungeduldig gegen die Stalltüre drückte. Mein Finger, der zwischen Tür und Wand eingeklemmt wurde, sah schlimm aus. Im ersten Moment dachte ich, der Finger sei abgerissen, so aggressiv war der Schmerz. Der Nagel war sofort blau und der Finger blutete stark. Nachdem ich mit Eis gekühlt hatte, ließ der Schmerz etwas nach. Ich legte einen festen Verband an, da ich mir sicher war, dass der Knochen gebrochen war. Der Gedanke zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen kam mir nicht eine Sekunde in den Sinn. Weder zum einen noch zum anderen hatte ich Vertrauen. Aber bis heute habe ich ein Andenken an diesen Unfall, da dieser Finger etwas krumm geblieben ist.
In der Regenzeit, von etwa Mai bis Dezember, geschah es oft, dass sich schlagartig Wolkenbrüche ergossen. Wir konnten immer sehr gut beobachten, wie diese Regengüsse vom Regenwald her wie eine dunkle Wand auf uns zu trieben. Schien im einen Moment noch die Sonne, so setzte dieser Regen so plötzlich und heftig ein, dass man keine Chance hatte, auch nur ein paar Schritte zu einem Unterstand zu laufen. Man war innerhalb von wenigen Augenblicken nass bis auf die Haut. Dies war nicht schlimm, denn einerseits war der Regen genau so schnell wieder vorbei wie er eingesetzt hatte, und andererseits war es warmer Regen.
Während unsere beiden anderen Pferde diese Erfrischung zu lieben schienen, mochte unser Pony Apollo sie nicht. Er registrierte stets sofort, wenn sich so eine Regenwand auf uns zu bewegte, und galoppierte dann, was das Zeug hielt zum Stall. Dort wartete er unter dem schützenden Dach bis der Regen vorbei war, um sich danach wieder seiner Herde anzuschließen. Es gab keinen besseren Regenmelder als unseren Apollo. Das Bad im Fluss dagegen liebten alle unsere Pferde sehr. Dort unten im Flussbett war es angenehm, da die hohen Bäume am Ufer ausreichend Schatten spendeten. Der Fluss führte das ganze Jahr über Wasser, das herrlich kühl und glasklar war, da es direkt aus dem Regenwald kam. Doch so schön sauber, wie die Pferde anschließend waren, blieben sie nicht. Nach dem Bad suchte sich jeder eine möglichst schmutzige Stelle, um sich zu wälzen. Entsprechend eingesaut sahen sie anschließend aus. Diese feuchte Dreckschicht diente ihnen zur Kühlung.
So anstrengend aber auch schön waren unsere Tage als „Farmer“.
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