In einem Interview mit dem wöchentlich erscheinenden amerikanischen Nachrichtenmagazin Time hat der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez als Faktor der Stabilität bezeichnet.
„Ich hoffe nicht, dass Hugo Chávez stirbt. Im Moment ist er ein stabilisierender Faktor. Durch seinen Tod würde Venezuela und die gesamte Region instabil“, so das kolumbianische Staatsoberhaupt.
In dem Interview, von dem Auszüge am Vorabend des Amerika-Gipfels veröffentlicht wurden, zeigte er sich vom „zentristischen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus“ überzeugt. Polarisierung der Gesellschaft bezeichnete er als „perfektes Rezept für den Misserfolg“. Nach seinen Worten sollten die USA mehr Wert auf die Bedeutung von Lateinamerika legen. „Wir brauchen einander, allerdings befinden wir uns momentan in einer Einbahnstraße“.
Die Beziehungen zwischen Kolumbien und den USA bezeichnete er als besonders gut, ebenfalls das persönliche Verhältnis zu Barack Obama. „Obama und ich haben eine gute Chemie. Washington bestätigte mir, dass sie unsere neuen guten Beziehungen mit unseren Nachbarn begrüßen- und meine Nachbarn schätzen meine guten Beziehungen zu den USA. Wir sehen uns als Brücke zwischen den USA und den lateinamerikanischen Ländern“.
Santos kommt reichlich spät, mit seiner Erkenntnis. Bereits im Juli 2011 hatte ich das Thema in einem Artikel diskutiert ( Venezuela: Gott danken, dass Chávez noch lebt? ), wobei ich mich widerum auf einen Artikel der Deutschen Welle vom Juni 2011 bezog. Dem gingen Analysen von europäischen Geheimdiensten vorraus, die nun mehr fast ein Jahr alt sind.
Und noch immer gilt: Auf die Stabilität und auf alles andere, was uns Chávez gibt, ist gehustet! Jeder Tag mit ihm wirft die Menschen weiter zurück. Venezuela und die Region müssen sich selber neu finden und neu definieren. Ohne Risiko und mit Chávez geht das nicht.
Hierbei ist die Unterstützung der USA alles andere als hilfreich und von klar denkenden Menschen unerwünscht. Dank deren „Wohlwollen“ befindet sich Latein Amerika seit Generationen in der Situation desolater Hilflosigkeit und lebt mit den Alternativen Pest und Cholera, also der Wahl zwischen der Ausbeutung und Verdummung entweder durch U.S. Konzerne oder durch linke Revolutionäre.
Wenn sich die Südamerikaner schon einer anderen Macht zur Kooperation zuwenden, sollten sie es zur Abwechslung mal mit Europa versuchen, denn dort hat der grösste Teil seiner Bevölkerung Wurzeln. Das sollte dann aber nicht vorzugsweise Spanien und Portugal sein, denn diese Länder haben es bis heute selber zu nichts gebracht und blicken trotzdem auf Latein Amerika mit kalter Verachtung herab. Latein Amerika braucht neue Wege. Nicht immer wieder die selben Blutsauger.