Wie soll die Welt in 20 oder 30 Jahren aussehen? Wie kann ökologisch sinnvoll gewirtschaftet werden? Welche Rahmenbedingungen in Hinblick auf Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit sind dafür notwendig? Auf all diese Fragen will die Weltgemeinschaft während der UN-Nachhaltigkeitskonferenz Rio+20 nach Antworten suchen. Am heutigen Mittwoch (13.) startete nun die zehntägige Mammutveranstaltung im streng abgeschirmten Kongresszentrum Riocentro im Süden Rio de Janeiros.
In den kommenden Tagen werden Delegationen aus fast allen der 193 UN-Mitgliedsstaaten über „grüne Wirtschaft“ und „Nachhaltigkeit“ diskutieren und dabei versuchen, ein Abschlußdokument auszuarbeiten, über welches am Ende im Beisein von über 100 Staats- und Regierungschefs abgestimmt werden soll. Die gefassten Beschlüsse sollen nach Vorstellung der Zivilgesellschaft und zahlreicher Nichtregierungsorganisatonen verpflichtende Leitlinien für die kommenden Jahrzehnte vorgeben.
Ob es jedoch soweit kommen wird, bleibt abzuwarten. Zu groß sind noch die unterschiedlichen Auffassungen, was „Green Economy“ überhaupt bedeutet, zu wage die Formulierungen beim notwendigen Schutz der Ressourcen des Planeten oder bei der Einhaltung von Menschenrechten. Trotzdem dürfte Rio+20 eine der größten Konferenzen darstellen, welche die Welt je gesehen hat.
Über 100.000 Teilnehmer werden bis zum 22. Juni zu den täglichen Diskussionsrunden, Foren und Dialogveranstaltungen erwartet, darunter rund 50.000 Besucher aus dem Ausland. Neben der offiziellen UN-Konferenz, bei der fast 500 Nebenveranstaltungen für einen prallen Terminkalender sorgen, wird im Zentrum der Millionenmetropole parallel dazu der „Volksgipfel“ veranstaltet. Dieser alternative Gipfel will vor allem auf die fortschreitende Umweltzerstörung, den Klimawandel und Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen und der Politik Vorschläge für eine bessere Zukunftsgestaltung an die Hand geben.
Der Mittwoch stand jedoch ganz im Zeichen der Eröffnung von Rio+20. Der UN-Generalsekretär für Rio+20, Sha Zukang sowie der brasilianische UN-Botschafter für Rio+20, Luiz Alberto Figueiredo Machado, stellten sich am Mittag Ortszeit den bereits zahlreich angereisten Pressevertretern aus aller Welt. Beide versuchten trotz der teilweise festgefahrenen Verhandlungen in Hinblick auf das Abschlußdokument, Zweckoptimismus zu verbreiten.
25 Prozent des Dokuments seien bereits fertig verhandelt, erklärte Machado wenig überzeugend. Dies sei ein vernünftiger Fortschritt im Hinblick auf den Beginn der insgesamt 10-tägigen Konferenz. Er zeigte sich zuversichtlich, dass auch der Rest in den kommenden Tagen zum Abschluss kommen werde. Machado verwies in diesem Zusammenhang auf den Erdgipfel von 1992, wo die Beschlüsse ebenfalls erst in den letzten Tagen der Konferenz ausgearbeitet wurden.
Dass die Beschlüsse zwar vermutlich keinesfalls verpflichtend sein werden aber die jeweiligen Länder unter Handlungszwang setzen sollen, versuchte Zukang zu vermitteln. „Wir arbeiten an einem politischen Ergebnis. Dieses wird, nachdem eine Übereinkunft gefunden wurde, von den Ländern dann ratifiziert werden. Es ist zwar kein rechtskräftiges Dokument, jedoch eine politische Übereinkunft. Und daher muss es anschließend von den Staaten unterzeichnet werden“, so der UN-Generalsekretär für Rio+20 abschließend.
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