Bei der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung Rio+20 in Brasilien wird seit Mittwoch intensiv über ein mögliches Abschlußdokument diskutiert. Glaubt man den Meinungen in den Delegationen, verlaufen die Verhandlungen im Kongresszentrum Riocentro mehr als zäh. Auf der anderen Straßenseite sieht die Situation schon deutlich entspannter aus. Dort im heutigen „Athletenpark“, der im vergangenen Jahr als Veranstaltungsstätte für das Musikfestival „Rock in Rio“ diente, präsentieren sich derzeit Brasilien und viele weitere Länder von ihrer umweltbewussten Seite.
Auch Deutschland ist dort mit einem kleinen Pavillon vertreten, der ganz im Zeichen von „10 Jahre Nachhhaltigkeit Made in Germany“ steht. Verantwortlich für die Präsentation ist Friedrich Prot von Kunow. Der Berufsdiplomat war von 2004 bis 2009 deutscher Botschafter in Brasília und ist auch nach seiner Pensionierung weiter für die Bundesregierung tätig. Mit IAP / agência latina press sprach er über die möglichen Ziele der Konferenz und erläuterte, warum die Jugend mehr Mitspracherecht erhalten sollte.
Herr von Kunow, im Rahmen von Rio+20 ist Deutschland hier mit einem Stand präsent. Welchem Zweck dient er?
Wir wollen hier den nachhaltige Schutz der Umwelt nahebringen. Und das gelingt mit diesem Pavillon und den Veranstaltungen, die wir hier regelmäßig durchführen.
Also hat die Präsenz der deutschen Bundesregierung den Zweck, den anderen Ländern zu zeigen, was Nachhaltigkeit in Deutschland bedeutet?
Einmal, was Nachhaltigkeit in Deutschland bedeutet. Das heißt, was wir in Deutschland machen und dann aber natürlich auch, was wir außerhalb Deutschlands tun. Wir sind ja nicht nur über das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Anm.d.Red.), sondern über die ganzen Programme in den Vereinten Nationen weltweit im Umwelt- und Klimaschutz organisiert. Wir beraten, wir geben auch finanzielle Hilfe. All die Möglichkeiten, die die wirtschaftliche Zusammenarbeit bietet, nutzen wir natürlich auch zum Klimaschutz. Auch in Ländern, mit denen wir keine Entwicklungshilfezusammenarbeit haben, dann jedoch über die Organisation der Vereinten Nationen.
Sie legen hier eine Broschüre aus: 10 Jahre Nachhaltigkeit „Made in Germany“. Darin wird unter anderem geschrieben, dass Nachhaltigkeit Chefsache ist. Jetzt hat Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Teilnahme abgesagt. Können sie diese Entscheidung nachvollziehen und welche Gründe sehen sie dahinter?
Da müssen Sie natürlich die Bundeskanzlerin fragen. Ich kann nur sagen, wenn man sich die Situation in Europa ansieht, mag es schon Gründe geben, warum aktuell eine Bundeskanzlerin glaubt, dass sie in Europa noch wichtiger ist als hier.
Aber noch einen Tag vor der Konferenz ist sie beim G20-Gipfel in Mexiko, also in der Region …
Ja, aber die Abwesenheit in Europa nimmt dann damit zu. Aber das müssen sie die Kanzlerin selber fragen.
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