In Rio de Janeiro hat am Mittwochmorgen der mit Spannung erwartete UN-Gipfel für Nachhaltige Entwicklung begonnen. Auf der größten UN-Konferenz aller Zeiten werden in den kommenden Tagen mehr als 100 Staats- und Regierungschefs Lösungen für eine grüne Wirtschaftsentwicklung, Hungerbekämpfung und zunehmende Umweltzerstörung suchen.
Planmäßig eröffnete UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon den ersten von drei Verhandlungstagen, nach den ersten Ansprachen sind unter anderem Diskussionengruppen am „runden Tisch“ vorgesehen. Als Respekt für die junge Generation kam zu Beginn eine 17-jährige Schülerin aus Kanada zu Wort, welche anmahnte, dass die Versprechungen vom Weltgipfel 1992 bislang keinesfalls erfüllt wurden. Ihrer kurzen Ansprache war zudem anzumerken, dass Sie mit vielen Punkten des mühsam ausgehandelten Abschlusspapieres nicht einverstanden ist. „Sind Sie hier, um das Gesicht zu wahren oder um uns zu retten?“ fragte Sie in die Runde der 193 UN-Mitgliedsstaaten.
Die Konferenz steht unter massiven Sicherheitsvorkehrungen, schon am frühen Morgen wurde das Kongressgelände im noblen Stadtteil Barra de Tijuca weiträumig abgesperrt. Vor dem Hauptpavillon drängten sich derweil Reporter und Kamerateams, die Regierungvertreter benutzen jedoch erwartungsgemäß den Hintereingang. Nur wenige liessen sich später für Interviews vor der Halle blicken, unter anderem Nadschib Miqat, Premierminister des Libanon.
Besondern die Abschlussdeklaration steht unter starker Kritik. Umweltschutzverbände bemängeln unter anderem, dass das UN-Umweltprogramm UNEP nicht zu einer eigenständigen Behörde aufgewertet werden soll. Jugendelegierte protestierten im Vorfeld zum Wegfall der geplanten UN-Hochkommissars für Nachhaltige Entwicklung, dem Vertreter der zukünftigen Generationen bei den Vereinten Nationen.
Nach dem Drängen der brasilianischen Regierung das Dokument unbedingt noch vor Beginn der Hauptkonferenz fertigzustellen, darf kaum damit gerechnet werden, dass das Paket auf höchster politischer Ebene noch einmal aufgeschnürt wird. Größere Änderungen dürfte das Papier daher in den kommenden Tagen nicht mehr erfahren.
Die Idee der UN ist hervorragend und unverzichtbar. Was daraus gemacht wurde, stinkt zum Himmel. Die paar aufrechten Demokraten, zwischen den Lobbyisten von Grosskonzernen der Rüstungs- und Nahrungsmittelindustrie und Vertretern geisteskranker Diktatoren, haben keine Chance, irgend etwas zu bewegen. „ICH lebe JETZT, und nach mir die SIntflut!“ ist noch immer das dominierende Motto, verdeckt von süssen Sprüchen, die keiner ernst nimmt.