Lateinamerika: Maßnahmen gegen Biopiraterie

Datum: 07. Dezember 2012
Uhrzeit: 14:18 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Indigene Völker gehen leer aus

Immer mehr neue Medikamente basieren auf Pflanzenextrakten oder pflanzlichen Wirkstoffen. Doch indigene Völker, die oftmals als erste die Heilkräfte bestimmter Pflanzen entdecken, werden selten an den Gewinnen beteiligt. Am Donnerstag verabschiedete der Entwicklungsausschuss einen Bericht der französischen Grünen-Abgeordneten Catherine Grèze über Maßnahmen gegen Biopiraterie.

Der Begriff Biopiraterie bezeichnet laut dem American Heritage Dictionary „die kommerzielle Weiterentwicklung natürlich vorkommender biologischer Materialien, wie zum Beispiel pflanzliche Substanzen oder genetische Zelllinien, durch ein technologisch fortgeschrittenes Land oder eine Organisation ohne eine faire Entschädigung der Länder bzw. Völker, auf deren Territorium diese Materialien ursprünglich entdeckt wurden“. Unter dem Namen Biopiraterie findet sich das Problem nicht nur in der Medikamentenbranche, auch Unternehmen, die neue Früchte und Gemüsesorten entwickeln, greifen auf traditionelle Pflanzen zurück.

Seit Jahrhunderten wurde das Rosafarbene Zimmerimmergrün (Catharanthus roseus) als traditionelles Heilmittel genutzt. Sein Wirkstoff findet sich seit kurzem auch in einem Medikament gegen Leukämie. Traditionelle pflanzliche Heilmittel sind für viele Pharmazeutik-Unternehmen zu einer wichtigen Quelle für neue Medikamente geworden. Die indigenen Völker, die oft als erste auf die Heilpflanzen aufmerksam werden, erhalten aber selten einen Anteil der Profite. Teilweise wird sogar ihr Zugang zu traditionellen Heilmitteln durch Industriepatente erschwert.

Kritiker fürchten dass solche Biopiraterie den wirtschaftlichen Fortschritt in Entwicklungsländern negativ beeinflussen könnte. Auch bevorzugt die aktuelle Gesetzeslage Firmen; traditionelles Wissen lässt sich hingegen nur schlecht schützen.

Um dieses Ungleichgewicht zu beheben, sollte es die EU den Entwicklungsländern leichter machen, das genetische Erbe ihres Landes und ihr traditionelles Wissen zu schützen, schlägt Catherine Grèze vor. Nach ihren Worten sollte sich die EU etwa dem UN-Nagoya Protokoll anschließen, mit dem die Profite aus genetischen Ressourcen fairer und gleichberechtigt verteilt werden sollen.

Auch die Vergabe von Patenten sollte neugeregelt werden. Wer ein Patent beantragt, müsste in Zukunft nachweisen, woher die neuen Inhaltsstoffe stammen und das sie auf faire und legale Weise bezogen wurden. Der Berichtsentwurf fordert auch, Entwicklungsländer bei der Schaffung von Einrichtungen zu unterstützen, die helfen traditionelle Wirkstoffe und genetische Ressourcen vor Ort zu nutzen.

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