Astronomen in der chilenischen Atacamawüste haben mit dem „Very Large Telescope“ der Europäischen Südsternwarte (ESO) wahrscheinlich zum ersten Mal einen Planeten direkt beobachtet, der noch in die dicke Scheibe aus Gas und Staub eingebettet ist, aus der er sich gerade bildet. Sollte sich diese Entdeckung bestätigen, wird sie unser Verständnis der Planetenentstehung deutlich vertiefen und es den Astronomen ermöglichen, momentan verfolgte theoretische Ansätze durch direkte Beobachtungen zu überprüfen.
Ein internationales Team unter der Leitung von Sascha Quanz von der ETH Zürich in der Schweiz hat die Gas- und Staubscheibe um den jungen Stern HD 100546 untersucht, der sich mit einer Entfernung von nur 335 Lichtjahren in relativer Nachbarschaft zu unserem Sonnensystem befindet. Die Forscher waren überrascht, als sie Anzeichen für einen Planeten fanden, der sich – eingebettet in die Materiescheibe um den jungen Stern – noch im Entstehungsprozess befindet. Dieser mögliche Planet wäre ein Gasriese, ähnlich dem Jupiter in unserem Sonnensystem.
Der mögliche neue Planet im HD 100546-System wurde unter Anwendung neuartiger Analysemethoden als schwacher Lichtfleck entdeckt – mit der adaptiven Optik NACO am Very Large Telescope der ESO. Die Beobachtungen wurden mit dem Koronografen von NACO durchgeführt, der im nahinfraroten Spektralbereich arbeitet und das gleißend helle Licht des Sterns ausblenden kann, das ansonsten an der Position des Protoplaneten-Kandidaten noch immer alles überstrahlen würde.
Das Paranal-Observatorium ist ein astronomisches Observatorium in der Atacamawüste im Norden Chiles, auf dem Berg Cerro Paranal. Dieser liegt etwa 120 km südlich der Stadt Antofagasta und zwölf Kilometer von der Pazifikküste entfernt. Die Atmosphäre über dem Gipfel zeichnet sich durch trockene und außergewöhnlich ruhige Luftströmung aus, was den Berg zu einem sehr attraktiven Standort für ein astronomisches Observatorium macht. Der Gipfel wurde in den frühen 1990er Jahren von seiner ursprünglichen Höhe von 2.660 Meter auf 2.635 Meter heruntergesprengt, um ein Plateau für das VLT zu schaffen.
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