In der Atacama, der trockensten Wüste der Welt, werden die Anden gnadenlos abgeräumt und das knappe Wasser und der teure Strom gewissenlos verschleudert. Die einheimischen Atacameños aber haben kaum Zugang zu beiden Gütern. Dies brachte fünf Indianerinnen aus drei verschiedenen Ethnien auf eine Idee, vielmehr: Die Sonne brachte sie dazu.
Das „dritte Land“ in den Anden
Als einstige Salpeter-Hochburg zu Beginn des XX Jh., beherbergt die Atacama die größten Vorkommen Chiles wichtigster Commodity und Einnahmequelle: Das Kupfer. Doch mit der Kupfer-Exploration stiess man auch auf Eisen, Phosphorit, strategische Sande, Silber und Gold – viel Gold!
Kritiker der großzügigen Minenkonzessionen, die die ehemaligen Präsidenten Carlos Menem und Eduardo Frei in den 1990er Jahren an rostoffgefrässige Konzerne austeilten, sprechen in Einzelfällen von einem „tercer país“. Mit dem sog. „dritten Land“ in den Anden ist v.a. die von US-amerikanischen Großbanken kontrollierte, in Kanada ansässige Barrick Gold gemeint, die im Grenzgebiet Pascua (Chile)-Lama (Argeninien) als Herrin über ein eigenes Imperium – das erste binationale Bergbauprojekt Lateinamerikas – mit der Ausdehnung von rund 500 Km2 auf 3.700 Meter über dem Meeresspiegel thront.
10.000 Arbeitsplätze würden durch das Projekt geschaffen, ein eigenes Krankenhaus mit hochmodernen Operationssälen soll in Betrieb gehen, die indianischen Anreinersiedlungen mit Schulen und Infrastruktur ausgestattet werden, heisst es in den Hochglanzbroschüren des Unternehmens.
Barrick Gold wird oft mit den Vorposten des British Empire in tiefen Asien verglichen: Sie verfügt über eine eigene Einwanderungsbehörde“, Zollabfertigung und betreibt die einzige, direkte Charterflugverbindung zwischen La Serena und Santiago de Chile, die ihre Angestellten hin und herjetet und nur selten einen vor Ort nicht gern gesehenen Journalisten einfliegt. Barrick Gold geniesst weitere Sonderrechte: Ein Doppelbesteuerungsabkommen sorgt dafür, dass das Unternehmen nicht in beiden Ländern Tribute zahlt und der Bergbauvertrag von 1997 sichert der Firma Exklusivrechte über das hier so knappe Wasser zu. Als Bedrohung der Souveränität Argentiniens und Chiles interpretieren Experten einen einmaligen Streich des Multis: Der internationale Vertrag setzt in beiden Ländern jene Artikel in der Verfassung außer Kraft, die das Wirtschaften ausländischer Unternehmen im internationalen Grenzbereich verbieten. Der Grund für das Misstrauen gegenüber Journalisten sind die zahlreichen in-und ausländischen Presseberichte über die von Barrick wegen der geplanten „Versetzung“ von Wasser spendenden Gletschern, die dem Abräumen „im Wege stehen“ und der potentiellen Verseuchung der – wie gesagt – sehr knappen Wasserressourcen, sowie verlorenen Gerichtsverfahren in Chile, die das Projekt Pascua-Lama 2012 zum Erliegen brachten.
Bergbau verschlingt 1/3 der chilenischen Energieerzeugung
Chile steht vor seinem grössten Dilemma zu Beginn des XXI Jh.: Wie den Energieverbrauch des stromverschleissenden Bergbaus auf der einen-, und die gerechte Energieversorgung seiner knappen Bevölkerung von 16. Mio. Einwohnern auf der anderen Seite gleichzeitig schadenlos zu sichern. Nachhaltigkeit ist in Chile noch ein Fremdwort, der Energieverbrauch schreibt hahnebüchene Zahlen: Die Bergbau-Multis verprassen 1/3 der gesamten Energieerzeugung, in weniger als zehn Jahren wird ihr Anteil am Gesamtverbrauch auf 45% projiziert. Der Brasilianer Eike Batista hatte Chile drei Kohlekraftwerke zur Stromversorgung in Atacama angeboten, doch Chiles Oberster Gerichtshof empfand die Technologie zu Recht als obsolet und umweltschädigend und erteilte dem Projekt keine Zulassung. Umweltfreundliche Solar-Energieunternehmen eifern nun um den chilenischen Markt. ESAtacama zum Beispiel baut einen Solarpark bei Cardones, der zunächst die “Mineras”-, und “später” auch 12.000 Haushalte mit Strom versorgen könnte. In Sierra Gorda plant die Regierung einen zweiten Solarpark.
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