Die Brasilianische Wahrheitskommission (Comissão Nacional da Verdade) will den Leichnam von Ex-Präsident João „Jango“ Belchior Marques Goulart (1961 bis 1964) exhumieren lassen. Goulart war nach seiner Absetzung über Uruguay nach Argentinien geflohen, wo er 1976 offiziell an einem Herzanfall verstarb. Es gibt aber auch auf Indizien gestützte Vermutungen, nach denen er vergiftet worden und ein Opfer der Operation Condor gewesen sein könnte. Unter dem Codenamen „Operación Cóndor“ operierten in den 1970er und 1980er Jahren die Geheimdienste von sechs lateinamerikanischen Ländern – Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay, Bolivien und Brasilien – mit Unterstützung der Vereinigten Staaten, mit dem Ziel, linke politische und oppositionelle Kräfte weltweit zu verfolgen und zu töten.
Die Wahrheitskommission wurde 2011 gegründet, um die Vorkommnisse während der Militärdiktatur von 1964 bis 1985 zu untersuchen und aufzuklären. In diesem Zeitraum sollen in Brasilien etwa 400 bis 500 Oppositionelle getötet worden sein. Bis 2011 wurden etwa 11.000 Opfer des Regimes finanziell entschädigt, allerdings wurden bisher keine Täter verurteilt. Ihren Abschlussbericht soll die Kommission 2014 präsentieren.
Die Amtszeit Goularts war von galoppierender Inflation und Polarisierung zwischen dem linken und dem rechten Lager geprägt. Hatte er schon eine durch Inflation und soziale Spannungen gelähmte Wirtschaft geerbt, so verschärften sich die sozialen Tumulte durch seine Umverteilungspläne weiterhin. Einer der Pläne Goularts war der Plano Nacional de Adultos, welcher zum Ziel hatte, zwei Millionen Erwachsenen das Lesen und Schreiben sowie etwas politische Bildung beizubringen. Er räumte auch Analphabeten das Wahlrecht ein.
Am 31. März 1964 wurde Goulart durch einen Militärputsch, der von den USA unterstützt wurde, seines Amtes enthoben. Truppen aus Minas Gerais marschierten in Richtung Rio de Janeiro, um den Erfolg des Staatsstreiches sicherzustellen. Das Militär setzte General Humberto Castelo Branco als Nachfolger Goularts ein. Der Leichnam des ehemaligen Präsidenten ruht seit 1976 auf dem Friedhof von São Borja, seiner Heimatstadt in Rio Grande do Sul (Grenze zu Argentinien).
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