Nach rund 20 vergeblichen Ausreiseversuchen in fünf Jahren hat Kubas berühmteste Bloggerin Yoani Sánchez Anfang dieses Jahres infolge gelockerter Reisebestimmungen einen Pass erhalten. Mitte Februar 2013 hat sie daraufhin ihre erste Auslandsreise seit fast zehn Jahren angetreten und besucht nun knapp drei Monate lang zwölf Länder. Anlässlich ihres Aufenthalts in Berlin laden am Mittwoch, 8. Mai 2013 um 19.30 Uhr, „Reporter ohne Grenzen“, die „Tageszeitung“ und das „Instituto Cervantes“ in Berlin zu einem Gespräch mit Yoani Sánchez über Kubas Gegenwart und Zukunft ein.
Seit 2007 berichtet sie auf ihrem Blog „Generación Y“ ungeschönt über den Alltag im Reich Fidel und Raúl Castros – einschließlich Versorgungsengpässen, Verkehrschaos und Perspektivlosigkeit. Gerade weil diese Skizzen subjektiv ausfallen, fängt Sanchez mit ihnen die Probleme und Gefühle vieler Kubaner ein. Zugleich scheut sie sich nicht, politische Missstände zu benennen oder die Regierung mit Aktionen wie einem Online-Interview mit US-Präsident Barack Obama zu provozieren.
Auf diese Weise ist Sánchez schnell zu einer führenden Dissidentin geworden. Dabei propagiert sie gar kein grundlegend anderes System, besteht aber umso hartnäckiger darauf, dass die Vielfalt der Meinungen in Kuba gehört wird und geäußert werden kann. Die kubanische Regierung versuchte anfangs, Sánchez‘ Blog für Leser im eigenen Land zu sperren. Doch angesichts Dutzender Übersetzungen, einer nach Millionen zählenden Leserschaft im Ausland, Dutzender Auszeichnungen und Gastbeiträgen in Zeitungen rund um den Globus erwies sich diese Strategie des kommunistischen Regimes als nicht haltbar. Mittlerweile setzen die Regierung und einige kommunistische Hetzblätter im Ausland bevorzugt darauf, die Bloggerin als Söldnerin des Auslands darzustellen, die Lügen über die Situation im Land verbreite.
Aufgrund der großen Nachfrage für das Podiumsgespräch mit der kubanischen Bloggerin Yoani Sánchez am 8. Mai wird Reporter ohne Grenzen die Veranstaltung per Live-Stream im Internet (in deutscher Übersetzung) übertragen. Die verfügbaren Plätze für die Veranstaltung im Instituto Cervantes Berlin sind leider vollständig vergeben.
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