Venezuela: Nicht noch ein Liebeslied für Chávez!► Seite 4

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Datum: 16. August 2013
Uhrzeit: 18:01 Uhr
Ressorts: Leserberichte
Leserecho: 22 Kommentare
Autor: Xochil A. Schütz (Leser)
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Die Häuser in der Siedlung stehen seit zwei Jahren. Ich benutze die winzige, private Toilette einer dort lebenden Familie, weil zwar daran gedacht wurde, den Menschen Kultur zu bringen, aber nicht, uns Autoren eine Toilette hinzustellen. Die Toilettentür hat bereits ein größeres Loch. Und auch das Schloss der Tür ist kaputt, wie ich kurz darauf feststelle: Die Tür lässt sich nicht mehr öffnen. Es braucht lange Minuten, bis ich von der freundlichen Familie unter Zuhilfenahme von Werkzeug befreit werden kann. Ich fühle mich unwohl und bin verblüfft – ich brauche keinen Luxus, aber ein Staat, der nicht einmal funktionierende Türen und Schlösser herstellen kann, scheint mir schon schwach.

Die Lesung verschiebt sich derweil aus dem gleichen Grund, aus dem sich schon die Eröffnungsveranstaltung verschoben hat: Ein sozialistischer Politiker, der sich angekündigt hat, lässt auf sich warten um dann nicht zu kommen.

Es ist kalt, hier in den Bergen. Niemand hat uns im Vorfeld darauf aufmerksam gemacht, und wir frieren. Es ist mittlerweile auch Abend geworden. Niemand bietet uns etwas zu Essen an; wir haben Hunger. Wir haben auch Durst, doch niemand bietet uns etwas zu Trinken an. Plötzlich kollabiere ich und muss mich hinlegen.

Die Lesung beginnt irgendwann doch noch. Ohne mich, doch ich kann sie hören. Der anwesende Leiter des Literaturhauses stimmt Lobeshymnen auf Chávez an. Das zahlreich erschienene Publikum ist begeistert. Erste Chávez-Rufe werden laut. Die geladenen venezolanischen Autoren tragen Lobeshymnen auf Chavéz vor. Ich liege auf der Rückbank des Busses, der uns hierher gebracht hat. Kurz bevor ich an der Reihe bin, quäle ich mich hinaus und auf die kleine Open-Air-Bühne. Ein kleiner Junge torkelt gerade zum Mikrofon und erklärt, dass Chávez ihn umarmt habe und dass er Chávez liebe. Die Menge ist begeistert. Ich bin mir sicher, dass Chávez in Venezuela irgendwann heilig gesprochen und zur Religion werden wird. Ich denke, dass mir das in Deutschland niemand glauben wird. Aber in Deutschland weiß auch niemand, was hier los ist.

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Es ist Nacht geworden. Auf der einstündigen Rückfahrt ins Stadtzentrum reicht uns der langhaarige Sozialist, den ich bereits auf der Hinfahrt kennen gelernt habe, so huldvoll kleine Stückchen kalter, alter Pizza als erteile er uns gerade das Abendmahl. Ich will die Situation belächeln, aber es gelingt mir nicht. Ich bin zu hungrig und vor allem viel zu müde.

Mittwochvormittag. Wir fahren mit dem Taxi zu einer Schule, in der ich meinen zweiten Workshop geben werde. Wir, das sind mein Dolmetscher und ich sowie eine mir bis dato unbekannte Frau, die uns begleitet. Sie arbeitet angeblich für das Literaturhaus und sieht so linientreu-pedantisch aus wie ich mir eine Stasi-Mitarbeiterin vorstelle. Ich fühle mich unwohl, im falschen System, und habe keine Lust, mich zu unterhalten. Stattdessen schaue ich aus dem Fenster. Am Straßenrand sehe ich immer wieder lange Menschenschlangen. Dass die Venezolaner für Toilettenpapier, Seife und Butter anstehen müssen, habe ich bereits gehört. Dass sie auch Schlangestehen müssen, um einen Platz im Bus zu bekommen, wusste ich nicht. Ich habe Mitgefühl – erinnere mich aber zugleich an eine Venezolanerin, die mir gesagt hat, die Menschen hier nähmen die Missstände mit Humor.

Die Schule liegt am Rande einer Favela. Der Taxifahrer hat Angst, hindurch zu fahren. Bis wir einen sicheren Weg zum Ziel gefunden haben, vergeht eine Stunde. Wir kommen viel zu spät.

Ein begeisterter Lehrer Mitte Fünfzig empfängt uns am Straßenrand. Er brüllt uns auf dem Fußweg zur Schule unentwegt an als seien wir taub. Dann betreten wir das Gebäude. Durch seine offene Bauweise und hohen Räume ist es unerträglich laut, alles hallt. Der Lehrer muss brüllen, als er uns den Schülern vorstellt. Der uns begleitende Sozialismus-Wauwau muss brüllen, um die Regierung zu loben. Ich muss brüllen, als ich meine Gedichte vortrage und versuche, mit etwa achtzig Dreizehnjährigen ins Gespräch zu kommen. Es ist schwierig, aber irgendwie gelingt es. Nach dem Workshop streckt mir der Lehrer glücklich ein Tablett entgegen, auf dem sich kleine Snacks befinden, die die Schüler für uns vorbereitet haben. Ich bin gerührt. Die Schüler sind herzlich, wollen Autogramme haben und Erinnerungsfotos mit ihren Handys machen. Zum Abschied überreicht mir der Lehrer weihevoll einen in einer klebrigen Hülle verstauten Stapel Papier. „Meine Gedichte“, sagt er. „Du kannst sie in Deutschland veröffentlichen.“ Ich fühle mich überfordert, schließlich spreche ich nicht einmal Spanisch.

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Wir fahren zurück ins Hotel und müssen kurz darauf weiter zur nächsten Lesung. Sie findet auf dem Vorplatz des „Ministeriums für Volk und Bildung“ statt. Im Festivalprogramm, das ich geschickt bekommen habe, war davon nichts zu lesen gewesen.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Marlene Bertone

    Ein hervorragender und authentischer Bericht. Vielen Dank!

  2. 2
    der Reisende

    Super Bericht und entspricht der Wahrheit hoffentlich lesen diesen viele Menschen. muchas gracias

    • 2.1
      Annaconda

      Schliesse mich der Meinung an! Wenn man nach nur wenigen Tagen und dies obwohl man eine „privelegierte“ Behandlung erfähr,t zu diesem Eindruck kommt,wie sähe das Fazit der Autorin aus, beim Eintauchen in die Realität des Landes nach Jahren? Es ist wie eine venezolanische Kollegin sagte,eine Diktatur mit demokratischer Maske.

  3. 3
    alexandro

    Hoffentlich lesen diesen Bericht auch Leute aus dem linken Spektrum der Bundesrepublik. Besser kann man die Situation hier nicht schildern

    • 3.1
      Skeptiker

      was denen nicht in den Kram passt, wird doch generell überlesen

  4. 4
    babunda

    der bericht ist die wirklichkeit in diesen korrupten land, überall nur chaos, nichts funktioniert mehr, aber der chavis der das alles verbrochen hat, wird verherrlicht.

  5. 5
    leila

    seit hugo nicht mehr da ist, geht alles vor die hunde

  6. 6
    marco calde

    ach, meine Güte, ich habe gerade angefangen die erste Seite zu lesen wurde aber gerade durch einen Freund abgelenkt, deshalb dachte ich mir scroll nebei mal runter zu den Kommentaren. Und nachdem dieser Beitrag so um jubelt wird wie gewöhnlich alle Beiträge gegeen Vzla, bringt es glaube ich auch nichts noch weiter zu lesen. Die Melodie in Vzla wächst keine Pflanze mehr, kenne ich ja mittlerweile schon genügend. Und wie doof natürlich die Vzlaner sind. Es ist halt auch immer das gleiche Lied was auf Dauer ein bisschen langweilt, deshalb schenke ich mir den Rest.

    • 6.1
      Skeptiker

      wer die Augen vor der Wirklichkeit verschließt, sollte solche Beiträge gar nicht lesen

    • 6.2
      pandora

      @marco ,
      Typen wie Du sind es , die die die Augen vor der Realität verschließen ….
      die die Wahrheit einfach nicht wahrhaben wollen
      …. aber dann solche dummen Kommentare abgeben tz tz tz

    • 6.3
      Martin Bauer

      „…Und wie doof natürlich die Vzlaner sind….“
      Keine Sorge! Es sind nicht alle Venezolaner wie Sie.

  7. 7
    Leo Rosenthal

    Klar, Calde. Für ein Dumpfen Ihres Kalibers ist das schwer. Weiterhin den Kopf in den Sand stecken und nicht vergessen die Medikamente zu nehmen

    • 7.1
      marco calde

      es ist doch immer wieder interessant zu merken, wie man gleich beschimpft wird – wenn du nicht für mich bist, bist du gegen mich!

      Ich habe den Bericht jetzt trotzdem gelesen und hätte mir das ganze wirklich schenken können. Ehrlich gesagt finde ich es eher traurig, wenn das Leute lesen, die evtl. Vzla besuchen wollen und so einen Bericht lesen. Auf den 6 Seiten gibt es nur einen kleinen Absatz der die Leute als liebenswert und nett bezeichnet werden, der Rest sind ausschließlich negativ Erfahrungen. Wer mir das nicht glaubt, kann sich den Text ja mal raus kopieren und alles negative rot und positive grün anstreichen. Da wird nicht viel grün sein, während 70% des Textes wohl rot markiert werden muss. Ich möchte der Autorin gar nicht abstreiten, dass sie die Reise so empfand. Andererseits muss ich ehrlich sagen, wenn man 8-10 Tage in einem Land wie Vzla verbringt und nicht mehr zu bieten hat, scheint mir eine soziale Inkompetenz vorzuherrschen, vor allem weil es den Leuten nicht gerecht wird. Ich habe sowohl mit Chavisten und Anti-Chavisten sehr gute und schlechte Erfahrungen gemacht.

      Aber was will man erwarten, wenn man sich seine Meinung schon vor der Abreise gebildet hat. Wenn ich den Absatz „vor der Abreise“ lese, denke ich mir persönlich sollte man so eine Reise erst gar nicht antreten, denn dann kommt so ein einseitiger Bericht heraus. Gerade von einem Schriftsteller würde ich persönlich einen tiefgehenderen Beitrag erwarten.

      „Schade dass Sie ihre Zeit in Venezuela nicht unter der gewaltigen Mehrheit von wahren Venezolanern verbringen konnten“ Zitat: Martin Bauer

      Wer hat denn die Autorin daran gehindert? Wenn ich etwas über Lateinamerika gelernt habe, ist es, dass man immer Leute findet, die sich die Zeit nehmen einem Ihr Land, Ihre Stadt, Ihr Caracas und Ihr Vzla zu zeigen, ob Familien essen, Liebilingsbar oder eine Tagestour auf den Avila. Möglichkeiten gibt es in Caracas ja genügend.

      Das Problem ist eben, wenn man sich von anfang an nur auf den Chavez Kult fixiert, bekommt man auch keine Kontakte und eben nur ein sehr einseitiges Bild der Gesellschaft. Ein Beispiel dafür ist schon mal die Erwähnung der Graffits. Natürlich ist Chavez und Simon omnipräsent, aber im Vergleich zu der Anzahl die es in Caracas gibt ist das eher ein kleiner Teil.

      Ich frage mich auch gerade, wie das Echo hier im Forum aussehen würde, wenn man den Chavez Kult einfach mal neutral ohne Wertung beschrieben hätte, Ob das genau die gleichen Zusprachen hervorgerufen hätte, oder ob man direkt als Chavist beschmipft wird.

      Die Autorin werten ja alles immer direkt.

      die bissigen Frauen in Uniform
      die Frau die sie über den Tisch ziehen will.
      die wütenden Menschen, die einen fast lynchen
      die unangenehmen Erwähnungen von Chavez
      und das Beste mit dem Hungern und Durst. Das finde ich persönlich ja grandios lächerlich. Wenn ich in Vzla eins nicht kannte, dann war das Hunger und Durst. Ob in der Simon, zu Hause oder schon gar nicht in den Barrios, da wird nämlich schon mal das Weihnachtsessen aufgefahren. Als Deutscher hat man davor, währenddessen und danach imer ein schlechtes Gewissen, weil man genau weiß, dass das mehr als die normale Tagesration ist, vll sogar die Wochenration. Und wenn es daran mal scheitern sollte, kann man sich immer noch eine kleine Flasche Wasser und eine Arepa kaufen. Ich vermute mal, daran wäre auch die Autorint finanziell nicht zu Grunde gegangen, ob offizieller oder Schwarzmarktwechselkurs. Und wenn dem so wäre, gibt es ja immer noch die sozialistischen Arepas ;)

      Die meisten Kommentatoren leben ja in Vzla. Ich frage mich gerade, oh ich einfach andere Chavisten und nicht Chavisten kenne, aber die meisten meiner Freunde wären vermutlich von dieser Darstellung des Landes ziemlich verletzt. Und das könnte ich ihnen nicht mal übelnehmen. Von daher frage ich mich wie man so einen Bericht supporten kann. Aber vermutlich wie einige schon angemerkt haben, bin ich einfach zu doof um sowas einschätzen zu können.

      • 7.1.1
        pandora

        Die Verfasserin ( unvoreingenommen und zum 1. mal in VE ) des oben genannten Artikels hat lediglich das wiedergegeben , was sie selbst ( in kurzer Zeit ) erlebt hat .
        Und das bestand leider in fast nur negativen Dingen .
        Das das so ist , ist traurig , aber es ist nun mal so .
        —-
        Auch wenn die Wahrheit weh tut – so bleibt es doch die Wahrheit .

      • 7.1.2
        Skeptiker

        „es ist doch immer wieder interessant zu merken, wie man gleich beschimpft wird – wenn du nicht für mich bist, bist du gegen mich!“
        machen Sie es nicht genau so?
        außerdem kann ich mich daran erinnern, dass genau diesen Spruch ein Mann verbreitete, der für die tiefe Spaltung von Venezuela verantwortlich ist

      • 7.1.3
        Martin Bauer

        Schauen Sie sich die Leute doch mal an, die für eine kommunistische Diktatur arbeiten oder deren Protagonisten in den Hintern kriechen! Dies ist der letzte und mieseste Dreck, der auf Erden rumläuft, egal ob in Venezuela, Kuba, Nord Korea oder früher bei den Roten Khmer oder in der ehemaligen SBZ Deutschlands. Nur wer selber dazu gehört, erkennt dies nicht.
        Mit normalen Venezolanern wurde die Autorin ja kaum konfrontiert. Dort hätte sie sonst feststellen müssen, dass die Mehrheit des Volkes die PSUV-Bande zur Hölle wünscht. So ist das halt, wenn rote Funktionäre einen ausländischen Gast an der Leine führen und bevormunden wollen. Auf solche Reisen ist gehustet.

      • 7.1.4
        marco calde

        erst mal zu Pandora:

        „Wenig später bekomme ich das Festivalprogramm geschickt. Auf der ersten Seite prangt ein Bild von Chávez. Was soll das jetzt? Ich habe nichts zu tun mit diesem Mann; und keine Lust, mich instrumentalisieren zu lassen.“

        „Ich überlege, meine Teilnahme am Festival abzusagen.“

        Das kling nicht gerade unvoreingenommen. Und wenn ich über Vzla eins gelernt habe, ist dass man nur einen Eindrück/Gespür für das Land bekommt, wenn man wirklich dort war.
        Ich frage mich auch so ein bisschen, wenn Obama auf dem Heftchen gewesen wäre, ob es dann die gleiche Emotion hevor gerufen hätte.

        War ich früher ein beführworten von Chavez? Ja, war ich! War ich noch Befürworter von Chavez als ich damals ins Flugzeug gestiegen bin? Das weiß ich nicht mehr genau, vermutlich schon – das gebe ich auch gerne zu -, wobei es zuvor einige Situationen gab, wodurch das Bild zu brökeln anfing. Bin ich als Chavist aus Vzla zurückkehrt? Sicherlich nicht!

        @skeptiker: Wann habe ich denn jemals hier jmd persönlich beleidigt? Das würde mich gerne mal interessieren. Bitte mit link! Das kann ich mir nämlich nicht vorstellen.

        Mein ersten Kommentar bezog sich darauf, dass auf jeden negativ Fred – – anders kann man das nicht bezeichnen – über Vzla es gleich plause regnet . Sehr schöner Beitrag! Auf den Punkt gebracht … usw …

        Ehrlich gesagt, stört mich die politische Tendenz der Artikel am Wenigstens, obwohl das früher auch mal ein bisschen anders war. Verumutlich muss man sich dem Leserwillen aber beugen, um seine Leser zu halten. Bei Amerika21 ist das ja auch nicht anders. Dort wird auch jeder als Faschist verschrien, der die Ideologie nicht teilt.

        Was hier scheinbar keiner versteht, dass ich nicht noch einen 30. Beitrag zu Schlaglächer, oder 59. Beitrag zu Koruption lesen will, sondern zur Abwechslung mal was anderes. Es dafür vermutlich auch genügend Ansätze.

        Die Feria de los librio Chacao, oder insgesamt hat Chacao ein sehr gutes kulturelles Angebot.
        Die Carlota
        vergangenes Jahr haben 5 Studentinen der Simon den Studentenwettbewerb der IBAU gewonnen.
        Es gibt einige freiwilligen Projekte die ein bisschen Aufmerksamkeit verdienen würden
        El Techo Vzla

        usw….

        Aber scheinbar bin ich der einzige der sich ein breiteres und tiefgehenderes Angebot mir wünsche, statt den 365. Bericht über die Korruption der Chavistas, da ich es schon ein bisschen traurig finde, dass immer nur die negativ Seiten eines Landes gezeigt werden.

        Und wieviel Ahnung die Autorin von Lateinamerika hat – oder auch nicht- zeigt sich ja an einem der Schlusszitat

        „Ein Autor aus Haiti, mit dem ich mich unterhalten habe, meinte: „Du kannst an eine lateinamerikanische Demokratie nicht die gleichen Maßstäbe anlegen wie an eine europäische.“ – Warum eigentlich nicht?“

        Daran merkt man, dass diese Person keine Ahnung von nicht „erste“ Weltländern hat. Traurig, Traurig, das sowas überhaupt veröffentlich wird.

  8. 8
    Martin Bauer

    Ein ausgezeichneter Artikel, bei dem die Schilderung negativer Erfahrungen und Wahrnehmung nicht von verständlichen Emotionen überschattet wird. Ich selber bringe solche Geduld inzwischen nicht mehr oft auf.

    Schade dass Sie ihre Zeit in Venezuela nicht unter der gewaltigen Mehrheit von wahren Venezolanern verbringen konnten, sondern bei jenen gelandet sind, die das Land für ein paar Silberige verraten und zerstören. Es gibt hier noch immer jede Menge Lebens- und Liebenswertes. Im Grunde ist es die vielleicht freieste Gesellschaft der Welt, oft etwas zu frei. Konnte zu seinen Lebzeiten der Diktator ihr den Atem nicht nehmen, so kann es ein unterbelichteter Putschist aus Kolumbien schon gar nicht.

  9. 9
    pandora

    “ …Aber scheinbar bin ich der einzige der sich ein breiteres und tiefgehenderes Angebot mir wünsche, “

    @marco
    Niemand zwingt Sie zu lesen ,
    weder hier noch woanders .

    Wirtschaft & Politik etc sind nun mal das A & O in den Medien .
    ( PS: die von Ihnen genannte Dinge findet man auch in venezolanischer Presse nur am Rande erwähnt )
    Andere , schöne Dinge über Venezuela , wie Land , Leute usw , dazu reichlich Bilder , findet man doch auch im Internet . man muss nur suchen ( lassen ) Google macht’s schließlich möglich .
    Und wer vorhat , wirklich etwas über VE zu erfahren , weil er vielleicht einen Urlaub oder ein Praktikum plant oder ähnliches , der sucht mit Sicherheit nicht hier !

  10. Vielen Dank für die vielen Kommentare, ich freue mich und bin sehr dankbar. Es ist schön, Feedback zu bekommen.
    Auf Herrn Calde möchte ich gerne etwas ausführlicher reagieren:
    Mir gefällt sehr, dass sie sich trotz der Kritik an ihrem ersten Kommentar noch einmal fundiert zurückgemeldet haben. Vielen Dank.
    Einige ihrer Kritikpunkte kann ich nachvollziehen. Tatsächlich habe ich in Venezuela auch schöne (und auch etwas weniger schöne) private Erfahrungen gemacht. Die fehlen im Text. Zum einen wollte ich an erster Stelle vom Festival berichten. Zum anderen hat das Gefühl, politisch instrumentalisiert zu werden, die guten Erfahrungen etwas überdeckt. Wenn Venezuela ein Fleischgericht ist, hatte es durch die politische Dauerpropaganda für mich einen bitteren Beigeschmack.
    Tatsächlich hatte ich zuerst auch eine private Begegnung geschildert, aber dann vorsichtshalber aus dem Text genommen, um diese Person zu schützen. Überhaupt habe ich im Text Einiges leicht verändert und Namen nicht genannt, um niemanden in Gefahr zu bringen.
    Ansonsten: Sie haben recht, ich hätte mir natürlich etwas zu Essen leisten können. In der erwähnten Siedlung gab es aber nur Wohnhäuser. Und wir Autoren waren zu dem Zeitpunkt wohl noch zu unsicher, um auf unsere Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Im Hotel gab es aber immer reichlich zu Essen für uns.
    Hätten mich Verpflichtungen in Deutschland nicht davon abgehalten, wäre ich auch noch länger in Venezuela geblieben und durchs Land gereist. Natürlich hätte ich Venezuela dann besser kennen lernen können und noch einmal einen anderen Eindruck gewonnen.
    Insgesamt bin ich sehr dankbar für die interessante und teilweise auch schöne Lebenserfahrung. Hätte ich im Voraus allerdings geahnt, wie stark ich tatsächlich instrumentalisiert werden würde, hätte ich die Reise nicht angetreten.
    Vor drei Jahren war ich auch für einen Monat in Brasilien; im Nordosten, also gar nicht sooo weit von Venezuela entfernt. Es war für mich ein ganz anderes Lebensgefühl.
    Meinen Artikel habe ich auch nicht für diese Seite verfasst. Er ist auf einer Literaturseite erschienen, wurde von den Verantwortlichen von latina-press dort entdeckt und ist nun noch hier gelandet, was mich sehr freut!
    Schönen Abend noch an alle & herzliche Grüße!

    • 10.1
      Annaconda

      „es war für mich ein ganz anderes Lebensgefühl“……das beschreibt das Venezuela, welches man kannte im Vergleich zu dem Venezuela von heute. .Leider sind vor allem die letzten 10 Jahre zu einer Anhäufung von negativen Geschehnissen verkommen .Es ist das perfekte Drehbuch für die perfekte Diktatur.Ein Schatten hat sich über die schönen Seiten des Landes geworfen.Vielen Menschen wurde das Gift des Hasses injeziert.Wen es langweilt stets die gleichen negativen Berichte über Korruption und Machtmissbrauch zu lesen, bedenke wie langweilig bzw. traurig es ist,dass eben nichts Besseres nach so vielen Jahren zu berichten ist und die moralische,soziale Zerstörung eines Landes uneingeschränkt weitergeht.Das ist in der Tat langweilig!Es ist langweilig,dass weiterhin jeden Tag zig Morde geschehen und nichts passiert-es ist langweilig dass die korrupten Militärs das Volksvermögen rauben und nichts passiert-es ist langweilig dass jeden Tag mehr Menschen ,welche Anders denken verfolgt werden und ihre Arbeit verlieren und NICHTS passiert-es ist langweilig dass man für alles stundenlang Schlange stehen muss und Nichts passiert-es ist langweilig dass jeden Tag die Leute mehr Angst und weniger Geld haben und NICHTS passiert….usw.usw. Venezuela vom Land der offenen Arme zum Land des Abschieds geworden.Langweilig sind die Despoten,welche sich auf Kosten eines ganzen Landes nun schon 15 Jahre an die Macht krallen und die Gegenwart und Zukunft von Millionen verbauen.Das beklemmende Gefühl der Autorin ,die subjektive Sensation der Autorin ist das Gefühl welches einen hier jeden Tag mehr beschleicht.Danke für den Artikel.Saludos

  11. 11
    Mannfred Knobloch

    @pandora: Und wer vorhat , wirklich etwas über VE zu erfahren , weil er vielleicht einen Urlaub oder ein Praktikum plant oder ähnliches , der sucht mit Sicherheit nicht hier !

    Und wer Märchen lesen will, liest eine linke Schmuddelgazette.

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