Bei Ausgrabungsarbeiten für eine neue U-Bahn-Station entdeckten Bauarbeiter im Herzen von Rio de Janeiro (Bahnhof Baixa Grande da Leopoldina) eine einzigartige Sammlung von Artefakten aus verschiedenen historischen Epochen. Unter den Reliquien befinden sich mehrere intakte Glasfläschchen mit ihrem ursprünglichen Inhalt, Haushaltsgegenstände wie Deodorant und Zahnbürste. Mehrere Porzellangefäße tragen die Aufschrift in Französisch „Seine Majestät, der Kaiser von Brasilien“ und gehörten wahrscheinlich Dom Pedro II., der von 1831 bis 1889 Kaiser von Brasilien war.
„Die Archäologie ist ratlos. Wir fanden eine immense Menge an Fundstücken (800.000), die zudem noch ungewöhnlich gut erhalten sind. Dazu hat sicherlich der sumpfige Untergrund beigetragen, viele Fundstücke sind mit organischem Material überzogen“, freut sich Cláudio Prado de Mello, Leiter des Forschungsteams. Die Arbeiten für den Bau der U-Bahn-Tunnel wurden vorübergehend gestoppt und sollen im Jahr 2016 wieder aufgenommen werden.
Historiker gehen davon aus, dass das Gebiet als eine Art Entsorgungsplatz für Abfälle aus dem kaiserlichen Palast galt. Die Entdeckung wird deshalb als einzigartige Gelegenheit bezeichnet, um den Alltag einer vergangenen Epoche zu studieren. „Es ist interessant, die einfachen Dinge des Alltags dieser Menschen zu rekonstruieren und zu studieren. Das Deodorant, eine Schachtel mit Zahnpasta, erzählen die Geschichte einer vergangenen Epoche“, so Mello.
Die brasilianische Monarchie wurde durch einen Militärputsch unter Führung des Marschalls Manuel Deodoro da Fonseca gestürzt. Der Putsch stützte sich allerdings auf die gebildete Elite (geschätzte 8.000 Menschen verfügten über eine höhere Schulbildung) und weitverbreitete Gefühle des Nationalismus und der Ablehnung der ehemaligen Kolonialmacht Portugal, als dessen Repräsentant Peter II. noch immer angesehen wurde. In den rasch folgenden Wahlen wurde Marschall Manuel Deodoro da Fonseca als erster Präsident Brasiliens bestätigt.
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