Das Schicksal des Biosphären-Reservats im Amazonasgebiet Ecuadors scheint besiegelt zu sein. Geht es nach den Willen der Regierung, wird trotz Protesten von Ureinwohnern und Umweltschützern in fünf Jahren das erste schwarze Gold aus dem grünen Paradies sprudeln. Der Kongress des südamerikanischen Landes hat am Donnerstag (3.) der Regierungsinitiative zur Erdölerschließung im Nationalpark Yasuní mit 108 zu 25 Stimmen zugestimmt.
Ecuadors Präsident Rafael Correa hatte bereits Mitte August die Zustimmung des Parlaments beantragt. Kurz zuvor war die sogenannte ITT-Initiative für gescheitert erklärt worden. „Die Welt hat uns im Stich gelassen“, so Correa. Der Präsident unterschrieb das Präsidialdekret Nr. 74, das den Yasuní-Treuhandfonds auflöste.
Das Klimaschutzprojekt Yasuní-ITT war eine der Phrasen des linksgerichteten Staatsoberhauptes von Ecuador. Bereits im September 2007 hatte Correa der Welt “angeboten”, auf ertragreiche Ölbohrungen im Nationalpark Yasuní zu verzichten. Die internationale Gemeinschaft sollte rund 3,5 Milliarden US-Dollar in einen Treuhandfond einzahlen, im Gegenzug würde das Öl nicht ausgebeutet. Sechs Jahre später waren Correa zufolge aber nur 336 Millionen Dollar an Zusagen eingegangen, vorwiegend von europäischen Staaten und Naturschutzorganisationen.
Deutschlands Entwicklungsminister Dirk Niebel hielt nichts davon, dass Ecuador dafür belohnt wird, dass es eben nichts tut. “Ich richte auch keinen Fonds als Belohnung dafür ein, dass vor Somalia keine Schiffe mehr von Piraten überfallen werden”, so Niebel. Das Vorhaben von Correa wurde von Gegnern des Projekts als Erpressungsversuch bezeichnet. Die Bundesregierung stellte für dieses Programm insgesamt 34,5 Millionen Euro zur Verfügung. Der Gesamtbetrag der deutschen Unterstützung sollte laut Berlin auf ein separates Konto innerhalb des ecuadorianischen Haushalts eingezahlt und zu finanzierende Projekte durch ein ausschließlich von der ecuadorianischen Regierung besetztes Komitee entschieden werden. Dies lehnte Quito allerdings ab.
Im Yasuní leben zwei indigene Bevölkerungen in freiwilliger Isolation, die Tagaere und Taromenane. Die Artenvielfalt ist atemberaubend – mehr Bäume als in ganz Nordamerika und Europa sind hier auf einem Hektar versammelt. Weltweit haben sich Organisationen, Wissenschaftler/innen, Politiker/innen, Initiativen, Filmstars, Nobelpreisträger/innen und unzählige Einzelpersonen für die Yasuní-Initiative ausgesprochen – als Vorschlag für einen neuen Entwicklungsweg abseits eines erdölbasierten Wachstumszwangs, als Maßnahme gegen den Klimawandel, für die Rechte der dort lebenden Bevölkerung und die biologische Vielfalt.
Für die Bankenrettungen hatte Deutschland Hunderte Milliarden über. Für das Griechenlandpaket ebenso. Und für allen möglichen anderen Unsinn ist sowieso immer Geld vorhanden. Doch leider ist die Natur keine Bank …