Mehr als 18 Monate nach dem Mord an Daniel Zamudio läuft noch immer eine Schockwelle durch Chile. Der 24-jährige Homosexuelle war Anfang März 2012 in einem Park in der Hauptstadt Santiago von Neonazis gefoltert worden. Aufgrund der schweren Verletzungen wurde er von den Ärzten in ein künstliches Koma gelegt und erlag drei Wochen später seinen Verletzungen. Am Montag (28.) wurden die Mörder von Zamudio gebüßt. Der Hauptangeklagte erhielt einen lebenslängliche Strafe, zwei weitere Männer wurden als Mittäter bezeichnet und zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt. Einer der Täter kooperierte mit den Behörden und muss für sieben Jahre hinter Gittern.
Seit dem Tod von Daniel werden die Rechte von Homosexuellen im südamerikanischen Land ernster genommen. Eine vorläufige Debatte über die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe ist bereits im Gange und die Kandidaten der kommenden Präsidentschaftswahlen sind sich bewusst, dass sie zu diesem Thema Stellung nehmen müssen. Homosexualität fristet in Chile ein Schattendasein. In Argentinien ist die Homosexuellen-Ehe bereits legal. In Brasilien wird Homosexualität seit dem 19. Jahrhundert geduldet, während sie in Chile erst 1999 entkriminalisiert wurde. Ebenfalls liegt in Chile die Volljährigkeit für Homosexuelle höher als bei Heterosexuellen.
Einstellungen können sich allerdings ändern und die Ermordung von Daniel Zamudio war zweifellos ein Wendepunkt. Als Daniel am 3. März angegriffen wurde war es nicht einfach die Tatsache, dass ein Homosexueller zu Tode kam. Vielmehr war es die sadistische Art, die die Bevölkerung empörte und wachrüttelte. Seine vier Mörder schnitzten Hakenkreuze auf seine Haut, brandmarkten ihn mit Zigaretten und zerschlugen sein rechtes Bein mit einem acht Kilogramm schweren Stein. Laut Zeugenaussagen, die vom Gericht Anfang des Monats Oktober veröffentlicht wurden, urinierten die Täter auf seinen geschundenen Körper.
Innerhalb weniger Wochen nach dem Mord an Zamudio wurde ein Antidiskriminierungsgesetz unterzeichnet, das bereits seit sieben Jahren im Parlament vermoderte. Nun ist es offiziell ein Verbrechen, wenn eine Person aufgrund ihrer Rasse, ethnischer Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, Geschlecht, Aussehen oder Behinderung diskriminiert wird.
Die Ehe zwischen Homosexuellen ist Thema für den diesjährigen Wahlkampf. Am 17. November werden die Chilenen zu den Urnen gerufen und müssen ein neues Staatsoberhaupt wählen. Von den neun Präsidentschaftskandidaten schlagen sieben umfassendere Antidiskriminierungsgesetze vor und ein Großteil von ihnen befürwortet die Homosexuellen-Ehe. Unter ihnen ist Michelle Bachelet, die nach Meinung von Analysten die Wahl gewinnen dürfte.
Während ihrer ersten Regierungszeit zwischen 2006 und 2010 war sie gegen eine Begünstigung von Lebenspartnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare. Nun hat sie ihre Meinung geändert und befürwortet diese Initiative – obwohl sich dem Ansinnen viele Christdemokraten in ihrer Koalition widersetzen. Der derzeitige Präsident Sebastián Piñera ist gegen eine Homosexuellen-Ehe, hat in seiner zu Ende gehenden Amtszeit aber im Großen und Ganzen die Rechte der Homosexuellen gefördert – trotz Abneigung von konservativen Elementen innerhalb seiner Mitte-Rechts-Koalition. Am Montag begrüßte er die Urteile in Mordfall Zamudio und beschrieb die Tat als „Hass, Diskriminierung und Grausamkeit“.
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