In der Nacht zum Donnerstag hat der brasilianische Ölkonzern OGX bei einem Gericht in Rio de Janeiro Gläubigerschutz beantragt. Die präventive Regelung kam nach Gesprächen mit den Gläubigern zustande – kurz zuvor war die Umstrukturierung eines Teils der Schulden in Höhe von rund 5,1 Milliarden US-Dollar gescheitert. Noch vor einem Jahr war der deutsch-brasilianische Unternehmer Eike Fuhrken Batista reichster Mann Brasiliens und Nummer sieben der Welt. OGX hat nun 60 Tage Zeit, um einen Umstrukturierungsplan vorzulegen. Experten gehen davon aus, dass Batista in Kürze den „größten Konkurs in der Geschichte Brasiliens“ bekannt gibt.
Batista ist eines von sieben Kindern des Geschäftsmannes Eliezer Batista, der von 1961–1964 und 1979–1986 Minen- und Energieminister und ehemaliger Präsident des damals voll verstaatlichten Minenkonzerns Vale do Rio Doce war. Seine Mutter, Jutta Fuhrken, kam in Deutschland zur Welt. Von ihr, sagt Batista, habe er Selbstvertrauen und Disziplin gelernt, Eigenschaften, die er als unerlässlich für seinen Werdegang als Unternehmer betrachtet. Er verbrachte seine Kindheit in Brasilien.
Sein Aufstieg ging mit dem Aufschwung der brasilianischen Wirtschaft einher. Außerdem investiere er nur idiotensicher, sagte er damals im Gespräch mit der „F.A.Z.“ in fließendem Deutsch. Er konnte aus drei Jahrzehnten Erfahrung internationaler Geschäftstätigkeit Nutzen ziehen und hat die Gabe, „Reichtum von Null aus zu schaffen“. Seit den 1980er Jahren hat der Milliardär in Brasilien und Kanada acht Goldminen (Amapari, Casa Berardi, Crixás, Musselwhite, New Britania, Novo Astro, Novo Planeta und Paracatu), eine Silbermine in Chile (La Coipa) und drei Eisenerzminen in Brasilien (Mina 63, Tico-Tico und Ipé) erschlossen und in Betrieb genommen. Von 2004 bis 2010 hat er fünf Unternehmen gegründet und in Betrieb genommen: MMX (Bergbau), MPX (Energie), OGX (Erdöl), LLX (Logistik) und OSX (Offshore Industrie).
Im vergangenen Jahr begann der Niedergang des „Wunderkindes“. Das brasilianische Wirtschaftswachstum ging dramatisch von 7,5 Prozent vor drei Jahren auf 1 Prozent 2012 zurück. Investoren realisierten unter anderem, dass sich die Volkswirtschaft Brasiliens zu sehr auf den Rohstoffhunger Chinas und anderer Schwellenländer verlassen hatte – genau wie Batista selbst. Seine Aktionäre und Geldgeber wurden unruhig und zogen einer nach dem anderen Kapital aus den Unternehmen ab. Einige seiner Kritiker sagen, dass seine Unternehmen der aktuellen Situation Brasiliens folgen. Genau wie die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas hätte er es versäumt, rechtzeitig auf den aktuellen Markt/Wirtschaftslage zu reagieren.
Leider kein Kommentar vorhanden!