Brennpunkt Hispaniola: Demonstranten in der Dominikanischen Republik fordern Bau einer Mauer zu Haiti

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Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre (Foto: Alex E. Proimos)
Datum: 05. November 2013
Uhrzeit: 15:04 Uhr
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Hunderte von Demonstranten haben am Montag (4.) im „Parque Independencia“ in der dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo für das vom Verfassungsgericht getroffene Urteil 168-13 plädiert. Der Oberste Gerichtshof der Dominikanischen Republik hat vor wenigen Wochen entschieden, dass Kinder von illegal eingewanderten Haitianern ihre Staatsbürgerschaft abgeben müssen. Haitianer in der DomRep, so urteilte das Verwaltungsgericht, befinden sich grundsätzlich im Transit. Ihren dort geborenen Kindern steht deshalb nicht automatisch die Staatsbürgerschaft zu. Demnach gilt der Gerichtsentscheid für alle, die nach 1929 geboren sind – und für deren Nachfahren. Das Urteil macht mehr als 200.000 Menschen staatenlos.

Die Protestaktion war von einer Gruppe namens „Nationales Netzwerk zur Verteidigung der Souveränität“ organisiert worden. Die Demonstranten forderten unter anderem den Bau einer Mauer entlang der Grenze zwischen beiden Ländern. Dadurch würde „die Invasion der Haitianer“ gestoppt. „Tod den Verrätern“, war nur einer der Slogans, der den Hass auf die Bewohner des Nachbarlandes bewies. Der peruanisch-spanische Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur, Mario Vargas Llosa, wurde beschuldigt „Geld zu sammeln“. Dadurch soll eine Kampagne für die Haitianer finanziert werden. Die Demonstranten forderten, Llosa diese Anerkennung zu entziehen.

Vor wenigen Tagen hatte Myrtha Desulme, haitianische Aktivistin und Präsidentin der haitianischen Diaspora in Lateinamerika und der Karibik, einen internationalen Boykott gegen die DomRep gefordert. “Diese Entscheidung ist rassistisch und abscheulich und sollte so nicht stehen gelassen werden. Das Schicksal von über 210.000 Menschen ist in der Schwebe – sie sind völlig staatenlos. Wir erleben hier ein schreckliches Verbrechen gegen die Menschheit“, so die Jamaika-basierte haitianische Aktivistin.

Offiziell leben etwa 500.000 Menschen haitianischer Herkunft in der Dominikanischen Republik. Inoffizielle Schätzungen sprechen von 1 bis 2 Millionen Menschen mit haitianischen Wurzeln im Modeland deutscher All Inclusive-Urlauber. Damit machen die Haitianer mit über 10 Prozent einen erheblichen Teil der dominikanischen Bevölkerung aus. Die ohnehin seit Jahrzehnten starke Migration aus Haiti hat sich seit dem Erdbeben vom Januar 2010 weiter erhöht. Haitianer sind für die dominikanische Wirtschaft als billige Arbeitskräfte im Bauwesen und in der Landwirtschaft unverzichtbar.

Oftmals gelangen die Menschen erst durch Schmiergeldzahlungen an den korrupten Beamtenapparat der DomRep über die gemeinsame Landesgrenze. Inzwischen geht es vielen Bürgern der Dominikanischen Republik durch den Tourismus besser, die “schmutzigen und anstrengenden Arbeiten” überlässt man deshalb lieber anderen. Im Grenzgebiet zwischen Haiti und der Dominikanischen Republik findet in größerem Umfang Drogen-, Waffen- und Menschenschmuggel statt.

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