Die Regierung des südamerikanischen Landes Guyana hat am Donnerstag (14.) ihre Truppen in Alarmbereitschaft versetzt. Laut Dr. Roger Luncheon, Leiter des Sekretariats der Präsidentschaft, hätte ein Bericht des inländischen Geheimdienstes ergeben, dass venezolanische Soldaten die Grenze in Esequibo überqueren könnten. Luncheon forderte die Streitkräfte des Landes zur Wachsamkeit auf.
Die Regierung von Guyana hat seit 1982 des öfteren ähnliche Maßnahmen angeordnet. Mehrmals waren venezolanische Militärflugzeuge über das Gebiet geflogen, das Gegenstand eines seit Jahrzehnten bestehenden Grenzstreites ist. In den letzten Wochen hat die nationalistische Rhetorik von Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro zugenommen. Der Ex-Busfahrer versucht angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen (8.) seine Unpopularität und Unfähigkeit hinsichtlich der Krise in Venezuela mit allen Mitteln aufzupolieren.
Guayana Esequiba ist der Name eines Gebietes zwischen den Flüssen Cuyuní und Essequibo, welches de facto zum Guyanischen Staatsgebiet gehört, jedoch von Venezuela beansprucht wird. Das Gebiet ist 159.542 km² groß und umfasst damit 62 % des guyanischen Staatsgebietes. 2010 lebten dort 283.000 Menschen.
Als Kolonialerbe hat das Land auch die Grenzkonflikte mit den Nachbarstaaten übernommen. Venezuela, Nachbar im Westen, beansprucht das gesamte Gebiet westlich des Essequibo. Ein im Jahre 1899 von einer internationalen Vermittlungskommission gefällter Schiedsspruch, der damals von Venezuela angenommen wurde, bestimmte die heutigen Grenzen. In den 1960er Jahren wurden Informationen bekannt, die nach Ansicht von Venezuela die Voreingenommenheit der damaligen Vermittlungskommission bewiesen, woraufhin Venezuela seither seine Ansprüche auf die Grenzziehung entlang des Essequibo erneuerte.
Die venezolanische Marine hatte am Donnerstag (10. Oktober) die Besatzung eines Schiffes (Öl-Exploration) des US-amerikanischen Unternehmens Anadarko Petroleum festgenommen und auf die Isla de Magaritha umgeleitet. Nach venezolanischen Angaben soll sich die “RV Teknik Perdana” in den Hoheitsgewässern des südamerikanischen Landes befunden haben. Die Regierung von Guyana brachte ihre Besorgnis zum Ausdruck und betonte, dass sich das Schiff in guyanischen Hoheitsgewässern aufhielt und die Anwesenheit des venezolanischen Bootes eine “Bedrohung für den Frieden” darstelle. Gleichzeitig wurde Caracas aufgefordert, die Crew unverzüglich frei zulassen.
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