Argentinien: Qualproduktion von Pferdefleisch – Tierschutzbund Zürich zeigt Schlachthof an

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Typische Transportverletzung: Die Gattertore der Transporter sind zu niedrig, die verängstigten Pferde schlagen sich die Köpfe an (Foto: TSB)
Datum: 28. November 2013
Uhrzeit: 11:22 Uhr
Ressorts: Argentinien, Panorama
Leserecho: 1 Kommentar
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Die Schweiz steckt tief im Sumpf des internationalen Pferdefleischskandals. Dies ergaben umfangreiche Untersuchungen des Tierschutzbundes Zürich (TSB). Demnach werden rund 5.000 Tonnen Pferdefleisch jährlich von den Detailhandelsunternehmen Migros, Coop, Aldi, Denner, Lidl, Volg, Spar und anderen über Zwischenhändler auf zum Teil undurchsichtigen Wegen in die kleine Alpenrepublik importiert. TSB erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Basler Fleischimporteurin „GVFI International“. Diese soll im großen Stil Pferdefleisch aus Argentinien importieren, das von gestohlenen Pferden stammt. Die Firma weist das zurück.

Der Tierschutzbund legte nun eine Dokumentation vor, die angeblich beweist, dass in diesem Schlachthof in Basel systematisch gestohlene Pferde geschlachtet werden. „Das System der Pferdefleischproduktion ist korrupt und das ist seit Jahren bekannt. Seit 2002 gibt es Festnahmen und Berichte über millionenschwere Geschäfte mit gestohlenen Pferden. Bis heute sind es dieselben handelnden Personen und Behörden“, klagt York Ditfurth, Präsident Tierschutzbund Zürich, die GVFI an. Der Tierschutzbund Zürich hat deshalb Anzeige gegen die GVFI bei der Staatsanwaltschaft Basel eingereicht und belegt die Anschuldigungen mit Videos und einem 50-seitigen Bericht. Die Informationen beruhten auf Recherchen, die die Tierschützer vor Ort angefertigt hätten, so der TSB.

In Argentinien leben rund 3.2 Millionen Pferde, 240.000 von ihnen werden pro Jahr ausschließlich für den Export geschlachtet. Argentinier essen kein Pferdefleisch und halten die Pferde als Haustiere. Im südamerikanischen Land werden auch keine „Schlachtpferde“ gezüchtet. Was im EU-zertifizierten Schlachthof Lamar bei Buenos Aires offiziell ankommt, sind ausgediente Sport- und Arbeitspferde, wenige Wildpferde und Haustiere.

„Kaum ein Transporter erreicht den Schlachthof ohne gestohlene Pferde, das haben uns Polizisten, Regierungsmitarbeiter, Veterinäre und Händler vor Ort berichtet“, so Sabrina Gurtner, Projektleitung Pferdefleischimporte beim Tierschutzbund Zürich. Am 26. Februar 2013 wurde aufgrund einer Anzeige der Schlachtprozess in Lamar für 24 Stunden unterbrochen. Der Pferdebesitzer Sergio Sequeira hatte seine in der Nacht zuvor gestohlenen Pferde in einem Pferch des Schlachthofes entdeckt. Mit Hilfe einer Anwältin erreichte er einen 24- stündigen Schlachtstopp. Er benachrichtigte alle Pferdebesitzer, mit denen er im Kontakt steht. Von den 30 Pferden, die in dem Schlachthofpferch des Lieferanten Onorato standen, waren nachweislich 15 gestohlen. Ihre Besitzer konnten sie mitnehmen.

„Die tatsächliche Zahl der gestohlenen Pferde war jedoch noch höher, denn es konnten nicht alle Besitzer erreicht werden. Für manche reichte die Zeit nicht, um aus über 1000 Kilometern Entfernung anzureisen. Unter den Pferden waren nachweislich solche, die frisch beschlagen waren oder einen weitaus grösseren Wert hatten als die maximal 300 Franken Schlachtpreis“, so York Ditfurth.

Der Handel mit gestohlenen Pferden in Argentinien gehorcht den Gesetzen des organisierten Verbrechens. Beteiligt sind Polizisten, Amtsveterinäre, die seit Jahren einschlägig bekannten Viehhändler Guido und Raul Onorato aus San Vicente und der Schlachthof Lamar. Für Pferdepapiere gibt es einen Schwarzmarkt, Diebstahlanzeigen werden nicht bearbeitet und die Polizei verdient am Geschäft mit. „Ein Polizist, der früher für die Abteilung Viehdiebstahl zuständig war, bestätigt uns, dass allein in den 20 Polizeibezirken der Region Buenos Aires pro Monat bis zu einer Millionen Franken allein in der Abteilung Viehdiebstahl durch Korruption zusammen kommen“, ergänzt Ditfurth.

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  1. 1
    paulo

    das ist doch sozialverträgliche polizeiarbeit des argentinischen argentinien des 21.jahrhunderts.

    warum aber in diesem bericht über einen Schlachthof in basel geschrieben wurde, wo angeblich gestohlene Pferde aus argentinien geschlachtet werden sollten, verstehe ich nicht, da ja ausschliesslich das in argentinien geschlachtete Pferdefleisch in die schweiz importiert wird.

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