Venezuela: Ein Paradies sucht nach Touristen

Datum: 11. Januar 2014
Uhrzeit: 10:11 Uhr
Leserecho: 8 Kommentare
Autor: Redaktion
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Im vergangenen Jahr haben 1,2 Millionen Touristen Venezuela besucht. Dies gab am Freitag (10.) Tourismusminister Andrés Izarra bekannt. Nach seinen Worten blieb die Zahl der Besucher gegenüber 2012 stabil. Der an die Karibikküste grenzende südamerikanische Staat will den Tourismus massiv ausbauen, um eine Alternative zur dominierenden Erdöl-Industrie zu schaffen. Allerdings leidet das linksregierte Land unter veralteter Infrastruktur. Nicht zuletzt wirkt die hohe Kriminalitätsrate mehr als abschreckend auf Touristen.

Der Jahresbericht der venezolanischen Nichtregierungsorganisation “Observatory of Violence” (OVV) zeigt einen Anstieg der gewaltsamen Todesfälle in Venezuela im vergangenen Jahr. Nach Statistiken der staatlich nicht kontrollierten Organisation starben 24.763 Menschen eines gewaltsamen Todes, 79 Todesfälle pro 100.000 Einwohner.

Kolumbien konnte im vergangenen Jahr mehr als 2,4 Millionen Besucher willkommen heißen, knapp 5 Millionen Menschen besuchten die Dominikanische Republik und Brasilien konnte fast 6 Millionen Besucher verzeichnen. Im Jahr 2013 besuchten über 2,8 Millionen Touristen Kuba. Angesichts der mehr als bescheidenen Besucherzahl ausländischer Touristen ist es nicht verwunderlich, dass Izarra für das Versagen des Regimes einmal mehr die Schuld bei „Anderen“ sucht. „Wir hatten starke negative Einflüsse in diesem Jahr, die das Ergebnis nachhaltig beeinflusst haben. Zwei große Wahlveranstaltungen, von denen eine zu einem Eklat führte, haben ein sehr negatives Bild des Landes projiziert und zweifellos die Touristenströme in der zweiten Jahreshälfte beeinflusst“, so Izarra gegenüber Reportern.

Der Minister verwies auf die Kommunalwahlen vom vergangenen Dezember, die ohne Zwischenfälle blieben und auf die Präsidentschaftswahlen im April. „Das knappe Ergebnis hat eine politische Krise geschaffen, die zu einigen spezifischen Episoden der Gewalt führte“. Der Tod von Hugo Chávez im März hätte ebenfalls ein Klima der Unsicherheit über die politische Stabilität im Land markiert.

Die Zahl ankommender Touristen aus dem Ausland konnte Dank der Besucher aus Brasilien gerade noch auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden. Die Zahl der Besucher aus dem Nachbarland stieg laut Izarra um 20 Prozent. Der Minister hofft, dass dieses Ergebnis im Jahr 2014 gehalten oder übertroffen werden kann. Am Rande eines Treffens der Mercosur-Tourismusbehörden vermied es der Minister, ein Ziel der Touristenankünfte in diesem Jahr zu nennen. Er ging lediglich auf die in Brasilien stattfindende WM ein, die er als etwas „besonderes“ bezeichnete.

„2014 ist ein ganz besonderes Jahr, denn wir haben die WM in Brasilien. Dies ist eine große Chance für uns. Lasst uns einen ganz besonderen guten Job machen, damit wir diesen Marketing-Vorteil für uns nützen können“. Um seine Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren und an begehrte Devisen zu kommen, hat Venezuela Augen auf den brasilianischen Markt geworfen und vor kurzem angekündigt, die Infrastruktur im Südosten Venezuelas zu verbessern. Touristen aus dem Norden Brasiliens sollen so einen besseren Zugang zu den Stränden der Karibik erhalten.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Martin Bauer

    Kein klar denkender Mensch wird freiwillig nach Venezuela reisen, um Urlaub zumachen, es sei denn, er kennt die Möglichkeiten des Cambio Parallelo. Dann, aber auch nur dann, lebt er hier spottbillig. Doch das ist illegal und in nicht im Sinne des Putschisten-Regimes. Selbst der neue Wechselkurs für Touristen macht das Land für Ausländer teurer als Monaco. Für die astronomischen Preise wird der Reisende mit Bergen von stinkendem Müll, mit Raub und Mord, Mangel an Grundnahrungsmitteln, willkürlichen Schikanen in der Elektrizitäts- und Internetversorgung, mit leeren Läden, geschlossenen Restaurants und der primitiven Propaganda eines linksfaschistischen Verbrecher-Regimes belohnt. Die Strände sind zur Zeit überfüllt mit saufenden und kreischenden Horden Einheimischer. Und wer mit dem Boot auf’s Meer rausfährt um Ruhe zu suchen, sieht sich ganz schnell von Piraten ausgeraubt.

    So blöd kann doch nicht mal ein Maduro sein, dass er glaubt, Touristen in den von ihm mitverschuldeten Saustall locken zu können!

    • 1.1
      Tilo

      Hallo Herr Bauer
      Sie reden mir aus der Seele:) ich war vor 2 Jahren in Venezuela weil ein Freund von mir der selber von da abgehauen ist seine Familie besucht hat Katastrophe da fängt es an den Strassen an und hört bei den Venezulaner auf Maduro sollte meiner Meinung nach noch nicht mal mehr Bus fahren dürfen weil er den grössten Verlust seines Hirnes im Kopf hat LG Tilo

      • 1.1.1
        Martin Bauer

        Ja, nur waren die Verhältnisse in Venezuela vor 2 Jahren noch sehr, sehr viel besser als heute. Ich habe vor kurzem 12 Monate in Deutschland verbracht. Der Absturz Venezuelas in dieser Zeit ist gewaltig.

  2. 2
    HCF

    Kann ich in allen Punkten zustimmen. Ergänzen sollte man vielleicht noch, dass die Servicequalität in den wenigen bewohnbaren Hotel auf ein ganz erbärmliches Niveau gesunken ist, allein die Verwendung des Begriffs „Service“ ist eigentlich ein Hohn. Selbst die billigsten Billigtouristen aus Europa kommen nicht mehr, selbst wenn man denen einen Aufenthalt schenken würde…

  3. 3
    mch

    Dem kann ich nur zustimmen. Wir waren letzten September/Oktober für 3 1/2 Wochen in Venezuela. Ein- und Ausreise via Kolumbien auf dem Landweg. Die Landschaft ist wunderschön, aber alles andere sehr bedenklich. Es war eine Erfahrung. Jedoch empfehle ich niemandem nach Venezuela zu reisen.

  4. 4
    Gast

    Das Land ist wunderschön,nur das Personal sollte man austauschen.

    • 4.1
      jose

      Bevölkerungsaustausch?
      Alle ca. 28 Millionen Personal- Einwohner?
      Oder können Sie, Gast, nicht wenigstens die Einwohner von Colonia Tovar verschonen?
      Meine venezolanischen Freunde (Antichavistas!) werden Sie noch mehr lieben!

      • 4.1.1
        Martin Bauer

        Die überwiegende Mehrheit der Venezolaner sind Antichavista und wissen genau, was abgeht. Das Unbegreifliche ist, dass sie nichts tun, um dem Verbrecherregime ein Ende zu setzen. Satire im Internet allein bewegt nichts. Widerstand gibt es in keiner Form, nicht mal ein Minimum an Zivilcourage. Jeder, den ich bisher fragte, warum er die Höflichkeit wahrt, wenn er Rothemden trifft, anstatt ihnen ins Gesicht zu sagen, dass man mit Dreck ihresgleichen nicht verkehrt und sie nicht sehen will, antwortete, das sei unmöglich, sie würden gewalttätig. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, es ist sehr gut möglich, wenn man ein Auge für die Situation hat. Man muss ja nicht gegen die Staatsgewalt oder das Militär angehen, sondern dem durchschnittliche Mitläufer und Opportunisten zeigen, das er gesellschaftlich isoliert ist. Die Typen sind feige. Ohne Waffe und Kumpane haben sie die Hosen voll. Bisher haben sie bei mir fast immer sofort kleinlaut den Schwanz eingezogen, bis aus drei (in rund einem Jahrzehnt), die unbedingt einen Gong in die Mitte wollten. Ich bin sicher, dass Zigtausende Venezolaner das genauso gut oder besser können, als ich. Nur MACHEN müssen sie es. Dann würde der rote Sumpf schnell trockengelegt. ich als Ausländer will hier keinen politischen Kampf führen, sondern lediglich ohne Unbehagen in den Spiegel gucken können.

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