Politische Krise in Venezuela: Zehntausende protestieren in Valencia gegen das Regime

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Proteste in Valencia (Foto: latinapress/Martin Bauer)
Datum: 12. Februar 2014
Uhrzeit: 21:50 Uhr
Ressorts: Leserberichte
Leserecho: 9 Kommentare
Autor: Martin Bauer, Caracas (Leser)
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Der Mittwoch war ein erfreulicher Tag in Valencia, wo meine Frau und ich uns mit Freunden trafen, um die Studenten bei ihrer Protestaktion zu unterstützen. Wenn die Venezolaner schon mal was gegen ihre Peiniger unternehmen, dann will ich sie nicht hängen lassen. Schließlich war ich sehr lange im Land und bin es immer noch.

Eigentlich war ich skeptisch und wollte nicht so recht von meinen Arbeitsplatz weg. Doch ein großes Projekt war gerade beendet, eine Atempause angebracht und möglich. Gut, dann also los! So kamen wir denn gegen 11:00 Uhr vormittags auf der Avenida Bolivar an, Höhe C.C. Camoruco, wo bereits Zigtausende von Menschen den Verkehr blockierten und gen Süden strebten. Es waren überwiegend Studenten, gut gelaunt und ausgelassen, wie fast immer. Einigen finster guckenden Muskelmänner, die aus der PDVSA Zentrale gekommen waren, nickte ich freundlich grinsend zu und fragte sie, ob es nicht verwunderlich sei, dass sich so viele Menschen zu Protesten gegen die Regierung zusammen finden. Ich rechnete nicht ernsthaft mit einer Antwort. Etwas verdutzt verzogen sie sich. Vielleicht dachten sie ja aufgrund meines ausländischen Akzentes, man solle es sich nicht unnötig mit der CIA verderben…?

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Eine erste Ansammlung verharrte vor einem Gebäude der Stadtverwaltung. Einige Gesichter schauten verunsichert aus den Fenstern der mittleren Stockwerke. Ein Demonstrant mit Megaphon rief ihnen zu, sie seien willkommen, mit den freien Venezolanern für eine bessere Zukunft zu marschieren. Natürlich erfolgte keine Reaktion. Wer will schon seinen Arbeitsplatz riskieren? Andererseits ist der Bürgermeister ja ein Oppositioneller… Ach, besser, man macht gar nichts, als das Falsche!

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Weitere Gebäude, die üblicherweise von Chavistas bevölkert sind, waren hermetisch verriegelt, wie ausgestorben. Nach etwa 1,5 Kilometern kamen wir an eine große Kreuzung, an der es links zur Autobahn ging (Distribudor Trigalleña). Die Menschen waren in alle Richtungen zu sehen. Hier wurde klar, dass es sich um eine riesige Menge von „Andersdenkenden“ handelte. Ein Teil wanderte Richtung Westen ab (Avd. Sedeña), das Groß jedoch Richtung Autobahn. Die anderen folgten später.

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Die Autopista und ihre Zufahrtswege waren für den Verkehr unpassierbar. Alles strömte auf die Fahrbahnen und zog langsam Richtung Norden, 2 Abfahrten weiter. Die Sonne brannte beachtlich, aber ich ließ mir das nicht nehmen. Wir wanderten die ganze Route bis zur großen Redoma, wieder am Ende der Avd. Bólivar, insgesamt etwa 8 Kilometer. Der Verkehr musste sich mit einer Spur auf der Gegenseite begnügen. Aber sämtliche Fahrzeuginsassen zeigten sich erfreut. Manche Fahrer hielten an und verteilten Wasser und Eis an die Demonstranten. Jeder Vorbeifahrende bekundete seine Solidarität auf seine Weise, mit Rufen, Gesang auf den Untergang des Regimes und natürlich wahnwitzigem Hupkonzert. Diverse Tankwagen der PDVSA stimmten mit ein. Auch deren Fahrer machten eindeutigen Gesten, dass auch sie den Kanal voll haben, von kommunistischer Diktatur und Ausbeutung. Lediglich ein Auto der PDVAL wurde mit Flüchen, Steinwürfen und Stockschlägen bedacht. Diese korrupten Halunken sind einfach zu verhasst. Aber ob gerade die drei jungen Männer in diesem Lieferwagen die Schuldigen waren…? Vielleicht hätten sie gerne mit demonstriert?

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Die Bilder sprechen für sich. Die Autobahn war in voller Breite, bis auf eine Spur, auf einer Länge von ca. 4,5 Kilometern durchgängig mit Menschen überfüllt, nicht gerechnet die Menschenmassen auf den Brücken und die, welche nicht oder nicht mehr auf der Autopista waren. Polizei zeigte sich keine, außer ganz wenige Verkehrspolizisten, die aber kaum etwas tun konnten. Und auch die Nationalgarde blieb fern. Gerüchte wurden über Mobiltelefone verbreitet, die Menschen würden von motorisierten Schlägern der Regierung angegriffen und es gäbe Verletzte. Ich weiß nicht, wer diese verantwortungslosen Lügen in die Welt gesetzt hat. Weder dem Volk noch der Opposition kann man so helfen. In Valencia ist es zur Stunde noch friedlich.

Das linksgerichtete Regime hat den regierungskritischen und in Venezuela ansässigen Medien gegenüber ein striktes Verbot erlassen, über die landesweiten Demonstrationen in jedweder Form zu berichten. Manche erwähnten die Demonstrationen und deren Ausmass dennoch, brachen aber schnell ab, mit dem Hinweis auf jenes Verbot. Als ob das jemals in der Geschichte einer Regierung etwas genutzt hätte! – Wie auch immer: Für die ganze Stadt war es ein wundervolles Erlebnis. Wenn es etwas nachhaltig bewirken soll, dann müssen solche Demonstrationen auch konsequent fortgeführt werden, zumindest wöchentlich, wie seinerzeit in Leipzig. Die Chance, dass der Verlauf immer so friedlich sein wird, wie heute, ist dabei gering. Aber ohne Bereitschaft zum Risiko wird man den Karibik-Kommunismus im Miraflores nicht los.

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  1. 1
    suizo

    Endlich geht mal was, weiter so!!!! Für den verstorbenen,verlogenen,manipulierenden,stehlenden……
    Chavez sind sie ja auch auf die Strasse gegangen!!!Wird wahrscheindlich noch viele Tote geben,
    aber das muss wohl so sein bis das ganze Militär,Chavistos und Malandros zur Rechenschaft gezogen werden kann!!!Die jungen werden es richten und so vielleicht noch eine Zukunft in Venezuela haben.

  2. 2
    Martin Bauer

    Und kurz nachdem die Masse der schätzungsweise 250.000– 300.000 Demonstranten die Autopista hinter sich gelassen hatten, hat der Gobernador von Carabobo, Francisco Ameliach, bezahlte Schläger geschickt, nicht etwa um die Demonstranten zu attackieren, sondern um zahlreiche Baufahrzeuge zu stehlen, zu zerstören und einen Laster mit Bitumen in Brand zu setzen. Dann hat die kriminelle Ratte Ameliach einen Artikel mit Fotos auf der linken Hetzseite noticias24carabobo (heute etwas Ähnliches wie Amerika 21) einen Artikel publiziert, in dem diese Taten den Studenten zugeschrieben werden, und er fordert Rechenschaft von den Leitern der Universidad de Carabobo, sowie von den Organisatoren der Demonstration.

    http://noticias24carabobo.com/actualidad/noticia/35959/gobernador-de-carabobo-exige-pronunciamiento-sobre-hechos-de-violencia-en-el-distribuidor-el-trigal/

    Ich sagte doch schon immer, mit Roten gibt es keine Verhandlung, keinen Kompromiss, keine Koexistenz. Die müssen einfach weg. Und speziell Francisco Ameliach, einer der Putschisten von 1992, wird gefährlich bleiben, solange er lebt. Deshalb sollte sein weiteres Leben so kurz wie möglich verlaufen, Venezuela zuliebe.

  3. 3
    Wolfgang

    Man kann nur hoffen, dass der Protest friedlich bleibt. Ein zweites Syrien kann niemand wollen. Als Auslaender darf und will ich mich auch nicht einmischen, das ist Sache des venezolanischen Volkes. Aber eine eigene Meinung dazu darf ich haben. Die aeussere ich hier aber lieber nicht.

    • 3.1
      Martin Bauer

      Ich wüsste nicht, dass jemals ein kommunistisches Regime vom eigenen Volk friedlich überwunden wurde. Und nach den letzten Meldungen aus Caracas, geht es dort auch nicht friedlich weiter. Das Militär ist allgegenwärtig, aber uneins. Mal sehen, wo das hinführt! Die Macht haben die Linksfaschisten. Doch wird die Mehrheit der venezolanischen Soldaten ihnen folgen, oder ihrer Verpflichtung dem Volk gegenüber?

  4. 4
    Wolfgang

    Porlamar, 15 Uhr: ein paar Demonstranten (vielleicht 50,60 mehr nicht) blockieren die Haupteinfallstrassen in die Stadt (am Rattan Plaza), Guardia sieht man ueberhaupt nicht, nur die Policia Estadial, die regeln ab, machen aber sonst nichts. Gleiches Bild um die Universitaet NE, ein paar Demonstranten besetzen bzw. blockieren die Strassen rund um die Universitaet, auch hier keine Guardia, nur Policia Estadial mit ein paar Beamten. Zum Feierabend in ca. 1 Stunde wird rund um Porlamar nichts mehr gehen. Ich verstehe nicht, warum das Regime das nicht in den Griff bekommt, das waere ohne Gewalt alles binnen kuerzsester Zeit aufzuloesen. Demonstrationsrecht – ja, aber die gesamte Bevoelkerung in Geiselhaft nehmen? Na ich weiss nicht.

    • 4.1
      Martin Bauer

      „…warum das Regime das nicht in den Griff bekommt,…“
      Um Himmels Willen! Das wäre das Letzte. Die sollen verschwinden, aber nichts in dem Griff bekommen. Das Volk demonstrieren lassen, aber auch nicht reagieren… Oder zur Presse sagen, „Das Volk hat die falsche Meinung!“, woher kenn ich das nur…

      In Valencia ist inzwischen die Guardia Nacional an der Autopista eingetroffen, wie ich von Freunden höre. Das sieht nicht mehr so gut aus, wie gestern, nachdem die Ratte Francisco Ameliach aktiv geworden ist.

  5. 5
    Lothar Wannhoff

    Das einzige , was die rechte Opposition noch auf die Beine kriegt, ist ein paar Tausend kriminelle Randalierer auf die Strasse zu schicken. Aber macht euch nicht schon wieder falsche Hoffnungen, das Volk wird wie immer die Revolution verteidigen und auch die bolivarischen Streitkräfte werden das Erbe von Hugo Chavez verteidigen. Gegen Lopez ist jetzt Haftbefehl erlassen worden. Ich kann der revolutionären Regierung nur empfehlen mit allen Mitteln des Rechtstaates gegen diese Kriminellen und ihre Anstifter vorzugehen.
    Que viva Chavez !!!!!

    • 5.1
      claudia

      Lothar geh nach Kuba oder sonst wo hin. Deine Sprüche schreibe auf Dein Klopapier und wisch Dir damit Deinen Ar…

    • 5.2
      Martin Bauer

      Das VOLK ist auf den Fotos zu sehen. Es hat kein Verständnis für linksromantische Kakerlaken.

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