Krise in Venezuela: Das erste Jahr der Regierung von Maduro bringt wirtschaftliches Chaos

chavez-maduro

Maduro kann aus dem Schatten von Hugo Chávez nicht heraustreten und eigene Akzente setzen (Foto: Miraflores)
Datum: 23. Februar 2014
Uhrzeit: 11:10 Uhr
Leserecho: 7 Kommentare
Autor: Redaktion
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Im südamerikanischen Land Venezuela herrscht seit dem Tod des bolivarischen Führers das Chaos, die Abwärtsspirale dreht sich immer schneller. Venezuelas Ökonom Francisco Faraco hat eine sehr einfache Art und Weise zu erklären, was seit dem Tod von Hugo Chávez am 5. März 2013 in Venezuela geschah. „Als Nicolás Maduro sein Amt antrat, setzte er sich auf den elektrischen Stuhl.“

Er und weitere Analysten bestätigen, dass der Ex-Busfahrer absolut nicht in der Lage ist das schwere Erbe von seinem Vorgänger auch nur ansatzweise fortzuführen. Angesichts von Problemen wie der höchsten Inflation in Lateinamerika, horrender Kriminalität und Knappheit bei den Grundnahrungsmitteln steht die Regierung vor einer heiklen Situation, deren Ausgang nicht vorhersehbar ist.

Im letzten Jahr der Chávez-Regierung schätzte die Zentralbank des Landes den Knappheitsindex auf rund 20%. Seit Übernahme der Amtsgeschäfte durch Maduro stieg dieser auf 28%. Im Jahr 2012 lag die Inflation bei 19,7%, im ersten Jahr der Regierung von Maduro bei 56,2%. „Chavez hinterließ ein Vermächtnis an Vermögenswerten und Verbindlichkeiten. Als Maduro an die Macht kam, befand sich das Land bereits in einem Zustand des Kochens“, analysiert Carlos Romero, Professor an der Zentralen Universität von Venezuela. Für ihn ist die Entscheidung des aktuellen Präsidenten, am Chávez-Etatismus festzuhalten, einer der wichtigsten und größten Fehler.

Laut einer aktuellen Studie von 47 lokalen Ökonomen ist das sozialistische System die Quelle des Problems und wurde durch Maduro seit dessen Amtsantritt noch verschärft. Inflation, Nahrungsmittelknappheit und eine zunehmende Verschuldung der Staatsunternehmen führte bereits zu einer Währungskrise, die die Regierung zu mehreren Abwertungen der Landeswährung zwang. Für die Gruppe von Wirtschaftswissenschaftlern ist „das Denken im Miraflores-Palast“ das größte Problem des erdölreichsten Landes der Welt.

Inzwischen betrifft die Devisenknappheit alle Bereiche der Wirtschaft. Die Studie geht dabei besonders auf die Situation der staatlichen Erdölgesellschaft PDVSA ein. Im Jahr 2013 sank die Produktion um 1,7% gegenüber dem Vorjahr und die Einnahmen aus dem Export verringerten sich um 6,4%. Bis 2012 (letzte offizielle Daten) wies die Unternehmensbilanz Verbindlichkeiten bei Lieferanten und Vertragspartner in Höhe von 16,7 Milliarden US-Dollar aus – Tendenz weiterhin stark steigend.

Das Schlimmste, was der Wirtschaft passieren konnte, trat laut den Ökonomen ein: Die Unentschlossenheit Maduros. Seine Regierung hat den Devisenaustausch/Beschaffung noch mehr kompliziert, die Inflation erhöht und die Kreditknappheit vertieft. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass die Bevölkerung auf die Straßen geht und gegen die Unfähigkeit der Regierung protestiert.

Anwalt Gonzalo Himiod von der Nichtregierungsorganisation“Foro Penal“ bestätigt, dass es bereits unter der Regierung von Chávez eine Jagd auf „Andersdenkende“ gab – mehr kontrolliert und weniger offensichtlich. Nach seinen Worten hat die aktuelle Regierung allerdings wesentlich weniger finanzielle Mittel zur Verfügung und kann deshalb den bewaffneten Chávez-Flügel nicht mehr kontrollieren und steuern. „Die ersten Vorwürfe von Folter an Studenten erreichten uns bereits unter Chávez. Mit Maduro haben sich die Fälle vervielfacht“, so Himiod.

In den ersten Monaten seiner Amtszeit beglückte Maduro die Bevölkerung durchschnittlich 90 Minuten pro Tag mit Phrasen und Durchhalteparolen in Radio-und TV. Chávez hatte es in den 14 Jahren seiner Regierungszeit auf durchschnittlich 54 Minuten am Tag gebracht. Am 12. Februar, einem der schlimmsten Tage der Gewalt und Repression, blockierte das Regime für ein paar Stunden die nationalen Sender und Millionen Venezolaner wussten nicht, was los war.

Am Samstag (22.) forderte Oppositionsführer Henrique Capriles Radonski alle Venezolaner dazu auf, weiterhin auf die Straße gehen. „Die Opposition wird sich nicht durch staatliche Repressionen einschüchtern lassen. Maduro war ein Fehler in der Geschichte des Landes. Wir lieben den Frieden, werden unser Knie aber nie vor ihm beugen“.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

© 2009 - 2024 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.
  1. Als Deutscher, der die fast taeglichen Auftritte von Chavez und Maduro im TV nur kurz verfolgte, laenger war unmoeglich, kommt mir das wie ein neues Gehirnwaschmittelprogramm vor. Die Masse der Bevoelkerung ist ja nun nicht gerade mit Intelligenz und Bildung gesegnet, aber dass sie sich so passioniert diese Durchhalteparolen reinzieht, macht mich sprachlos.

    Seit drei Monaten gucke ich nur noch Privatsender, wenn sie denn nicht gleichgeschaltet sind. Wenn unfaehige Leute die Regierung bilden, kommt so etwas dabei heraus, wie es sich jetzt abzeichnet. Jeder moechte mal ein bisschen regieren. Das Volk wird nach Strich und Faden betrogen. Ich kenne keinen Sozialismus, der in der Welt funktioniert haette. Alle waren nur mit gleichzeitiger Diktatur durchzusetzen. Und das versucht Maduro nun auch. Er wird sich noch sehr wundern !!

  2. 2
    Eduardo Silva

    Nun die frage ist : wie hoch ist die schmerzgrenze von der dumheit , es ist ja auch nicht viel zu erwarten von einem Bussfahrer der eigentlich nur die marionete von der Familie von Chaves ist.Nun das problem liegt viel tiefer , das land wurde umstrukturiert von Chaves zu einem perfekten Raub an offentlichen mittel ,die von dem erdoel verkauf stammen . Die bankkonten von der Familie von Chaves sind mit miliarden angehauft und das Volk ist am verhungern.Chaves hat alles bis ins letzte tetail gaplant , somit gibt es sogenate Totschlachter die mit Motos ausgerustet sind, die geziehlt in die menschen menge schiessen um angst und unsicherheit zu schuren, schon seid jahren wurde alles geziehlt verstatlicht oder besser verchavelt ( Familienbesitz von Chaves ). es gibt nun seid jahren eine sogenate ( Demokratie ) was eigentlich eine Parteidikatur ist wie ja auch in Brasilien.
    Niemand hatte an den Arabischen Fruhling geglaubt bis es soweit gekommen ist , nun ist es die reihe am Lateinischen Fruhling . der nicht nur Venezuela sondern auch Brasilien retten soll.

  3. 3
    claudia

    ich habe gehört, die kinder von chavez seien nach argentinien geflüchtet! ist das wieder einmal eine falschmeldung?

    • 3.1
      Martin Bauer

      Die Information haben wir auch, aber unbestätigt.
      Ebenso soll die Familie von Diosdado Cabello in Argentiniern sein. Aber viel interessanter ist, er selber ist verschwunden. Weiss jemand was über seinen Verbleib?

  4. hahaha, ich glaubs nicht. Zeichnet sich ein zweites Ukraine ab ?? Wenn das wirklich stimmen wuerde, saehe es schlecht um Maduro aus. Ich dachte immer, dass Cabello scharf auf das Amt von Maduro sei ? Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass der Typ auf der Flucht ist.

    Ich wohne in den Anden auf dem Lande. Bekomme wenig mit, wie es wirklich um Venezuela steht. Ausser: dass ich seit Monaten keinen Zucker, kein Speise-oel und Mehl mehr kaufen kann. Toilettenpapier „klaue“ ich mir mittlerweile :-((
    Notdurft macht erfinderisch :-)))

    • 4.1
      claudia

      ich habe auch glück und bei mir ist es ziemlich ruig….wir wohnen nicht in einer stadt! habe aber immer angst, dass mein mann von einer demo nicht zurück kehrt! :(
      Toilettenpapier habe ich noch 20 rollen, müsste für die nächsten 100 tage reichen, für die kleine toilette mache ich es so wie die araber – wasser…..grins

  5. ich verfuege ueber einen 6.000 qm grossen „Garten“. Dort habe ich ne Kuh platziert, so dass ich taeglich mit Milch versorgt werde. d.h. die vaca gehoert mir nicht, aber die Milch bekomme ich gratis, weil ich das Gras kostenlos zur Verfuegung stelle. So waescht ein Haendchen das andere :-))

    Wer ein Bidet besitzt, braucht nicht einmal mehr Toilettenpapier :-) Aber das hat ja auch nicht jeder :-(
    Bei Demos halte ich mich immer am Rande auf. Also nicht an vorderster Front, denn da fliegen schon mal ein paar Brocken.

Diese News ist älter als 14 Tage und kann nicht mehr kommentiert werden!