Basierend auf Beobachtungen mit dem Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) im Norden Chiles haben Astronomen die Entdeckung eines unerwarteten Klumpens aus Kohlenstoffmonoxid-Gas in der Staubscheibe des Sterns Beta Pictoris bekanntgegeben. Das ist überraschend, denn man würde davon ausgehen, dass dieses Gas in kurzer Zeit von der Strahlung des Sterns zerstört werden sollte. Irgendetwas – wahrscheinlich häufige Zusammenstöße zwischen kleinen eishaltigen Objekten wie Kometen – muss für die kontinuierliche Wiederauffüllung des Gases verantwortlich sein. Die neuen Ergebnisse werden am Donnerstag (6.) in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht.
Das System des nahegelegenen Sterns Beta Pictoris, der leicht mit dem bloßen Auge am Südhimmel zu sehen ist, wird als archetypisches junges Planetensystem gepriesen. Man weiß, dass es einen Planeten beherbergt, der sich auf einer Umlaufbahn in 1,2 Milliarden Kilometern Entfernung vom Stern bewegt. Beta Pictoris war einer der ersten Sterne mit einer großen Scheibe aus Staubtrümmern, den man fand .
Neue Beobachtungen mit ALMA haben nun gezeigt, dass die Scheibe von Kohlenstoffmonoxid-Gas durchsetzt ist. Paradoxerweise könnte die Anwesenheit von Kohlenstoffmonoxid, das für uns Menschen auf der Erde äußerst schädlich ist, ein Hinweis dafür sein, dass das Planetensystem Beta Pictoris irgendwann ein gutes Habitat für Leben sein könnte. Der Kometenbeschuss, den seine Planeten gerade durchleben, versorgt sie vermutlich mit dem Wasser, das Leben erst möglich macht.
Kohlenstoffmonoxid wird allerdings leicht und schnell von der Strahlung des Sterns gespalten – an der Stelle, an der es in der Scheibe von Beta Pictoris beobachtet wird, kann es nur etwa 100 Jahre lang existieren. Es in der 20 Millionen Jahre alten Scheibe von Beta Pictoris zu finden, war daher für die Wissenschaftler völlig überraschend. Es stellt sich daher die Frage, wo es herkommt und warum es immer noch dort ist.
„Sofern wir Beta Pictoris nicht gerade in einer besonders ungewöhnlichen Phase beobachten, muss das Kohlenstoffmonoxid kontinuierlich aufgefüllt werden“, erläutert Bill Dent, ESO-Astronom am Joint ALMA Office in Santiago de Chile und Erstautor des heute veröffentlichten Artikels in der Fachzeitschrift Science. „Die häufigsten Quellen für Kohlenstoffmonoxid in einem jungen Sonnensystem sind Zusammenstöße zwischen eishaltigen Objekten, die von Kometen bis hin zu größeren, planetenartigen Objekten reichen.“
Die Zerstörungsrate muss jedoch sehr hoch sein: „Um die beobachtete Menge an Kohlenstoffmonoxid zu erhalten, müsste die Kollisionsrate in der Tat erstaunlich hoch sein – eine große Kometenkollision alle fünf Minuten“, merkt Aki Roberge an, NASA-Astronom am Goddard Research Center in Greenbelt in den USA und Koautor des Fachartikels. „Um diese Kollisionsrate zu aufrechtzuerhalten, müsste es ein sehr dichter, massereicher Kometenschwarm sein.“
Aber es gab noch eine weitere Überraschung in den ALMA-Daten, mit denen das Kohlenstoffmonoxid nicht nur überhaupt erst sichtbar gemacht werden konnte sondern gleichzeitig auch dessen Verteilung in der Scheibe kartiert werden konnte. Ermöglicht wurde dies durch ALMAs einzigartige Fähigkeit, gleichzeitig sowohl die Position als auch die Geschwindigkeit des Gases zu messen. Es ergab sich, dass das Gas in einem einzigen kompakten Klumpen konzentriert ist. Diese Konzentration befindet sich 13 Milliarden Kilometer vom Stern entfernt, was etwa der dreifachen Entfernung zwischen dem Planeten Neptun und der Sonne entspricht. Warum sich das Gas in diesem kleinen Klumpen so weit entfernt vom Stern befindet, bleibt allerdings ein Rätsel.
„Dieser Klumpen ist ein wichtiger Hinweis auf die Vorgänge in den Außenbereichen dieses jungen Planetensystems“, ergänzt Mark Wyatt von der University of Cambridge in Großbritannien und Koautor des Fachartikels. Es gäbe zwei Wege, auf denen sich so ein Klumpen bilden kann: „Entweder werden die Kometenkollisionen durch die gravitative Anziehung eines noch nicht sichtbaren Planeten mit einer saturnähnlichen Masse auf eine kleine Region konzentriert oder das was wir sehen ist der Überrest einer einzigen katastrophalen Kollision zweier marsähnlicher Eisplaneten.“
Beide Möglichkeiten geben Astronomen Anlass zur Hoffnung, dass noch weitere Planeten um Beta Pictoris auf ihre Entdeckung warten. „Kohlenstoffmonoxid ist nur der Anfang – es könnten noch weitere komplexe pre-organische Moleküle aus diesen Eisobjekten freigesetzt worden sein“, fügt Roberge hinzu.
Weitere Beobachtungen mit ALMA, dessen Kapazitäten immer noch nicht voll entfaltet sind, sind geplant, um mehr Licht in dieses fesselnde Planetensystem zu bringen und somit dabei zu helfen, die Bedingungen zu verstehen, die während der Entstehung des Sonnensystems geherrscht haben.
Leider kein Kommentar vorhanden!