Ungewohnte Entdeckungen bietet ab dem 9. April die wichtigste Plattform für den lateinamerikanischen und spanischen Film in Deutschland: das Filmfestival CINELATINO bringt einen Schwerpunkt zu Ecuador, eine Werkschau mit dem spanischen Altmeister Fernando Trueba und viel junges Kino aus Lateinamerika und Spanien nach Baden-Württemberg. In Tübingen, Stuttgart, Freiburg und erstmals auch Rottenburg werden dem Publikum Geschichten vom Erwachsenwerden, von turbulenten Roadtrips oder von Familien-Verstrickungen erzählt.
LÄNDERSCHWERPUNKT
Das kleine Filmland Ecuador macht international wenig von sich reden, seine ambitionierte, stetig wachsende Filmszene brachte jedoch 2013 so viele Filme wie nie zuvor in die Kinos. Im Länderschwerpunkt stehen sechs Produktionen, darunter u.a. Ruta de la luna von Juan Sebastián Jácome, der einen ungewollten Road-Trip von Vater und Sohn durch Mittelamerika verfolgt. Mejor no hablar (de ciertas cosas) von Javier Andrade ist ein bitteres Familien- und Gesellschaftsporträt von Ecuardors Oberschicht. Der Dokumentarfilm La muerte de Jaime Roldós von Lisandra Rivera und Manolo Sarmiento, der bestbesuchte Film Ecuardors 2013, handelt vom Flugzeugabsturz Ende der 70er Jahre, bei dem der ecuadorianische Präsident ums Leben kam und begibt sich auf Spurensuche nach den Ursachen. Auch Abuelos, das Filmdebüt von Carla V. Dávilas, führt in die Vergangenheit: zwei Großväter, zwei Diktaturen in zwei Ländern und eine Familiengeschichte.
Zu den Filmhighlights im Programm von CineLatino zählen außerdem der Eröffnungsfilm Hoje eu quero voltar sozinho von Daniel Ribeiro, der vergangenen Monat bei der Berlinale mit Standing Ovations und mit dem Teddy Award ausgezeichnet wurde. Das brasilianische Feel Good-Movie verzaubert mit der Geschichte des blinden 15-jährigen Leonardo, der sich in den neuen Mitschüler verliebt. Familiengeschichten stehen in Mexiko und Chile im Mittelpunkt: In Los insólitos peces gato von Claudia Sainte-Luce wird Claudia unverhofft Mitglied einer chaotischen Familie, während sich in Raíz von Matías Rojas Valencia ein Halbwaise auf die Suche nach dem verschollenen Vater macht. Mit einer ähnlichen Suche beginnt auch Puerto Padre von Gustavo Fallas, die mit unvorhersehbaren Entdeckungen in Costa Ricas Hauptstadt endet.
Im Programm von CineEspañol gibt es einen Auftragskiller der sterbenskrank ist, El muerto y ser feliz von Javier Rebollo ist ein Roadmovie mit viel schwarzem Humor. Eine Todesküste am Ende der Welt ist Hauptschauplatz in Costa da morte von Lois Patiño. In Los chicos del puerto von Alberto Morais ziehen drei Jungen los um den kuriosen Wunsch eines an Alzheimer erkrankten Großvaters zu erfüllen. Der neueste Film des in Tübingen lebenden spanischen Regisseurs Daniel V. Villamediana, De Occulta Philosophia, entführt in die Welt der Barockmusik und verzaubert mit ihren Klängen.
CINELATINO stellt in einer Werkschau den 1955 in Madrid geborenen Regie-Altmeister Fernando Trueba vor, der sowohl als Regisseur als auch als Musikproduzent mehrfach ausgezeichnet wurde. Trueba gewann 1992 mit Belle Époque, einer erotischen Komödie, den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Auch sein Musik-Animationsfilm Chico & Rita wurde 2012 für den Oscar nominiert. Die doppelbödige Satire La niña de tus ojos mit Penélope Cruz wurde mit 12 Goyas ausgezeichnet. Für seinen Dokumentarfilm Calle 54 hat Trueba, der dafür ebenfalls mit dem Goya ausgezeichnet wurde, die Größen der Latin Jazz-Musiker in einem Studio vereint. Als Musikproduzent wurde Fernando u.a. mehrfach mit dem Grammy für die Alben des kubanischen Latin Jazz Pianisten Bebo Valdés ausgezeichnet. Fernando Trueba wird die Werkschau persönlich begleiten.
In Kooperation mit dem Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen und mit Unterstützung des Internationalen Drehbuchworkshop SOURCES 2 findet eine Masterclass mit Fernando Trueba an der Universität Tübingen statt. Der Termin ist am Dienstag, 15. April von 14 – 16 Uhr im Brechtbau, Wilhelmstr. 50.
Für den mit 1.000 Euro dotierten Tübinger Publikumspreis – gestiftet von den Sprachtrainingsprogrammen Vivat Lingua! – sind folgende Filme nominiert:
Avanti Popolo (Brasilien 2012) von Michael Wahrmann
Castanha (Brasilien 2014) von Davi Pretto
Ruta de la luna (Ecuador 2012) von Jean Sebastián Jácome
Chicama (Peru 2013) von Omar Forero
Raíz (Chile 2013) von Matías Rojas Valencia
Costa da morte (Spanien 2013) von Lois Patiño
Los chicos del puerto (Spanien 2013) von Alberto Morais
Das Festival wird von den Filmtagen Tübingen e.V. in Zusammenarbeit mit Vereinigte Lichtspiele Tübingen, Delphi Stuttgart, Club Voltaire Tübingen, dem Dachverband der Lateinamerikanischen Vereine Stuttgart und dem Kommunalen Kino in Freiburg veranstaltet.
Tübingen: 09. – 16. April 2014 im Kino Museum
Rottenburg: 11. – 15. April 2014 im Kino Waldhorn
Stuttgart: 10. – 16. April 2014 im Kino Delphi
Freiburg: 09. – 16. April 2014 im Kommunalen Kino
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