Unabhängig der Zuverlässigkeit der verbreiteten Informationen spielten Facebook, Twitter und Youtube eine wichtige Rolle während des arabischen Frühlings für die rasche Organisation der Massenproteste. Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Iran organisierte sich die Opposition über das Internet – trotz Zensur. Ausgetauscht wurden Termine für Demonstrationen, Bilder und Videos. Twitter-Nutzer können seit rund 24 Stunden in der Türkei die Seite des Kurznachrichtendienstes nicht aufrufen. Der wegen einer Korruptionsaffäre unter Druck stehende türkische Regierungschef Erdoğan hatte angekündigt, angesichts des Auftauchens immer neuer Mitschnitte sensibler Telefonate im Internet notfalls auch den Kurzbotschaftendienst Twitter zu verbieten. Für die Regime werden die sozialen Netzwerke immer mehr zur Bedrohung, Venezuelas Präsident Maduro sieht Twitter als Teil der Schlacht bei den Protesten gegen die Regierung.
Vor ein paar Tagen ermutigte er seine Anhänger, die Nutzung von Twitter zu unterbinden. Nach seinen Worten wird die digitale Echtzeit-Anwendung zur Vorbereitung eines Staatstreiches genutzt. „Das ist eine Waffe“, so Maduro“, „ein außergewöhnliches Instrument für die Kommunikation von Tausend verschiedenen Dingen“. Mit drei Millionen aktiven Nutzern ist Venezuela eines der Länder mit der höchsten Durchdringung von Twitter. Nach Angaben des Analyse-Unternehmens „PeerReach“ nutzen 14 Prozent der venezolanischen Internet-Nutzer den Mikrobloggingdienst und sind damit das viertgrößte Netzwerk in der Welt.
Maduro, ein ehemaliger Busfahrer, ist ein relativer Neuling in den sozialen Netzwerken, feierte diese Woche allerdings den ersten Jahrestag seines Accounts @ NicolasMaduro. Der Präsident hat 1,9 Millionen Anhänger und damit nicht einmal die Hälfte seines Mentors Hugo Chávez. Der Account @ chavezcandanga hat ein Jahr nach dem Tod des bolivarischen Führers knapp 4,1 Millionen Anhänger.
„Im Zeitalter von Twitter und Facebook können die Regierungen den Informationsfluss nicht mehr vollständig kontrollieren“, analysiert Emily Parker, Forscherin an der New American Foundation, einer Non-Profit-Organisation mit Sitz in Washington. „Die Behörden befürchten, dass sich die Menschen über die sozialen Medien organisieren – so wie sie es an Protesten weltweit getan haben. Twitter ist nicht nur ein Werkzeug für die Verbreitung von Informationen, es ist ein sehr wichtiges Werkzeug für gemeinsames Handeln“, fügt Parker hinzu.
Venezolanische Politiker auf beiden Seiten sind auf Twitter sehr aktiv. Oppositionsführer Henrique Capriles hat dabei mit über 4,3 Millionen Anhängern den höchsten Wert in ganz Lateinamarika (politisch). Für die Hälfte der Venezolaner ist das soziale Netzwerk auch der einzige Weg, um der Propagandaflut des linksgerichten Regimes zu begegnen. Über die staatseigenen Medien wird das Volk regelrecht zugemüllt, die Wahrheit aus Sicht des Regimes verbreitet.
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