Die brasilianische Mega-Metropole São Paulo steht vor einer möglichen Rationierung des Trinkwassers. Das Cantareira Reservoir, Hauptwasserquelle für die 20 Millionen Einwohner zählende Metropolregion, wies am Mittwoch (9.) nur noch 12,7 Prozent seiner Kapazität auf. Ökonomen befürchten, dass die Rationierung von Trinkwasser oder länger anhaltender Wassermangel die fragile brasilianische Wirtschaft, die in diesem Jahr nur rund zwei Prozent wachsen wird, schwer treffen wird.
Die Wasserknappheit im Finanzzentrum des Landes erhöht die Herausforderungen an Präsidentin Dilma Rousseff, die ihre Wiederwahl im Oktober anstrebt. „Wenn der Regen nicht auf den entsprechenden Ebenen zurückkehrt und sich die Speicherstände nicht wieder erholen, könnten wir in den kommenden Wochen und Monaten zu einer drastischen Wasserrationierung gezwungen werden“, gab der brasilianische Wasserversorger Sabesp (Companhia de Saneamento Básico do Estado de São Paulo) in seinem am Dienstag (8.) veröffentlichten Jahresbericht bekannt. Einige kleine Städte im Bundesstaat São Paulo haben bereits das Trinkwasser rationieren müssen.
Das Cantareira-System liefert fast die Hälfte des Wassers für den Großraum São Paulo und ist eines der größten Trinkwasserproduktionssysteme in der Welt. Das System wird von sechs Stauseen in fünf Becken in der Region gebildet. Mehrere Bereiche innerhalb des Systems haben unter einer Entwaldung gelitten, die sich inzwischen immer stärker auf die natürliche Wasserproduktionskapazität auswirkt. Ein weiteres Problem ist der zunehmende Ausbau der städtischen Siedlungen rund um die Stauseen, was in den meisten Fällen zu Wasserverunreinigungen führt. Insgesamt wird die Wasserqualität des Cantareira Reservoirs noch als „gut“ bezeichnet.
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