Soziale Unruhen in Venezuela: „Keine Verhandlungen und keine Abkommen“

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Einigung zwischen beiden Konfliktparteien scheint in weiter Ferne (Foto: Prensa Miraflores)
Datum: 11. April 2014
Uhrzeit: 08:23 Uhr
Leserecho: 9 Kommentare
Autor: Redaktion
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Venezuelas Präsident Nicolás Maduro und Oppositionsführer Henrique Capriles sind am Donnerstagabend (10.) zu einem ersten Schlichtungstreffen im Miraflores zusammengekommen. Eine Einigung zwischen beiden Konfliktparteien scheint wie erwartet aber in weiter Ferne. Begleitet wurde das Treffen von Vertretern der südamerikanischen Staatengemeinschaft Unasur und des Vatikans.

Maduro wies bereits zu Beginn der Gespräche darauf hin, dass es „keine Verhandlungen und keine Abkommen“ gebe. „Was wir suchen, ist ein Modell der gegenseitigen Toleranz. Wir haben uns immer für die Lösung von Konflikten mit politischen Mitteln entschieden“, so der regierende Ex-Busfahrer. Parlamentspräsident Diosdado Cabello warf in gewohnter Art und Weise der Opposition vor, das linksgerichtete Regime von Anfang an boykottiert zu haben. Ein Chávez-Anhänger (José Pinto), der mit am Tisch sass, schlug zu Beginn seiner Rede Maduro und Außenminister Jaua für den Friedensnobelpreis vor.

Ramón Guillermo Aveledo, Generalsekretär des gemässigten Oppositionsbündnisses MUD, forderte die Freilassung der festgenommenen Demonstranten und warf der Regierung vor, die Bürgerrechte der Venezolaner zu beschneiden. Der Apostolische Nuntius Aldo Giordano, den beide Konfliktparteien als Vermittler bestellt hatten, verlas einen Brief von Papst Franziskus und wies darauf hin, dass im Zentrum jedes ehrlichen Dialogs Respekt und die Anerkennung des Gegenübers stehen müssen. Oppositionsführer Capriles wies darauf hin, dass sich Präsident Maduro „unrechtmässig an der Macht“ befände und dass der bestehende Graben keinen Meter schmaler werden wird. „Wir wollen keinen Staatsstreich und keine soziale Explosion. […] Wir wollen, dass die Problem des Landes gelöst werden, die Verfassung geachtet und die Repression eingestellt wird“, forderte Capriles. „Die Realität in unserem Land ist, dass im vergangenen Jahr 25.000 Venezolaner getötet wurden. Dieses Land versinkt in Gewalt, Unsicherheit und Kriminalität“.

„Lassen Sie uns über die Freilassung der politischen Gefangenen und die Rückkehr der aus politischen Gründen ins Exil gegangenen Personen sprechen. Lassen sie uns darüber diskutieren, was die paramilitärischen Organisationen, deren Funktionen offensichtlich sind, in unserem Land anrichten“, forderte Aveledo. Maduro lehnte eine Diskussion darüber ab. „Es ist Zeit für Gerechtigkeit und keine Zeit für Vergebung“, betonte der Staatschef. „Ich bitte um Respekt für das Kollektiv. Sie sind im wesentlichen Gruppen der sozialen Arbeit“.

Am Ende des mehr als fünfstündigen Gespräches stellte Maduro fest, dass es in Venezuela bereits einen bewaffneten Aufstand mit bewaffneten Gruppen gibt. „Wir werden sie mit dem Gesetz und eiserner Hand bekämpfen. Niemand kann die Revolution stoppen. Was mich beunruhigt, ist die Intoleranz. Ich glaube nicht, dass das Land auf eine wirtschaftliche Explosion zusteuert“, schloss das Staatsoberhaupt und forderte eine weiteres Treffen für den kommenden Mittwoch (16.).

Auf den Straßen des südamerikanischen Landes gingen die Proteste indessen weiter. Oppositionspolitikerin Maria Corina Machado gab bekannt, nächste Woche nach Brüssel (Belgien) zu reisen, um dem Europäischen Parlament die Vorwürfe/Beweise über Verletzungen der Menschenrechte in Venezuela zu präsentieren. „Dies ist unser Kampf und die Welt versteht und weiß, dass dieser Prozess irreversibel ist. Wir haben der Welt gezeigt, dass wir bereit sind bis zum Ende zu kämpfen“, so die Hardlinerin. Machado besteht nach wie vor darauf, dass Präsident Maduro zurücktritt.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Gast.

    Mann kann nicht sagen“ Wir haben es nicht Versucht“. Allerdings ist die Arroganz und Über-
    heblichkeit dieser roten Gehirnkrüppel nicht zu übersehen.
    Für mich wirft es einen Blick auf die Befindlichkeiten der Venezolaner samt ihrer Kuba-Putas.

    • 1.1
      der Sachse

      Richtig, es war ein Versuch. Das Ergebnis habe ich vorausgesehen – kein Ergebnis. Die Arroganz, Ueberheblichkeit, Dummheit, Brutalitaet, diese Inkompetenz usw. dieser Regierung sucht seinesgleichen!!!!

  2. 2
    thor

    ja gut, das war abzusehen – für mich wieder einmal ein Medien-Spektakel inszeniert von den linksgerichteten Regierungen Mittel- u. Südamerikas inkl. Karibikregion. Jeder Tag den die USA länger warten um enlich kein Öl mehr zu kaufen bzw. Benzin an Venezuela zu verkaufen wird mit Blutgeld bezahlt…. Es ist Zeit das Land zu verlassen…

  3. 3
    Inge Alba

    So, was nun? Weiter so, die Arbeitsteilung ist nicht übel, Capriles auf der soften Seite und ein Versuch ist es immer wert, Machado auf der Harten Seite, sie kann die Massen dazu bewegen. Bleibt allerdings die Frage, wie lange ist dies durchzuhalten? Euch rennen da drüben viele weg, noch gibt es Flüge ins Ausland, wer nicht mehr kann macht ne Biege, ist unter anderem ja auch eine finanzielle Angelegenheit, nicht jeder hat so viel um dieses Theater über weitere Jahre und Monate durchzustehen. Gut, dann darf man die Hoffnung nicht aufgeben, vielleicht hat ja irgend einer in der Opposition den zündenden Gedankenblitz. Im Moment scheint es auf jeden Fall nur starre Haltungen zu geben, kein Schritt vor, kein Schritt zurück. Da kann man nur hoffen, dass Vzla. finanziell total ausblutet, bis der letzte Depp kapiert hat, was er da an der Macht hält, noch sind es zu wenige die gegen die Roten auf die Strasse gehen, noch verteilt Maduro genügend Geld in den Slums. Es müssen sich mindestens 70% der Bevölkerung verweigern, Generalstreik über Tage, Wochen.

  4. 4
    Martin Bauer

    Ich beurteile die Wirkung des Treffens weitaus positiver als erwartet, zumal auch noch der päpstliche Nuntius anwesend war. Noch während Maduro vergangene Nacht seinen endlosen, wie sinnlosen Schlussmonolog hielt, schrieb ich einen Kommentar an anderer Stelle auf LP, den ich hier ausnahmsweise widerholen möchte:

    >>1:30h morgens: Das Treffen ist in seiner Schlussphase. Maduro kann einfach den Rand nicht halten und labert sich in seinem endlosen Schlusswort um Kopf und Kragen. Es war eine Show, bei der die Wahrheit über die Lüge triumphierte, im ganzen Land in voller Länge auf allen Fernseh- und Radiokanälen ausgestrahlt. Maduro und seine Truppe haben sich in stundelangem Lügen-Palaver auf das Lächerlichste demaskiert, wobei das ungeheuerlichste Eigentor war, dass ein Mörder in Hemdsärmeln, ein Tupamaro (José Pinto), mit am Tisch sass und zu Beginn seiner Rede Maduro und Jaua für den Friedensnobelpreis vorschlug.
Capriles hat Tacheles geredet, hart, ehrlich, überzeugend, und hat mit gut gewählten Worten klargestellt, dass “Nicolas” unrechtmässig an der Macht ist. Maduro hatte dem nichts entgegenzusetzen. Auch Henry Falcón, Gouverneur von Zulia, und Henry Ramos, von der Acción Democratica, hielten brilliante Reden, deren Argumente niemand entkräften konnte.
Jedem muss klar sein, dass der Graben morgen keinen Meter schmaler sein wird. An eine Änderung der Kurses beider Seiten ist nicht zu denken, wie erwartet. Aber die Regierung hat eine schwere publizistische Niederlage erlitten, während die Opposition an Glaubwürdigkeit gewonnen hat.<<

  5. 5
    flocky44

    Hallo Martin Bauer, meine Frau fliegt nächste Woche nach Caracas und von da aus weiter zu Ihrer Familie. Ich hätte gerne mal paar infos! Wie können wir das machen?

    LG Volker

    • 5.1
      Martin Bauer

      Mir ist nicht ganz klar, wobei ich hier helfen könnte. Mit nationalen Flügen in Venezuela kenne ich mich nicht aus, da mir mein Selbsterhaltungstrieb davon abrät. Je nach Route könnte dies jedoch das kleinere Übel sein…

      Da Ihre Frau Familie in Venezuela hat, sollte diese die Abholung am Flughafen organisieren. Den Weg und dessen mögliche Risiken werden Ihre Leute besser kennen, als ich.
      Am Flughafen sich anbietende Dienstleister jeder Art habe ich noch niemals in Anspruch genommen. Geldwechsel am besten privat per Banküberweisung regeln! Dazu brauchen beide Parteien ein Konto in Europa oder USA etc. – 92-93 BsF/€ sind die heutige Referenz.

  6. 6
    flocky44

    @ Martin, das tauschen außerhalb des Flughafens ist kein Problem, mich hätte halt mal interessiert ob am Zoll Bargeld kontrollen durchgeführt werden und evtl. ein Zwangsumtausch statt findet.

    • 6.1
      Martin Bauer

      Ich war seit letzten November nicht mehr in Maiquetia. Von routinemässigen Kontrollen hab ich nichts gehört. Es gibt natürlich immer mal Stichproben oder einen Bekloppten, der einen „Verdacht wittert“. – Kurz: Ich weiss nicht, ob die Kontrollen jetzt schärfer sind, als früher. Aber Bauch und Verstand sagen mir, JA!

      Von Zwangsumtausch hätte man hören oder lesen müssen. Da sind wir wohl noch nicht.

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