In Brasiliens Megametropole São Paulo haben am Donnerstag (22.) erneut rund 15.000 Menschen gegen die Fußball-Weltmeisterschaft demonstriert. Die Menge forderte mehr bezahlbaren Wohnraum und kritisierte zugleich die hohen Ausgaben für das in gut drei Wochen beginnende Turnier. Organisiert wurde der Protestmarsch von der Bewegung „Arbeiter ohne Dach“ (Movimento dos Trabalhadores Sem-Teto / MTST). Nach Medienberichten zogen die Menschen friedlich durch die Straße, wachsam begleitet von einem Großaufgebot der Militärpolizei.
Immer wieder wurden Parolen wie „Eine WM ohne das Volk, ich bin wieder auf der Straße!“ gerufen, Transparente forderten neben Wohnraum auch mehr soziale Gerechtigkeit sowie ein besseres Bildungs-, Transport- und Gesundheitswesen. Erneut wurde aber konkret der Weltfußballverband FIFA kritisiert. Ein Sprecher beschwor die Menge, nicht aufzugeben. „Wenn sie unsere Forderungen nicht erfüllen, wird diese Stadt am 12. Juni stillstehen“ erklärte Demo-Koordinator Guilherme Boulos auf einem Lautsprecherwagen und erntete dafür viel Beifall.
Am besagten 12. Juni startet die zweite Weltmeisterschaft nach 1950 in dem südamerikanischen Land. Dann trifft in der Arena de São Paulo, besser bekannt als Itaquerão, Gastgeber Brasilien im Eröffnungsspiel auf Kroatien. Boulos kündigte auch für den weiteren Turnierverlauf regelmäßige Proteste an.
Als ehemaliger Hochleistungssportler und relativ hoher Funktionär im echten Amateursport betrachte ich die Austragung der WM in Brasilien als eine niederträchtige Demütigung der Armen des Landes, eine menschenverachtende Demonstration der Arroganz des zu purem Kommerz verkommenen Profisports, geldgeiler Funktionäre und der Medien.
Nichts gegen die Freunde des Fussballs! Aber ist es wirklich so wichtig, Milliarden dafür auszugeben, damit ein paar Multimillionäre mit viel Spektakel einen Ball hin und her fliegen lassen, wofür eine handvoll korrupter, fauler Fettsäcke noch mehr Millionen kassieren, während Millionen von Menschen ausserhalb der Stadien nicht das Nötigste zum Leben haben? Sehr viel ekelhafter kann man die negativen Auswüchse des Kapitalismus kaum demonstrieren, es sei denn, man schaut in die Sportszene von kommunistischen Staaten…
So ist es Herr Bauer. Es ist bedrückend, wenn der Präsident einer Republik seine Großmannssucht in Form der Heimholung der WM befriedigt. Für das Geld hätte man eine Menge, dem weniger betuchten Volk in jedwelcher Form zukommen lassen.
Das passende Zitat in abgeänderter Weise von Berthold Brecht würde dem entsprechen: ZUERST KOMMT DAS FRESSEN, DANN DIE WM.