Fußball-Weltmeisterschaft: Spielregeln gelten auch für die Polizei in Brasilien

wm

Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit muss garantiert sein (Foto: Screenshot YouTube)
Datum: 05. Juni 2014
Uhrzeit: 17:45 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
Sprachkurs Portugiesisch (Brasilianisch)

Eine Woche vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat die Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ die brasilianische Regierung aufgefordert, das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu garantieren. „Die klare Botschaft an die brasilianischen Behörden muss sein: Protest ist kein Verbrechen, sondern ein Menschenrecht! Anstatt gewaltsam Proteste niederzuschlagen, müssen die Menschen ihre Meinung frei und ohne Angst vor Verletzungen oder Verhaftung äußern können“, erklärte Maja Liebing, Brasilien-Expertin von Amnesty in Deutschland. „Die Spielregeln gelten auch für die Polizei in Brasilien.“

Seit Juni 2013 sind immer wieder tausende Brasilianer auf die Straße gegangen. Sie demonstrieren gegen die Erhöhung der Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr, sowie mangelnde Investitionen in Gesundheit und Bildung, während gleichzeitig große Summen für die WM ausgegeben werden. Der am Donnerstag (5.) veröffentlichte Amnesty-Bericht „They use a strategy of fear: Protecting the right to protest in Brazil“ beschreibt die übermäßige Gewalt der Sicherheitskräfte im vergangenen Jahr. Er schildert Einsätze von Tränengas und Gummigeschossen, bei denen Hunderte Demonstranten verletzt wurden, sowie willkürliche Verhaftungen und den Missbrauch von Gesetzen, um Demonstranten zu bestrafen.

Der Fotograf Sérgio Silva, 32, verlor beispielsweise sein linkes Auge, nachdem er bei einer Demonstration in São Paulo am 13. Juni 2013 von einem Gummigeschoss getroffen wurde. Der Vater zweier Kinder kann jetzt nur noch sehr eingeschränkt arbeiten. Eine Entschuldigung oder Entschädigung hat er nie bekommen. „Wir befürchten, dass die Polizei während der WM ähnlich brutal vorgehen wird“, sagt Liebing.

Dem Kongress vorliegende Gesetzentwürfe zu „Terrorismus“ und „Unruhestiftung“ würden die Rechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit zusätzlich gefährden. Aufgrund der vagen Formulierungen könnten sie missbraucht werden, um friedlichen Protest zu kriminalisieren. „Die Regierung muss öffentlich versichern, keine exzessive Gewalt gegen Demonstranten anzuwenden und Missbrauchsfälle zu untersuchen“, fordert Maja Liebing.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

© 2009 - 2024 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.

Leider kein Kommentar vorhanden!

Diese News ist älter als 14 Tage und kann nicht mehr kommentiert werden!