Seit einem Vierteljahrhundert boomen die Pfingstkirchen im südamerikanischen Land Brasilien – eine unüberschaubare Fülle großer und kleiner, lokaler und globaler Kirchen, die sehr unterschiedlich ausgerichtet sind. Neben Katholizismus, Protestantismus und Orthodoxie entsteht mit dem Pentekostalismus ein vierter Zweig des Christentums. Eine neue Form, Christ zu sein, ist im Werden. Am Donnerstag (31.) hat in São Paulo ein evangelikaler Megatempel seine Pforten geöffnet, zur Einweihung kam selbst Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff.
An der Eröffnungszeremonie des „Templo de Salomão“ (Tempel des Salomon) nahmen rund 10.000 Menschen teil, vor Beginn der Veranstaltung gab es zwei Stromausfälle. Nach Schätzungen beliefen sich die Kosten des 74.000 Quadratmeter großen und 10.000 Menschen fassenden Gebäudes auf etwa 680 Millionen Reais (224 Millionen Euro). Für das „neue Reich Gottes“ wurden 28.000 Kubikmeter Beton und fast 2.000 Tonnen Stahl verbaut. Das Vorderhaus hat 11 Etagen und misst 56 Meter in der Höhe.
Die Pfingstbewegung scheute keine Mühe und Kosten und ließ die Steine für den gesamten Boden und des Altars der Tempelanlage aus Hebron in Israel einfliegen. Der Komplex beherbergt ebenfalls Bibelschulen mit einer Kapazität für rund 1.300 Kinder, TV-und Radio-Studios, sowie Unterkünfte für die Pastoren. Unter der Anlage befinden sich Tiefgaragen mit einer Kapazität für 1.200 Fahrzeuge. Eine etwa sieben Millionen Euro teure Lichtanlage soll die Abendstimmung in Jerusalem imitieren. Zwei überdimensionale Bildschirme wurden aus Belgien importiert und sollen dafür sorgen, dass auch Besucher auf den hinteren Plätzen die Messe verfolgen können.
Es ist eine Tatsache, dass der katholischen Kirche in Brasilien die Gläubigen davonlaufen und sich den Evangelikalen anschließen.
Die einen versprechen das Paradies im Himmel, die anderen auf Erden.
Papst Benedikt XVI. besuchte Brasilien deswegen unter anderem vor einiger Zeit. Es wird sich noch herausstellen, ob sein Besuch Früchte getragen hat und seine Schäflein bei ihm bleiben. Zur Zeit sieht es nicht danach aus.
Die Iglesia Universal ist keine Pfingstkirche (obgleich sie sich als solche darstellt). „Evangelicos“ bezeichnen die Iglesia Universal als Sekte, wohingegen traditionelle Pfingstkirchen (z.B. Asambleas de Dios) als zur christlichen Familie zugehörig betrachtet werden.
Es ist das typische Merkmal von Sekten als Wolf im Schafspelz aufzutreten. Nach außen hin geben sie sich als Teil eines ganzen, indem sie dasselbe Vokabular verwenden (in diesem Fall evangelisch-pfingstlerisch), bei genauer Betrachtung dient alles Tun jedoch nur dazu, Macht zu gewinnen und den Leuten das Geld aus den Taschen zu ziehen. Amulette, Fokus auf das Dämonische, Wohlstandslehre, Gott als ständiger Segensspender, etc. hat nichts mit traditionellem evangelischem/evangelikalem Glauben zu tun und erinnert mehr an naturreligiöse Vorstellungen.