Der in Brasilien tätige deutsche Priester Benedikt Lennartz ist am vergangenen Donnerstag vom zuständigen Staatsministerium (MPF) im Bundesstaat Alagoas aufgrund von Pädophilie im Internet angeklagt worden. Die von der brasilianischen Bundespolizei (PF) durchgeführten Ermittlungen begannen bereits im Mai 2009, den Geistlichen erwartet nun eine Haftstrafe.
Im Haus von Lennartz in Craíbas, etwa 160 km von der Hauptstadt Maceió entfernt, fand die Polizei nach eigenen Angaben mehr als 1.000 Bilder mit eindeutigem pornografischen Inhalt. Auf den Fotos sollen explizite Sex-Szenen mit meist männlichen Jugendlichen zu sehen sein. Die Untersuchungen ergaben zudem, dass von dort aus mindestens zehn kinderpornografische Webseiten besucht wurden. Lennartz hatte nach letzten Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden anscheinend ein kostenpflichtiges Nutzerkonto bei dem illegalen Anbieter angelegt und dieses auch bezahlt. Angesichts des aktivierten Accounts durch den Beschuldigten und dem dadurch getätigten Kauf von illegalem pornographischem Material ist laut der Staatsanwaltschaft das kriminelle Verhalten des Priesters eindeutig belegt.
Die Bundespolizei nahm die Ermittlungen gegen den beschuldigten Priester zunächst aufgrund einer Beschwerde auf. In dem in Brasilien populären sozialem Netzwerk Orkut wurden im Mai vergangenen Jahres von einem User im Internet pornografische Bilder von Kindern und Jugendlichen veröffentlicht. Laut dem Profil des Benutzers dieser Seite war es zwar angeblich ein Teenager im Alter von 14 Jahren, bei intensiven Nachforschungen fanden die ermittelnden Behörden jedoch den Wohnort des tatsächlichen Nutzers heraus. Dabei handelte sich um das Wohnhaus des 41-jährigen Priesters. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wusste der Geistliche angeblich nichts von der Existenz der Fotos. „Wenn es sich um zwei oder drei Bilder handeln würde, könnte man der Aussage des Priesters Glauben schenken. Aber bei 1.300 Bildern über Kinderpornografie keine Kenntnis von der Existenz der Bilder haben? Die Beweislage ist stark und überzeugend“ zeigt sich die Staatsanwaltschaft von der Schuld des Geistlichen überzeugt.
Der deutsche Pass des Priesters wurde bereits bei Beginn der Ermittlungen im Mai 2009 beschlagnahmt. Lennartz, der in Brasilien ein Dauervisum besitzt, darf zudem das Land bis zum Ende der Ermittlungen nicht verlassen. Eine Verhaftung erfolgte bislang nicht, bis zum Abschluss des Verfahrens darf er jedoch keinesfalls die Kirche und andere Einrichtungen der Pfarrei betreten. Kinderpornografie und Pädophilie sind Verbrechen, die in Brasilien rigoros geahndet werden. Bei einer Verurteilung drohen dem Priester eine Freiheitsstrafe von bis zu vier Jahren plus eine Geldstrafe.
Pater Daniel do Nascimento von der Erzdiözese von Penedo erklärte in einer ersten Stellungnahme, dass seitens des Staatsministeriums noch keine offizielle Benachrichtigung erfolgt sei. Man habe bisher alles lediglich aus der Presse erfahren. Kindesmissbrauch sei aber selbstverständlich in der katholischen Kirche tabu, daher sei umgehend ein internes Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. „Pädophilie ist eine Krankheit, die keine soziale Klasse, Hautfarbe oder Status kennt. Es ist ein Problem, welches in der gesamten Gesellschaft vorkommt. Aber innerhalb der Kirche gibt es keinen Platz für solche Verbrechen“ so Nascimento abschliessend. Der Fall Lennartz ist der vierte Vorfall von Kindesmissbrauch und Kinderpornografie in Alagoas binnen eines Monats, in den ein Geistlicher verwickelt ist.