Die kolumbianischen Behörden haben am Donnerstag (13.) die Verhaftung des peruanischen Anwalts Rodolfo Orellana Rengifo bekannt gegeben. Er galt als der meistgesuchte Mann des Landes und hatte sein riesiges Vermögen von rund 200 Millionen US-Dollar durch Geldwäsche angehäuft. Nach Angaben der Behörden hielt sich Orellana seit ungefähr vier Monaten illegal in Kolumbien auf, die Festnahme erfolgte am Donnerstagmorgen (Ortszeit) in einer exklusiven Gegend der Stadt Cali, der Hauptstadt des kolumbianischen Departamento Valle del Cauca.
Präsident Juan Manuel Santos gratulierte der kolumbianischen Polizei zur Verhaftung von Orellana und teilte während einer öffentlichen Sitzung mit, dass er die Festnahme bereits mit seinem peruanischen Amtskollegen Ollanta Humala diskutiert habe. „Heute oder Morgen wird dieses Individuum den peruanischen Behörden übergeben“, so Santos.
Dem Anwalt wird vorgeworfen, sich durch ein kriminelles Netzwerk in 15 Jahren ein Vermögen angehäuft zu haben. Orellana gründete 50 Unternehmen und wusch riesige Geldsummen, die er sich zuvor durch Betrug, Diebstahl, oder Fälschung von Rechtsakten in Zusammenarbeit mit Notaren, Richtern, Staatsanwälten, Polizei und Schlägern ergaunert hatte. In vielen Fällen geschah dies unter Ausnutzung von Schlupflöchern im peruanischen Gesetzesdschungel.
Dies erinnert mich ein wenig an einen inzwischen Jahrzehnte zurückliegenden Fall im Raum Frankfurt. Dort flog eine kriminelle Organisation auf, die aus Beamten von Polizei, Staatsanwaltschaft, Richtern und Autobahnmeistereien bestand. Diese ergaunerte über Jahre hinweg Millionen, in dem sie durch Unfall beschädigte Leitplanken an unfallträchtigen Stellen monatelang nicht reparieren liess, während dessen aber den Versicherungen von Verursachern einer Vielzahl unterschiedlicher Unfälle die Reparaturkosten in Rechnung stellten. Es wurde also durchschnittlich 3-5 mal für eine Reparatur kassiert, die nach langer Zeit nur ein mal ausgeführt wurde. Die Aufdeckung des Skandals erwies sich als ebenso schwierig wie gefährlich, denn die Beteiligten deckten sich nicht nur gegenseitig, liessen Akten verschwinden und Anzeigen unbearbeitet, sondern bedrohten ihre Widersacher unter dreistem Missbrauch ihrer Ämter und des Rechtssystems, wie wir das sonst eher aus Mexico und Venezuela gewohnt sind.
Was zeigt uns das? – Man braucht nicht immer nach Lateinamerika zu reisen, um lateinamerikanische Verhältnisse anzutreffen. Das Gute liegt oft so nah!