Seit 1980 sind über eine Million Menschen in Brasilien umgebracht worden. Allein 2010 waren es annähernd 50.000 Morde. Das sind 137 am Tag und vier in der Stunde. Aktuelle Statistiken ((Fórum Brasileiro de Segurança Pública)) belegen, dass im größten Land Lateinamerikas im vergangenen Jahr 53.646 Menschen einen gewaltsamen Tod gestorben sind. Von den über 50.000 jährlichen Tötungsdelikten handelt es sich in 30.000 Fällen um junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren. Laut Daten der Organisation „SaferNet Brasil“ beträgt der Anstieg von Gewaltverbrechen zwischen den Jahren 2013-2014 über 300%.
Besonders dramatisch und gleichzeitig ein klarer Beweis für das Versagen der Regierung, ist die brasilianische Bundeshauptstadt São Luís (Maranhão). Die auf der Halbinsel Ilha de São Luis zwischen der Bucht von São Marcos (Baía de São Marcos) und der Bucht von São José (Baía de São José) liegende Millionenmetropole verzeichnet nach offiziellen Angaben „die höchste Zahl von Tötungsdelikten aller Zeiten“.
Laut Zema Ribeiro, Direktor der Menschenrechtsgesellschaft „Sociedade Maranhense de Direitos Humanos“, wurden in diesem Jahr in der Metropolregion São Luís mehr als 1.000 Morde verübt. Ribeiro stützt seine Aussage auf Daten des Sekretariats für öffentliche Sicherheit (SSP). Demnach wurden im Jahr 2013 mehr als 807 Morde begangen – im Jahr zuvor 635. Die hohe Rate der registrierten Morde hat in der Hauptstadt ein Klima der Unsicherheit bei der Bevölkerung geschaffen. Eine monatlich veröffentlichte Statistik belegt zudem den ungebremsten Anstieg von Gewalt (103 Morde im November). Laut einer Publikation der „Informationsstelle für Gewalt“ belegt São Luís den zweiten Platz unter allen brasilianischen Bundeshauptstädten beim Anstieg der Morde – 400% in den letzten zehn Jahren.
Die Stadt rangiert bereits seit 2011 unter den dreißig gefährlichsten Städte der Welt und belegt nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) derzeit den fünfzehnten Platz. Die Umfrage belegt, dass 98% aller Opfer von Straftaten Männer sind – 85% Schwarze. Ein weiterer Aspekt ist die Verwendung von Feuerwaffen, die bei 54% aller Morde im gesamten Bundesstaat Maranhão zum Einsatz kommen (74% in São Luís).
Ribeiro bezeichnet die aktuelle Situation der Gewalt im Staat als ein Spiegelbild der Sicherheitspolitik einer ineffizienten Regierung. „Was wir heute erleben, nicht nur in São Luís sondern über den Bundesstaat Maranhão hinaus, ist das Ergebnis der Ineffizienz des Staates bei der Kontrolle der Kriminalität. Die Regierung von São Luís glaubt, dass durch mehr Polizei auf den Straßen die Sicherheit der Bürger bereits gewährleistet ist. In Wahrheit hat die Gewalt bereits eine unkontrollierte Ebene erreicht“.
Der Erzbischof von São Luís, Dom Belisário, bedauert die aktuelle Kriminalität in der Stadt. „Die Hauptopfer der Morde in dem Land sind jung, arm, schwarz und männlich. Es besteht die Möglichkeit der realen Vernichtung dieser Bevölkerungsschicht und dies ist in erster Linie, weil es keine Bildung, keine Arbeit und bessere Chancen für die jungen Menschen gibt“.
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