Bei einem brutalen Angriff von einer Gruppe von Jugendlichen hat ein Tukan in Costa Rica vor wenigen Wochen den oberen Teil seines Schnabels verloren. Fotos seines verstümmelten Mundwerkzeugs hatten im zentralamerikanischen Land zu einem Aufschrei in des sozialen Netzwerken geführt und eine Welle der Hilfsbereitschaft entfacht. Tukane sind mittelgroße bis große, kurzflügelige und relativ langschwänzige Vögel mit 35-65 cm Körperlänge. Das auffälligste Merkmal ist der riesige, aber leichtgewichtige, am Rand gesägte und prächtig gefärbte Schnabel . Er dient unter anderem der Kontrolle des Wärmehaushaltes, indem die Blutzufuhr zum Schnabel je nach Umgebungstemperatur verringert (niedrige Umgebungstemperatur) oder erhöht (hohe Umgebungstemperatur) wird. Die nicht isolierte Oberfläche des Schnabels wirkt bei hohen Außentemperaturen wie ein Kühlradiator, der überschüssige Körperwärme abführt.
Dem schwer in Mitleidenschaft gezogenen männlichen Baumbewohner aus der Ordnung der Spechtvögel wird nun geholfen. Eine Kampagne, von Umweltschützern, Vogelfreunden und lokalen Unternehmen iniziert, hat Tausende US-Dollar eingebracht die nun zur Herstellung eines prothetischen Schnabelersatzes verwendet werden sollen. Die Prothetik ist die Wissenschaft bzw. der Berufszweig, der sich mit der Entwicklung bzw. Herstellung von Prothesen (künstlicher Ersatz für verlorene Organe oder Körperteile) befasst. In den USA leben bereits einige Adler und Pinguine mit prothetischen Schnäbeln.
Grecia, benannt nach der Region in der er gefunden wurde, lebt seit Januar in einem Tierheim. Spezialisten sind zuversichtlich, dass sie eine passende Prothese mit einem 3-D-Drucker erstellen können. Laut Tierärztin Carmen Soto hat sich der Vogel von seiner Verletzung gut erholt und sogar mit dem Fressen angefangen. „Die Menge die er schafft auf eigene Faust zu fressen ist allerdings sehr gering – deshalb helfen wir ihm dabei“. Die Wunde verheilt nach ihren Worten gut und in rund einem Monat ist es möglich, den Stumpf zu scannen.
Designer Nelson Martinez will ein Modell erstellen, das einen festen und einen beweglichen Teil hat. So kann die Prothese gereinigt oder ausgetauscht werden. „Unser Grecia wächst noch und wir müssen die Prothese jederzeit anpassen können“, so Martinez, der auf eine weitere Schwierigkeit hinweist. „Wir können nicht jede Art von Klebstoff mit chemischen Komponenten verwenden, da dieser die Struktur des Schnabels gefährden könnte. Wir untersuchen nun, ob wir den künstlichen Schnabel mit Schrauben fixieren können“. Unklar ist ebenfalls, ob der Tukan die Prothese akzeptieren wird.
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