Außenminister Frank-Walter Steinmeier setzt seine Reise durch Lateinamerika fort und ist nach Brasilien und Kolumbien am Samstagabend (14.) mit seiner kolumbianischen Amtskollegin Maria Angela Holguín Cuéllar zu Gesprächen in Cartagena zusammen gekommen. Außerdem sind am Sonntag und Montag unter anderem Gespräche mit Präsident Juan Manuel Santos und dem Friedensbeauftragten des Präsidenten, Sergio Jaramillo, geplant. Anlässlich seines Aufenthaltes in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá gab er der größten Tageszeitung des südamerikanischen Landes ein Interview und äußerte sich auch zu der Lage im krisengebeutelten Venezuela. Steinmeier sieht die Lage in Venezuela mit großer Sorge. Er bezeichnet die wirtschaftliche Situation als sehr schwierig, sie erfordere deshalb schnelle und mutige Maßnahmen der Regierung. Ohne tiefgreifende Reformen ist die aktuelle Krise nach seiner Meinung nicht zu überwinden. “Wir hoffen, dass die Regierung auch bestrebt ist, die angespannte Situation politisch nicht eskalieren zu lassen”, so der Minister im Gespräch mit “El Tiempo”.
Zum Auftakt gab es in der Stadt an der Karibikküste Kolumbiens ein Geschenk der Außenministerin: Steinmeier erhielt ein sogenanntes „Guayaberas“-Hemd, ein für die Küste Kolumbiens typisches Leinen-Hemd. Nach einem ausführlichen Gespräch traten beide vor die Presse und gingen auf die sehr gute Qualität der bilateralen Beziehungen ein. Besonderen Raum nahm auch der innerkolumbianische Friedensprozess und die Verhandlungen mit der FARC ein. Außenminister Steinmeier würdigte die Fortschritte in der jüngsten Zeit, die unter Präsident Santos erzielt werden konnten. Nach mehr als 50 Jahren Binnenkonflikt laufen seit 2012 in Kuba Verhandlungen der Regierung mit der Rebellenbewegung. Steinmeier betonte, er hoffe, dass 2015 ein Friedensjahr für Kolumbien werde.
Im Rahmen seines Besuchs in Kolumbien wird Steinmeier zudem am Montag (16.01.) mit dem Beauftragten des Präsidenten für die Verhandlungen mit der FARC, Jaramillo, in Bogotá zusammentreffen. Steinmeier hob hierzu am Samstag hervor, dass Deutschland nicht nur den Friedensprozess seit Langem unterstütze. Es gehe ihm auch darum – wo dies möglich und gewünscht ist – einen Beitrag zum innerkolumbianischen Aussöhnungsprozess und zur weiteren Aufarbeitung in der Post-Konfliktphase zu leisten. Steinmeier betonte, Deutschland habe sich in seiner jüngeren Geschichte lange mit Fragen der Aufarbeitung beschäftigt und tue dies weiter. Es gebe daher Institutionen und Expertise, die auch für die kolumbianische Seite von Nutzen sein könnten. Unter anderem bestehen erste Kontakte mit der Stiftung Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen. Deren Leiter, Hubertus Knabe, war zum Beispiel im November 2014 in Kolumbien, um anderem an einer Diskussionsveranstaltung teilzunehmen.
Im Rahmen seiner Reise hat Steinmeier am Sonntag (15.) auch ein Dorf der Kogi besucht, einem indigenen Volk, das im Norden der Sierra Nevada de Santa Marta lebt. Aufgrund der Abgeschiedenheit entgingen die Kogi weitgehend der Kolonialisierung; so sprechen die rund 10.000 Kogi die Kawagia-Sprache. Um ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu befördern gehen sie unter anderem dem Kaffeeanbau nach. Die deutsche Botschaft fördert ein Projekt und hat neue Kaffeeverarbeitungsmaschinen zur Verfügung gestellt. Außenminister Steinmeier hat das Kaffeeverarbeitungszentrum in Mingueo besucht und die feierliche Einweihung der neuen Geräte.
Bei der gemeinsamen Pressebegegnung mit Außenministerin Holguín betonte Steinmeier bereits am Samstag die enge Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft und Forschung. Hierzu kommt der deutsche Außenminister ebenfalls am Sonntag in Santa Marta in das Forschungsinstitut CEMarin, das sich in Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen der Ausbildung und Grundlagenforschung im Bereich der Meereswissenschaften verschrieben hat. Es ist eines von weltweit vier Exzellenzprojekten der deutschen Außenwissenschaftsinitiative.
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