Ostern ist eine Zeit der Besinnung und führt uns die Basis des Christentums vor Augen: die Kreuzigung von Jesus Christus, um die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen. In Quito wird der Geist dieser Zeit jedes Jahr zu Ostern wieder lebendig und das historische Stadtzentrum wird zum Schauplatz der traditionsreichsten Osterprozessionen in ganz Südamerika. Vom 19. März bis 2. April spiegeln zahllose christliche Zeremonien die tiefe Religiosität und den unerschütterlichen Glauben der Ecuadorianer wieder. Quito ist zu Ostern besonders reich an Kunst und Kultur, Traditionen und Brauchtümern, Tanz und Musik und natürlich kulinarischen Genüssen. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Bewohner lädt Besucher dazu ein, sich den Feierlichkeiten anzuschließen und aktiv daran teilzunehmen. Dank der ethnischen und kulturellen Vielfalt Ecuadors sind auch uralte Traditionen aus der Kolonialzeit Teil der Osterwoche in Quito.
Der Startschuss für die Feierlichkeiten fällt am 19. März mit dem Internationalen Festival für sakrale Musik. Sakrale Melodien waren ein integraler Bestandteil der christlichen Rituale im Mittelalter, Bibelpassagen und Lobpreisungen werden in Liedform vorgetragen.Auch die traditionelle Gastronomie spielt eine große Rolle im österlichen Quito. Gericht der Saison ist die Fanesca, ein reichhaltiger Eintopf – an Zutaten wie an Symbolkraft -, entstanden aus der Fusion der indigenen mit der spanischen Küche. Die Fanesca besteht zu Ehren der zwölf Apostel aus zwölf Zutaten, darunter Klassiker aus den Anden wie Mais, Bohnen, Erbsen, Linsen oder Maní. Die Fanesca soll Zuhause mit der ganzen Familie genossen werden, doch mehr und mehr Restaurants in der Stadt bieten das Gericht inzwischen ebenfalls an, so dass auch Besucher in den Genuss kommen. Zum dritten Mal in Folge hat die Stadtverwaltung Restaurants in Quito für ihre besondere Rezeptur der Fanesca ausgezeichnet. Die Ehrung dieser Restaurants erfolgt am 26. März im Konvent San Francisco.
Am 29. März, Palmsonntag, findet in Gedenken an den Einzug Jesus Christus in Jerusalem die Palmsegnung statt. Auf der Plaza de San Francisco wird dazu eine Messe abgehalten.
Am Aschermittwoch steht eine der berühmtesten Zeremonien auf dem Programm: der „Arrastre de Caudas“ stammt noch aus dem römischen Reich und findet weltweit einzig in Quito statt. Der Erzbischof von Quito prozessiert mit seinen Priestern durch die Stadt, eingehüllt in schwere Büßerkutten von fast zwei Metern Länge, symbolisch für die Sünden der Welt.
Der Gründonnerstag steht für das letzte Abendmahl und die Fußwaschung. Die Altäre der Kirchen und Kapellen im historischen Stadtzentrum werden aufwändig dekoriert, um die Gläubigen zu empfangen. Die Tour der „sieben Denkmäler“ umfasst die Capilla del Robo und die Kirchen von Santa Clara, Carmen Alto, San Francisco, La Compañía, San Agustín und der Kathedrale.
Wie jedes Jahr ist die Prozession des allmächtigen Jesus das Herzstück der Osterfeierlichkeiten, hier kommen jedes Jahr über 50.000 Gläubige zusammen. Die Protagonisten, „cucuruchos“ genannt, symbolisieren die Büßer, die ihre Reue und ihren Willen zur Besserung zeigen. Sie tragen lilafarbene Kutten und schwere Holzkreuze. Am selben Tag findet im Stadtviertel San Francisco auch die Prozession der gnädigen Teufel statt.
Zentrales Ereignis am Samstag ist die Feuerweihe im Parque Central von Alangasí: ein Kaktus wird als Symbol für das Fegefeuer verbrannt. Während einer Messe im Dunkeln spricht der Priester die Worte „Gloria, gloria, gloria“, daraufhin gehen die Teufel in Flammen auf und stellen so den Sieg des Guten über das Böse dar. Die Osterwoche endet mit der Messe zur Auferstehung in der Kathedrale, die vom Erzbischof von Quito gehalten wird.
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