Mindestens 650 Demonstranten (Angaben der Polizei) haben am Samstag (21.) im Süden Chiles versucht die Weihe eines katholischen Bischofs zu stoppen. Sie beschuldigten ihn der Vertuschung des sexuellen Missbrauchs seines Mentors Fernando Karadima Farina (84) an Jugendlichen. Bischof Juan Barros Madrid (58) soll demnach seine Position genutzt haben, um Untersuchungen hinsichtlich der sexuellen Übergriffe verzögert/vertuscht zu haben.
Barros war ein Schützling von Pater Karadima, der jahrzehntelang (1950er-Jahre bis 2006) in der Hauptstadt Santiago de Chile in der Jugendarbeit tätig war und regelmäßig die Messe zelebrierte. Im Februar 2011 hatte der Vatikan Karadima schuldig des sexuelles Missbrauchs an Kindern befunden. Der Heilige Stuhl forderte ihn zu einem Leben in „Buße und Gebet“ in einem Kloster in Santiago auf. Monate später eröffnete ein Richter ein Strafverfahren gegen ihn und sprach ihn der angeblichen Verbrechen schuldig, die er viele Jahre zuvor begangen hatte. Kurz darauf stellte ein weltliches Strafgericht in der chilenischen Hauptstadt ein Verfahren wegen Verjährung ein.
Vor dem Skandal war Fernando Karadima einer der einflussreichsten und angesehensten Priester in Chile. 51 chilenische Parlamentarier und mehr als 1.000 Personen wandten sich im Februar dieses Jahres in einem offenen Brief an den Papst und baten den Pontifex, die Ernennung von Juan Barros Madrid zum Bischof zu überdenken. Dieser bestreitet die Vorwürfe und schickte am vergangenen Montag einen Brief an die chilenischen Priester. „Ich hatte nie Kenntnis oder hätte mir vorstellen können, dass Pater Karadima schwere Menschenrechtsverletzungen begangen hat“.
“Ich hatte nie Kenntnis oder hätte mir vorstellen können, dass Pater Karadima schwere Menschenrechtsverletzungen begangen hat”.
Entweder ist Juan Barros Madrid naiv oder ein Lügner. Beides würde ihn für ein so verantwortungsvolles Amt, wie es das eines Bischofs ist disqualifizieren. Denn ein derart hoher Würdenträger sollte wissen, dass Vertrauen immer nur als Vorschuss gegeben werden kann und man grundsätzlich immer mit Allem rechnen muss.
Es macht Mut, davon zu erfahren, dass so viele Menschen gegen diese Ernennung demonstriert haben.
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden