Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es einer großen Zahl von NS-Tätern, Faschisten und Kollaborateuren aus verschiedenen europäischen Ländern einer gerichtlichen Anklage und Bestrafung zu entgehen. Die Fluchtrouten dieser Menschenschlächter führten über Italien (meist Südtirol und Rom) nach Südamerika und dort hauptsächlich nach Argentinien. Laut Recherchen von Uki Goñi, Historiker und Autor des Buches „The Real Odessa“, erreichten mindestens 300 NS-Funktionäre Argentinien, während die argentinische Historikerkommission CEANA in ihrem Abschlussbericht von 1999 feststellte, dass nur 180 bekannte NS-Täter über die „Rattenlinie“ in das südamerikanische Land gelangt seien. Unter den Flüchtigen befanden sich unter anderem Klaus Barbie, Gerhard Bohne, Adolf Eichmann, Berthold Heilig, Josef Mengele, Ante Pavelić, Erich Priebke, Walter Rauff, Eduard Roschmann, Josef Schwammberger, Franz Stangl, Friedrich Schwend, Gustav Wagner, Friedrich Warzok, Johann von Leers und Ludolf-Hermann von Alvensleben. Ein Team des Zentrums für Stadtarchäologie (CAU) und ein Archäologe vom „Museo Andrés Guacurarí“ von Misiones (Nordosten des Landes an der Grenze zu Paraguay und Brasilien) haben in San Ignacio am Eingang zum Park „Teyú Cuaré“ einen Gebäudekomplex entdeckt, der die Archäologen im argentinischen Regenwald vor ein Rätsel stellt.
Die drei Gebäude mit Panaromablick und ein Meter dicken Wänden dienten offensichtlich zu Wohnzwecken und als Lager und Ruhe-Gebäude. Die Forscher fanden mehrere Objekte, die sie dazu veranlassten, dass es sich bei dem Komplex um ein Versteck für hochrangige Nazis gehandelt haben könnte. Mehrere deutsche Münzen aus dem Prägungszeitraum 1938 bis 1944 und deutsches Porzellan (Meissner) wurde rund um die Konstruktionen entdeckt. „Dieser Ort hat unter anderem den Vorteil, dass man in weniger als zehn Minuten in Paraguay ist. Ebenfalls ist der Park „Teyú Cuaré“ ein Schutzgebiet und ein unzugänglichen Ort. Ein Ort, um in Frieden zu leben und ein Ort der Zuflucht. Ich glaube, dass das was wir hier gefunden haben, ein Ort der Zuflucht für die Nazi-Hierarchie war“, erklärt Daniel Schávelzon, Forscher, Direktor des CAU und Leiter des Archäologenteams in einem Interview mit der argentinischen Zeitung „Clarín“. Er betonte, dass dies seine persönliche Meinung sei und letztendlich wissenschaftlich noch bewiesen werden muss. Schávelzon gibt allerdings zu bedenken, dass es nach seiner Meinung keine andere Erklärung für einen so kostspieligen Bau in einer damals unzugänglichen Gegend und mit Materialien, die nicht der typischen lokalen Architektur entsprächen, gebe.
„Die Nazi-Hierarchie hat diese Unterstände allerdings nie verwendet. Als sie nach Argentinien kamen erkannten sie rasch, dass sie ohne Angst in den Städten leben konnten und sich nicht verstecken mussten“, so Schávelzon. Das Ministerium für Tourismus von Misiones musste eingestehen, nichts darüber zu wissen, wer, wann und wo diesen Gebäudekomplex angelegt hatte.
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