Mit Boterosutra zeigt das „Forum Würth Rorschach“ in der Schweiz eine aktuelle Werkserie aus dem Schaffen des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero (*1932, Medellín). Dabei bleibt Botero, einer der bekanntesten bildenden Künstler Lateinamerikas, auch in dieser unkonventionellen Suite seinem auffälligen grotesk-naiven Figurenstil treu. Thematisch lässt er sich vom Inbegriff des Lehrwerkes der Erotik, dem indischen Kamasutra, inspirieren, was im Übrigen der Werktitel nicht ohne Humor bereits verrät.
Vielfältig sind die Positionen im innigen Liebesspiel der fülligen Paare, an welchen Botero auf rund 70 Zeichnungen, Ölbildern und angesichts seiner Marmorskulpturen teilhaben lässt. Dass ein Künstler wie er, der schon immer ein überaus hohes Mass an Physischem in seine Werke legte, ein solch erotisches Thema aufgreift, wundert nicht. Und es passt perfekt zum Hauptthema seiner Kunst, Körperlichkeit und Sinnlichkeit in malerischer wie plastischer Gestalt darzustellen.
Schon das Frühwerk weist aufgeblasene Figuren von barocker Körperlichkeit oder Stillleben mit riesigen Früchten auf, die in ihrer provokativen Übersteigerung dennoch
eine erstaunliche Leichtigkeit bewahren. Doch die vermeintliche Heiterkeit ist brüchig und Boteros Kunst immer wieder auch politisch motiviert. Vor wenigen Jahren stellte die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall seine schockierende Bilderfolge Abu Ghraib vor, in der Botero die Informationen über die Gräuel in dem irakischen US-Gefängnis verarbeitete, die an die Öffentlichkeit gedrungen waren. Mit Boterosutra befreit sich der Künstler von diesem Albtraum. Es ist die Liebe eines Paares, die Botero variiert. Nirgends taucht dabei Obszönes oder Schockierendes auf. Es ist ein rhythmisches Spiel zweier Körper, zurückhaltend, friedlich.
«Meine Absicht bestand nicht darin, ein Handbuch für den Liebesverkehr zu liefern, sondern mit Hilfe subtilen Modellierens Kunst hervorzubringen. Die Rhythmik der Linienführung und die Leuchtkraft der Formen, die sich mit einem Minimum an Schatten begnügten, sollten die Vorstellung von Volumen und Sensualität hervorbringen.»
(Fernando Botero)
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