Die Ärztin und Stifterin Dr. Jenny De la Torre Castro ist am Freitag (9.) in Karlsruhe vom Bundesverband Deutscher Stiftungen mit dem Deutschen Stifterpreis geehrt worden. Der Preis ist eine der europaweit höchsten Ehrungen im Stiftungswesen. Jenny De la Torre Castro wurde im südamerikanischen Land Peru geboren, betreibt mit ihrer Stiftung in Berlin ein Gesundheitszentrum für Obdachlose und nahm die Auszeichnung bei der Festveranstaltung im Konzerthaus Karlsruhe entgegen. Die Preisverleihung bildete den feierlichen Abschluss des Deutschen StiftungsTages 2015.
„Wir können jeden Tag etwas bewirken. Manchmal reichen schon Zuhören und tröstende Worte, um Schmerzen zu lindern. Wenn ich meinen Patienten die Kraft geben kann, sich selbst zu helfen, macht mich das glücklich“, sagte die Preisträgerin Dr. Jenny De la Torre Castro in ihrer Dankesrede und betonte: „Obdachlosigkeit ist nicht nur ein gesellschaftliches Problem, es ist eine soziale Krankheit. Dank der vielen Helfer und Unterstützer kann ich einen Beitrag dazu leisten, die Symptome zu behandeln. Die Behandlung der Ursachen ist hingegen Aufgabe des Staates.“
„Das soziale Engagement von Jenny De la Torre Castro sucht seinesgleichen. Sie widmet sich im Gesundheitszentrum ihrer Stiftung obdachlosen Menschen, sie nimmt sich all jener an, die niemand will, die sich oft selbst aufgegeben haben. Und sie wirkt nicht nur als Ärztin. Sie kümmert sich um die vielschichtigen Probleme ihrer Patienten. Ihr Einsatz ist wegweisend in der Obdachlosenhilfe – nicht nur in Berlin“, sagte Laudator Prof. Dr. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, bei der Preisverleihung. Er überraschte die Stifterpreisträgerin mit einer Förderung der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius in Höhe von 10.000 Euro für den Bereich Ausbildungshilfen für Obdachlose.
Jenny De la Torre Castro: Vita und stifterisches Engagement
Die 1954 in der peruanischen Stadt Nazca geborene Stifterin entwickelt schon früh den Wunsch, armen Menschen zu helfen. Denn in ihrem Heimatland herrschen Armut und soziale Ungleichheit. Über ein Stipendium kommt De la Torre Castro in den 70er Jahren für ein Medizinstudium nach Leipzig. In Berlin absolviert sie ihre Facharztausbildung zur Kinderchirurgin und promoviert. 1994 beginnt die Medizinerin auf dem Berliner Ostbahnhof obdachlose Menschen zu behandeln. Im Jahr 2002 erhält sie den Publikumspreis des Magazin SUPERillu „Goldene Henne“ in der Kategorie Charity. Mithilfe des Preisgeldes und der Unterstützung von Privatpersonen, Unternehmen und des Berliner Senats errichtet sie daraufhin die Jenny De la Torre-Stiftung, um ihr Engagement langfristig abzusichern.
Jenny De la Torre-Stiftung
Unter dem Dach der gleichnamigen Stiftung betreibt Jenny De la Torre Castro seit 2006 ein Gesundheitszentrum für Obdachlose in Berlin-Mitte. Gemeinsam mit anderen Ärzten aller Fachrichtungen behandelt sie dort seitdem Krankheitsbilder, die in Zusammenhang mit Wohnungslosigkeit stehen. Am Anfang sind viele ihrer Patienten Deutsche – inzwischen versucht das Team der Stiftung, auch vermehrt Menschen aus anderen Ländern zu helfen, die meist ohne Papiere oder Versicherung sind. Täglich werden etwa 50 bis 80 Menschen im Gesundheitszentrum behandelt und betreut. Neben De la Torre Castro setzen sich in der Stiftung 9 Menschen hauptamtlich, weitere 22 ehrenamtlich für Menschen ohne Obdach ein. Die Finanzierung der täglichen Arbeit wird überwiegend durch Spenden geleistet.
Deutscher Stifterpreis
Der Deutsche Stifterpreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zählt zu den höchsten Auszeichnungen im Stiftungswesen. Die gläserne Stele wurde 1994 zum ersten Mal und bis heute insgesamt 16 Mal verliehen. Der Preis ist undotiert.
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