In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres wurden im südamerikanischen Land Brasilien über 750.000 Fälle von Dengue offiziell bestätigt. Die Krankheit, die Fieber und Gelenkschmerzen auslöst, hat bisher 229 Menschen das Leben gekostet und damit 45% mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2014. Die Dengue-Epidemie in mehreren brasilianischen Bundesstaaten führt vermehrt zu öffentlichen Wutausbrüchen bei der gepeinigten Bevölkerung und liefert täglich live in die Wohnzimmer übertragene Beweise für den miserablen und menschenunwürdigen Zustand des nationalen Gesundheitssystems.
Es ist unbestritten, dass sich verschiedene Gesundheitsindikatoren in den letzten Jahren verbessert haben. Die Säuglingssterblichkeit im größten Land Lateinamerikas sank seit dem Jahr 2000 um die Hälfte, während die Lebenserwartung laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 66 Jahren ab Geburt im Jahr 1990 auf 75 Jahre im Jahr 2013 stieg. Brasilianer, die sich einen privaten Gesundheitsvorsorgeplan leisten können, haben Zugang zu einem der besten Gesundheitssysteme in Südamerika. Statistische Daten belegen aber, dass fast 70% der Bevölkerung das öffentliche System nutzt. Brasiliens Bevölkerung zahlt mit die höchsten Steuern in Lateinamerika, prozentual fast das Doppelte wie in Chile und fast vergleichbar mit den Steuersätzen in Großbritannien oder Kanada. Wer in einer öffentlichen Gesundheitseinrichtung allerdings einen Arzt aufsuchen will/muss, erlebt unerträgliche Zustände. Wartezeiten von bis zu 10 Stunden vor und innerhalb eines Krankenhauses sind keine Seltenheit, auf den Gängen „stapeln“ sich die oftmals verzweifelt weinenden Kranken.
Statt in das öffentliche Gesundheitssystem zu investieren, baut die Regierung lieber für zweistellige Milliardenbeträge Stadien für die Fußballweltmeisterschaft (2014) und für die Olympischen Spiele (2016). Die meisten Fußballstadien stehen leer und verfallen inzwischen bereits wieder. „Wenn die Regierung uns weniger Geld gestohlen hätte, würde man in den Krankenhäusern auch einen Arzt sehen“, so die 52-jährige Raimunda da Costa in Anspielung auf den größten Korruptionsskandal in der Geschichte des Landes (Petrobras) und löst einen Chor der Zustimmung bei über einem Dutzend in der Warteschlange stehenden Patienten aus.
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