Der in Brasilien wegen Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie angeklagte deutsche Priester Benedikt Lennartz kann auch weiterhin die Ermittlungsbehörden nicht von seiner angeblichen Unschuld überzeugen. Der 41-jährige Geistliche wurde am Sonntag von der parlamentarischen Untersuchungskommission des brasilianischen Senats „CPI da Pedofilia“ in Arapiraca im Hinterland von Alagoas zu den Vorfällen in seiner Gemeinde Craíbas befragt. Auf der Festplatte des Pfarrers waren im Mai 2009 rund 1.300 Fotos mit teilweise kinderpornographischen Inhalten sichergestellt worden, das zuständige Staatsministerium hatte Anfang April 2010 Anklage erhoben.
Lennartz hatte am Sonntag noch verzweifelt einen Antrag auf eine nichtöffentliche Anhörung gestellt, musste sich letztendlich jedoch von den rund 200 Anwesenden im restlos überfüllten Sitzungssaal erklären. Er wies die Anschuldigungen von sich und behauptete, ein Jugendlicher namens David sei für die Taten verantwortlich. Dieser sei bei ihm für Verwaltungsarbeiten beschäftigt gewesen und habe die Bilder ohne sein Wissen heruntergeladen.
1.300 Kinderpornos auf PC des Priesters
Senator Mangno Mala als Kommissionspräsident sowie die dazugehörigen Ermittlungsbeamten schenkten diesen Aussagen jedoch keinerlei Glauben, zumal auf dem Computer des Jugendlichen keinerlei Fotos gefunden wurden. Nur auf dem PC des Priesters habe sich illegales Material befunden, nur vom Computeranschluss im Wohnhaus von Lennartz seien Webseiten mit Kinderpornos angesteuert worden. Erschwerend käme hinzu, dass die teilweise kostenpflichtigen Accounts mit der Kreditkarte des Pfarrers bezahlt worden seien. Lennartz muss sich nun vor dem Hauptuntersuchungsausschuss in Brasília für die gegen ihn erhobenen Vorwürfe verantworten. „Dieser ehemalige Messdiener hat mein Vertrauen ausgenutzt, meine Kreditkarte verwendet um Nutzerkonten auf Pornoseiten zu erstellen und hat eine Seite erstellt, nur um kompromittierende Fotos von Kindern einzustellen“ versuchte sich der Geistliche erfolglos zu verteidigen. Wie latina press aus Prozesskreisen erfuhr, ist der 14-jährige weder in Arapiraca erschienen um als Entlastungszeuge aufzutreten, noch machte Lennartz nähere Angaben über den Jugendlichen. Entgegen mehrfacher Ankündigungen blieb Lennartz zudem weiterhin das angeblich vorliegende schriftliche Geständnis des Jungen schuldig.
Die „CPI da Pedofilia“ tagte von Freitag bis Sonntag in der rund 150 Kilometer von der Provinzhauptstadt Maceió gelegenen Stadt und hörte neben Lennartz auch drei weitere der Pädophilie und des Kindesmissbrauchs beschuldigte Geistliche der Erzdiözese Penedo sowie zahlreiche Zeugen an. Dabei kam es zu der überraschenden Verhaftung des 83-jährigen Luiz Marques Barbosa, der nach Auffassung der Kommission mehrere Messdiener sexuell missbraucht haben soll. Barbosa verweigerte gegenüber der Kommission mehrfach die Aussage und verstrickte sich in ein Lügengebilde. Auch dessen Fahrer und eine Hausangestellte wurden nach der Anhörung wegen Falschaussage in die Untersuchungshaft überstellt. Ehemalige Messdiener hatten zuvor die Übergriffe bestätigt und teilweise detailliert geschildert. Im Wohnhaus des Priesters waren zudem Sexspielzeug und Gleitcreme sichergestellt worden.
Spendengelder in Deutschland eingefroren
Der Fall Lennartz wird nach der ersten Veröffentlichung von latina press über die Anklageerhebung mittlerweile auch in Deutschland intensiv diskutiert. Verschiedene Tageszeitungen haben zwischenzeitlich über den Fall berichtet, auch Unterstützer veröffentlichten Stellungnahmen auf ihren Webseiten. Das zuständige Kindermissionswerk in Aachen hat zudem aufgrund des eingeleiteten Verfahrens sämtliche Spendengelder für die von Lennartz initiierte „Brasilienhilfe Padre Bene“ eingefroren. Der Geistliche lebt bereits seit 19 Jahren in Brasilien und betreut unter anderem ein Projekt für Strassenkinder in Recife im Nordosten des Landes. Auch hier kam es bereits in der Vergangenheit zu Unregelmässigkeiten, ein Ermittlungsverfahren wegen Veruntreuung von Spendengeldern ist noch anhängig.
Gegen Lennartz wird seit Mai 2009 im Rahmen der “Operation Turko” der brasilianischen Bundespolizei ermittelt. Damals waren auf dem in Brasilien populären Internetnetzwerk Orkut pornografische Fotos von Jugendlichen aufgetaucht, die von anderen Mitgliedern im Kampf gegen Pädophilie gemeldet wurden. Darunter war auch ein Account eines laut Profilangaben 14-jährigen Jugendlichen, dessen IP-Adresse, von wo aus illegale Inhalte hochgeladen wurden, zu Lennartz Wohnsitz zurückverfolgt werden konnte. Der Suchmaschinenriese Google hatte als Betreiber der Plattform zuvor mit den Ermittlungsbehörden eine Übereinkunft bezüglich der Weitergabe sensibler Nutzungsdaten getroffen, sofern die Accounts für strafrechtlich relevante Inhalte verwendet wurden.
rund 1.300 Fotos mit teilweise kinderpornographischen Inhalten sichergestellt was heißt das jetzt das 1 Foto mit kinderpornographischen inhalt war oder 400? Es ist ein ziemlich schlecht überprüfter Artikel. Wirkt für mich eher so als schleudere der Autor mit Fakten um sich, die er/sie eher vom hören sagen kennt. Letztendlich ist noch alles sehr wage und es hilft nichts eine Vermutung so einseitig zu beleuchten, solange es noch keine wirklichen Fakten gibt.
Das macht mich sehr traurig, in welchem Maße Priester das Vertrauen der Gläubigen und insbesondere der Kinder mißbraucht haben. Das schlimme ist, dass die Opfer nicht nur das Vertrauen in die jeweiligen Täter, sondern auch das Vertrauen in mich verloren haben.
Pfarrer Lennartz wird doch wohl niemandem weiß machen wollen, daß unbemerkt ein Junge die Bilder auf seinen PC kopiert hat und dieser dann auch noch seine Kreditkarte benutzt hat. Das ist ja wohl nicht billig, und es kommen ja regelmäßig Abrechnungen.