Nahezu täglich berichten die Medien über das Leid der Bootsflüchtlinge im Mittelmeer oder den Hunger der Kinder in den Zeltlagern im Nahen Osten. Die Bootsflüchtlinge aus afrikanischen Ländern und die syrischen Flüchtlinge lassen das Elend der Flüchtlinge aus Lateinamerika vergessen. Dabei leben laut der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) mehr als 28 Millionen Lateinamerikaner außerhalb ihrer Heimat. Die Menschen entfliehen der Gewalt der brutalen Jugendbanden wie den Maras, die sich insbesondere in Honduras, Guatemala und El Salvador (Mittelamerika) zu einer existenziellen Bedrohung entwickelt haben. Sie wollen aber auch der Armut entkommen. Denn Lateinamerika ist weiterhin die Region mit der weltweit größten sozialen Ungleichheit. Rund 165 Millionen Menschen leben in Armut
Da verwundert es kaum, dass viele Kinder und Erwachsene ihr Glück in der Flucht suchen. „Die Migrationsrouten über Mexiko in die USA gehören zu den gefährlichsten Strecken der Welt. Tausende Kinder und Erwachsene kommen jedes Jahr bei ihrer Flucht ums Leben“, berichtet Wolfgang Martinek, Geschäftsführer des Kinderhilfswerks NPH Österreich. Für viele andere endet die Flucht an der Grenze. Fast 260.000 Flüchtlinge haben die US-Behörden im letzten Jahr aufgegriffen. Mehr als 60.000 davon waren unbegleitete Kinder, oft erst zehn oder zwölf Jahre alt. Während die Behörden die erwachsenen Flüchtlinge in ihre Heimatländer zurückschicken, müssen sie bei Flüchtlingskindern jeden Fall individuell prüfen. Das hat im letzten Jahr dazu geführt, dass die US-Gerichte völlig überlastet waren und im Grenzgebiet zahlreiche Auffanglager für die Minderjährigen entstanden. Inzwischen leben sie oft monatelang in diesen Lagern, ohne Angehörige, ohne Bewegungsfreiheit und mit wenigen Zukunftsperspektiven. Kinder- und Jugendanwälte kritisieren den „unwürdigen Umgang“ mit minderjährigen Flüchtlingen massiv. Die Unterbringung in ungeeigneten und überfüllten Erstaufnahmezentren – ohne Obsorge und Betreuung, Schulbesuch oder Tagesstruktur – widerspräche allen kinderrechtlichen und humanistischen Prinzipien.
Universallösung zur Flüchtlingskrise gibt es nicht
Bereits im letzten Jahr forderte der amerikanische Präsident Barack Obama, in der Flüchtlingskrise den Fokus auf die Herkunftsländer zu legen. Dort müsse man auf Probleme der Instabilität reagieren und die Perspektiven für die Menschen verbessern. Auch in der Europäischen Union wird über Lösungsansätze nachgedacht: Die Stärkung der Herkunfts- und Transitländer von Flüchtlingen, die Bekämpfung von Schlepperbanden und ein größeres Engagement zur Überwindung von Fluchtursachen sind derzeit vieldiskutierte Vorschläge. Das Kinderhilfswerk Nuestros Pequeños Hermanos (NPH) setzt sich in Lateinamerika für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Not leidenden Menschen ein. Ein besonderer Schwerpunkt der Aktivitäten liegt im Bildungsbereich. „Wir müssen mehr in Bildung investieren, damit junge Menschen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, ihr Land weiterentwickeln können und es nicht verlassen müssen“, so Martinek.
NPH hilft seit 60 Jahren Not leidenden Kindern
„Nuestros Pequeños Hermanos“ wurde 1954 gegründet, um verwaisten und schutzlosen Kindern in Lateinamerika ein sicheres Zuhause zu schenken. Zurzeit leben über 3.400 Kinder in elf Kinderdörfern in neun Ländern Lateinamerikas (Bolivien, Dominikanische Republik, El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Mexiko, Nicaragua und Peru). Die Kinder leben bei NPH wie in einer großen Familie, gehen zur Schule und erlernen einen Beruf. Seit der Gründung des ersten Kinderdorfes sind schon mehr als 18.300 Kinder bei NPH aufgewachsen und haben erfahren, was Liebe und Stabilität in einer Familie bedeuten. Außerdem unterstützt die Organisation Notleidende in der Nachbarschaft der Kinderdörfer und ermöglicht nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe in den Projektländern. Diese Hilfe erreicht jährlich mehr als 120.000 Menschen. NPH Österreich ist mit dem Österreichischen Spendengütesiegel ausgezeichnet, Spenden sind von der Steuer absetzbar.
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