Während des Besuchs von Papst Franziskus auf Kuba vom 19. Bis zum 22. September 2015 wurden auf der kommunistisch regierten Karibikinsel rund 250 Demokratieaktivisten festgenommen. Dies berichtete die derzeit größte oppositionelle Organisation „Patriotische Union Kubas“ (UNPACU) der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Ein Zusammentreffen des Papstes mit der kubanischen Opposition fand trotz zahlreicher Petitionen nicht statt, auch Benedikt XVI. hatte sich bei seinem Besuch im März 2012 nicht mit den Demokratieaktivisten Kubas getroffen, sehr wohl aber mit Fidel und Raúl Castro.
In der kubanischen Hauptstadt Havanna wurden allein am 20. September 25 Mitglieder der Bürgerrechtsorganisation „Damen in Weiß“ verhaftet, um sie daran zu hindern, an der Papstmesse auf der „Plaza de la Revolución“ teilzunehmen. Das Regime versuchte so, „unbequeme“ Dissidenten von den Papstmessen fernzuhalten, richtete sich doch während der Anwesenheit des Papstes die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinde auf Kuba.
Haydée Gallardo Salazar, ehemalige politische Gefangene, war unter den 25 „Damen in Weiß“, die am 20. September 2015 verhaftet wurden. „Es war fürchterlich, wir wurden um 5 Uhr morgens verhaftet, als wir gerade auf dem Weg zur „Plaza de la Revolución“ waren. Wir wurden misshandelt, geschlagen und an den Haaren gezerrt und erst nach mehreren Stunden wieder freigelassen, in der Haft wurden wir von Beamten der Staatssicherheit beschimpft und bedroht“, berichtet sie der IGFM. „Weil ich Mitglied der ,Damen in Weiß‘ bin, wurden auch mein Mann und mein Sohn festgenommen“, so die Bürgerrechtsaktivistin, die bereits von Mai 2014 bis Januar 2015 inhaftiert war. Vorgeworfen wurden ihr „Missachtung der Autoritäten“ und „Störung der öffentlichen Ordnung“, nach Angabe der IGFM waren diese Anklagen aber fingiert, Gallardo Salazar war einzig wegen der Teilnahme an einem Protestmarsch der „Damen in Weiß“ in Haft.
Auch die Sprecherin der Organisation, Berta Soler, wurde in den Morgenstunden des 20. Septembers 2015 verhaftet. Am 8. Juli 2015 sprach sie mit einer Delegation der „Damen in Weiß“ beim Apostolischen Nuntius Giorgio Lingua vor, dem offiziellen Vertreter des Heiligen Stuhls in Kuba, und bat um eine Audienz bei Papst Franziskus. Sie erhielt daraufhin eine Einladung des Nuntius zu der Papstmesse in Havanna am 20. September, der sie aber aufgrund ihrer Verhaftung nicht nachkommen konnte. Nicht nur in Havanna, auch in Matanzas, Villa Clara, Guantánamo, Holguín und Santiago de Cuba wurden Mitglieder der „Damen in Weiß“ gewaltsam verhaftet.
Die Bürgerrechtsorganisation „Damen in Weiß“ wurde 2003 gegründet, als im Zuge des kubanischen „schwarzen Frühlings“ 75 kubanische Menschenrechtler, Journalisten und Oppositionelle verhaftet und zu Haftstrafen zwischen sechs und 28 Jahren verurteilt wurden. Die Organisation ist mittlerweile in mehreren Teilen Kubas vertreten, ganz in weiß gekleidet besuchen die landesweit rund 240 Mitglieder der Bürgerrechtsorganisation regelmäßig die Sonntagsmessen, um für ihre inhaftierten Angehörigen zu beten. Danach gehen sie schweigend durch die Straßen der kubanischen Hauptstadt, mit einer Gladiole in der einen und einem Foto des inhaftierten Angehörigen in der anderen Hand.
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