Ungewöhnlicher Besuch im Berliner Wald: Um auf die Bedrohung ihrer Heimat aufmerksam zu machen, sind Indigene aus dem Amazonas in den Tegeler Forst gekommen. Eingeladen hatte der WWF Deutschland. Vor dem ältestem Baum der Stadt, der „Dicken Marie“, überreichten die Umweltschützer ein Manifest, um den brasilianischen Ureinwohnern Rückenwind beim Kampf um ihre Landrechte und den Erhalt des größten Regenwaldes der Erde zu geben. Rund 50.000 Menschen haben den Aufruf in Deutschland unterzeichnet. „Dass uns Menschen sogar am anderen Ende der Welt unterstützen gibt uns große Hoffnung. Wir werden unsere Territorien nicht kampflos aufgeben“, sagte Sonia Guajajara vom Dachverband der Indigenen Brasiliens.
„Die Zerstörung des Amazonas geht uns alle an“, warnte Eberhard Brandes, Geschäftsführender Vorstand beim WWF Deutschland. „Zuerst trifft es die Indigenen und den Lebensraum tausender Arten, aber am Ende werden die Menschen auf der ganzen Welt die Konsequenzen zu spüren bekommen.“
Laut WWF ist der Regenwald in Brasilien so bedroht wie noch nie. Nach aktuellen Reformplänen sollen staatliche Schutzgebiete und indigene Territorien aufgelöst werden können. Nach Angaben der Umweltschützer liegen bereits heute rund 33.000 Anträge für Bergbaukonzessionen in bislang geschützten Gebieten beim zuständigen Ministerium vor. Mit den anvisierten Reformen könnten diese weitestgehend erteilt werden, so der WWF. Hunderte Naturschutzgebiete und indigene Territorien wären betroffen. Als größter Förderer für Schutzgebiete und indigene Territorien habe Deutschland eine besondere Verantwortung, dass die aktuellen Pläne der Industrielobby nicht umgesetzt werden.
Der Erhalt der staatlichen Schutzgebiete und indigenen Territorien spiele eine entscheidende Rolle für den weltweiten Arten- und Klimaschutz, so der WWF. Rund zehn Prozent aller Tier- und Pflanzenarten seien im Amazonas zuhause, daneben speichere der Regenwald riesige Mengen Kohlenstoff, die bei seiner Zerstörung den Klimawandel zusätzlich anheizen würden. Der brasilianische Teil des Amazonas habe in den vergangenen 50 Jahren bereits rund 17 Prozent seiner ursprünglichen Fläche verloren. Die Konsequenzen seien schon heute spürbar: So gehe die seit einigen Jahren im Großraum São Paulo herrschende Wasserknappheit vor allem auf Abholzungen im Amazonas-Regenwald zurück.
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