Brasiliens Gesundheitsminister Marcelo Castro hat am Mittwoch (11.) ein Dekret zur Ausrufung des nationalen Notstands unterzeichnet. Grund für diese Maßnahme ist der Ausbruch von Mikrozephalie im Nordosten des südamerikanischen Landes. Unter Mikrozephalie versteht man eine Entwicklungsbesonderheit beim Menschen, bei der der Kopf eine vergleichsweise geringe Größe aufweist. Der Kopfumfang ist hierbei 3 Standardabweichungen geringer als der Mittelwert für einen Menschen gleichen Alters und Geschlechts. Mikrozephalie geht für den Betroffenen mit einer geistigen Behinderung einher, deren Intensität vom Ausmaß und von den Begleitfehlentwicklungen abhängt. Die Inzidenz beträgt 1,6 auf 1.000 Geburten.
Laut Angaben der Behörde wurden in den letzten vier Monaten 141 Fälle von fehlgebildeten Babys in 44 Verwaltungsbezirken des Bundesstaates Pernambuco gemeldet. Vor dem Ausbruch verzeichnete der mit der Größe Portugals vergleichbare Staat etwa zehn Fälle pro Jahr. Lokale Medien berichten ebenfalls von einem Anstieg der Krankheit in Paraíba und Rio Grande do Norte. Offizielle Zahlen legte das Ministerium nicht vor.
Es ist das erste Mal seit Inkrafttreten einer Verordnung im Jahr 2011, dass die Bundesregierung eine gesundheitliche Notlage von nationaler Bedeutung ausruft. Durch den Ausnahmezustand können Sofortmaßnahmen ohne hemmende Bürokratie sofort getroffen werden, das Gesundheitsministerium hat bereits die Weltgesundheitsorganisatin (WHO) und die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (PAHO) informiert. Am Dienstag (10.) wurde durch das Ministerium das Notfallkoordinationszentrum „Centro de Operações de Emergência em Saúde“ (Coes) in der Hauptstadt Brasília aktiviert. Die Behörde bezeichnete die aktuelle Situation als „ernst und die Ausrufung des Notstandes als „gerechtfertigt“.
Update, 12. Oktober
Das brasilianische Gesundheitsministerium untersucht die Zunahme der Fälle von Mikrozephalie im Nordosten des Landes und überprüft aktuell, ob der starke Anstieg mit der Ausbreitung des Zika-Virus zusammenhängen könnte. Nachdem die infektiösen Partikel bereits im April 2015 im Bundesstaat Bahia nachgewiesen wurden, werden inzwischen offiziell Krankheitsfälle aus den Bundesstaaten Roraima, Pará, Maranhão, Piauí, Ceará, Rio Grande do Norte, Paraíba, Pernambuco, Alagoas, Bahia, Espírito Santo, Rio de Janeiro, Mato Grosso und Paraná. gemeldet. Das natürliche Vorkommen des Erregers liegt im tropischen Afrika, das Virus wird durch Stechmücken der Arten Aedes africanus, Ae. apicoargenteus, Ae. luteocephalus, Ae. vitattus, Ae. furcifer, und Ae. aegypti übertragen.
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